Seit meinem Novemberaufenthalt 2008 spielte ich immer wieder mal mit dem Gedanken von Hurhgada aus, eine „Exkursionsreise“ in den Süden des Landes zu unternehmen, wusste nur nicht - wie ich ihn in Tat umsetzen konnte.
Bei der Planung der Märzreise 2010 nach
El Gouna fragte ich vorab schon mal bei dem dort ansässigen Individualveranstalter
OOTOTO nach.
Gernot antwortete:
Im Grunde kein Problem, ich schaffe es nicht, aber frag mal unseren Mitarbeiter ob er es ggf. einschieben kann und so regelte ich die Einzelheiten mit ihm.
Nach einem Blick in dessen Terminkalender, wurden wir uns schnell einig und setzten den Termin auf Freitag den 26.- 27. März 2010 fest - Abholung 4.45h in der Früh.
Pünktlich wie die s.g. „Maurer“ stand er am Freitagmorgen vor meiner Apartmenttür, es sollte also tatsächlich losgehen – maaan war ich gespannt. (Nenne den OOTOTO-Mitarbeiter im folgenden einfach mal PG (PrivatGuide)
).
Nur ein kurzer dienstlicher Abstecher in die Makadi Bay hielt uns von der direkten Reise in Richtung Safaga ab. Kein Thema, ist es doch schon wieder einige Jahre her, dass ich in dem so beliebten Urlaubsareal war.
Kurz hinter Hurghada passierten wir den ersten Checkpoint, über dem Meer ging gerade die Sonne auf und stieg wie ein Feuerball aus den Fluten.
Später sah ich Hinweisschilder zur Soma Bay und Sharm El Naga und irgendwann nach Qena, ins Landesinnere.
Eigentlich waren 2 Tage geplant, aber aus Zeitgründen wollte ich gern auf einen verkürzen. Alles klar und los! Unsere Tour war Locker abgesprochen: Wir hatten vor, erst einmal soweit gen Süden zu fahren wie man uns ließ und die Orte, an den wir vorbei kamen, ggf. auf der Rückfahrt genauer unter die Lupe zu nehmen.
Gegen 7.15h brausten wir an Safaga vorbei und fuhren auf der sehr gut ausgebauten Straße Nr. 44, die sich von Suez bis runter in den Sudan an der Roten Meer-Küste entlang, gen Süden schlängelt.
Wie aus dem nichts tauchten zwei völlig überladene und sich gefährlich zur Straßenmitte neigende LKW`s auf, die wir mit etwas mehr Abstand als gewöhnlich überholten. Ansonsten war von Verkehr nicht viel zu sehen, was ganz sicher am „ägyptischen Sonntag“ lag.
Ob unter oder über Wasser, die Sonne lässt das Land immer wieder faszinierend anders aussehen. Gerade in dieser Gegend liegen die bizarr gezackten Gebirgszüge recht nah an der Küste. Sie leuchteten in der Morgensonne in warmen rot, beige und Brauntönen, einfach fantastisch.
PG stoppte und meinte:
Es ist Frühstückszeit und ein schönen Cafe wird uns gut tun. Sogar an belegte Stullen mit deutscher Wurst hatte er gedacht. Das nenn ich dann ja mal einen vorzüglichen Service!
Wir passierten zur Gebirgsseite hin eine kleine Beduinensiedlungen, die Menschen schliefen noch, niemand war zu sehen.
Ungefähr 60km hinter Safaga liegt links, auf der Meerseite ein kl. Ort namens Hamrawein. Eine Moschee, ein paar Läden und Häuser mehr gibt`s nicht. Aber im Hafen kann man große Kräne und Förderbänder zum belanden von Schiffen sehen. In dieser Gegend wird Phosphat abgebaut und verschifft.
Einige km weiter, lag rechts auf einen Hügel die
EcoLodge „Rock Vally“,
dann wieder ein Checkpoint an dem wir halten mussten, um drei aus Süden kommende Busse und LKW`s passieren zu lassen. Nach ca. 200m steht direckt am Roten Meer das Flamenco Hotel und ca. 2km weiter das Mövenpick Resort.
In dieser Gegend, ungefähr 2km Landeinwärts, liegt dass alte Bergbaudorf Ghost City. Die Nachfahren der Menschen die früher in den Phosphatminen geschuftet haben, arbeiten heute in Hamrawein.
Bisher kannte ich Moscheebauten immer nur mit Minarett, eben typische Moscheen. Auf der rechten Seite, kurz vor Qusier stand eine, die eher einer Käseglocke oder einem Ufo ähnlich sah.
Wir passierten die riesige von Mauern umgebene Anlage des „Resta Reff Resort – auch Resta Grand Hotels“ genannt, dessen Name ich hier zum ersten Mal las.
Immer wieder tauchten gigantische Baustellen am Meer auf. Es dauert sicher nicht mehr lange und die Küste ist von Hurghada aus gesehen, bis runter nach Berenice total zugebaut.
Ein Hinweisschild mit einem Halbkreisverkehr zeigte an, dass man rechts abbiegen muss um zum Air Port Marsa Alam gelangen. Dieser 2002 eröffnete Flughafen ist der einzige private Air Port des Landes und in kuwaitischem Besitz.
Und da die Eigentümer für alles was passiert Geld haben wollen, gibt es am Terminal bis heute keine fest stationierten Taxen, die auf Kundschaft warten.
Kurz danach ein Hinweis; dass es rechts nach Port Ghalib geht. (komme auf dem Rückweg noch mal darauf zurück)
Ich konnte mich nicht satt sehen, auf der einen Seite die Berge, auf der anderen das Rote Meer. Ungefähr hinter Safaga, bis an die sudanesische Grenze ist der Küste ein Saumriff vorgelagert, hin und wieder reichte es bis auf ca. 30 m an den Strand heran. Die Wellen brachen recht heftig am Riff und das Wassers wirkte ab und zu, als hätte jemand zuviel türkise und blaue Farbe rein gegossen.
Ein Blick auf die Uhr, es war kurz nach 8h, ein Schild am Straßenrand sagte uns: nach Marsa Alam noch 60km und nach Bir Shalaten 310 km.
Das ca. 6000 Seelendorf Marsa Alam an sich ist nichts wirklich Besonderes: Moscheen, Läden, Tankstelle, eine Fabrikhalle ein Neubaugebiet und die alten Häuser. Mehr konnte ich auf der Durchfahrt nicht entdecken, hatte aber in Vorfeld schon gelesen, dass in dieser Region bis heute Granit, Marmor und Feldspat abgebaut wird.
13 km nach Marsa Alam liegt rund 300m Landeinwärts - auf einem Hügel gelegen - das wunderschöne seit 2003 bestehende Camp "Eco Lodge Bedouin Valley", dort machten wir den zweiten, etwas längeren Stopp. Auf die Gelegenheit hatte ich gewartet, genau dieses Camp wollten wir uns genauer ansehen.
Wir bogen nach rechts von der Hauptstraße ab, wurden sehr nett empfangen, konnten uns frei bewegen und schauen.
Absolut berauschend ist - der eine Blick, zum Roten Meer über die gesamte Tondoba Bay und auf der anderen Seite, zu den Bergen.
Unterkünfte: die Lodge bietet 12 Chalets und 22 Bungalow`s, - alle mit Meerblick an. Jede Wohneinheit ist mit einer kl. Terrasse, eigenem Bad und einem zweckmäßigem, sehr sauberen Schlafraum, mit zwei Einzel stehenden Betten, mit Nachtischen, einem Schrank, 2 Stühlen und Spiegeltisch ausgestattet.
Für Familien gibt es 3 größere Einheiten, um ggf. ein Beistellbett dazu zustellen. Vor den Unterkünften sind kl. Beete angelegt, in den vereinzelt sogar Melonenpflanzen wachsen. Es muss wunderbar sein an diesem Ort einen Sonnaufgang zu beobachten.
und es wachsen sogar Melonen vor der Haustür!!
Verpflegung - Buchbar ist: Ü + Frühstück (lohnt aber nur mit fahrbarem Untersatz, da weit und breit nichts ist) Halb- und Vollpension. Letzteres kostet: in den Bungalows 25€ p. P. und in Charelts 30€ p. P.
Dazu gehören: Die Nutzung der ca. 300 m entfernten, direkt am Meer liegenden Tauchbasis, Strandnutzung mit Liegen, Duschen, WC und nicht zu vergessen eine nette Strandbar.
Ein hervorragendes Hausriff zum Schnorcheln, SchnupperTauchen und Tauchkurse (VDST, CMAS, PADI 5* IDCenter). Und das berühmte Dolfin-House ist ganz in der Nähe. Soviel ich weiß wird die Tauchbasis von der Meeresbiologin Constanze Conrad, ihrem ägyptischen Mann und deren Team geleitet.
Wir wollten weiter und das herrliche Meer begleitete und zur Linken Seite in Richtung Süden. Kurz hinter Marsa Alam beginnt schon das Naturschutzgebiet „Wadi El Gimal“.
Am Wegesrand kam ein Beduinenpapa mit seinen vier Sprösslingen lang gelaufen. „Bitte halt mal kurz an“ rief ich. Zuerst trug der Herr Papa nicht die Typische, vor der Sonne schützenden „Hatteh oder auch Hatta“ (weiße Kopfbedeckung). Keine 30 sek. Später hatte er sein „weißes Tuch“ um den Kopf gebunden.
Die Kinder mit ihren, vom Staub der Wüste fast starren Haaren, freuten sich mit strahlenden Gesichtern über die kl. Tafeln Schokolade und bunten Stofftierchen. Winkend verabschiedeten wir uns und fuhren weiter.
In Gedanken versunken überlegte ich, wie es wohl bei der Beduinenfamilie zu Hause aussehen mochte, wie ihr Tagesablauf sein könnte, als uns ein in Fahrrichtung laufender Mann in voller Unform und Stiefeln an den Füßen am Straßenrand auffiel. Wir waren schon an ihm vorbei, als ich spontan meinte: Lass ihn doch mit uns fahren. PG stoppte, der Mann verstand sofort, kam angelaufen und setzte sich nach hinten, sichtlich erleichtern ich mehr laufen zu müssen.
Er begrüßte uns herzlich, aber sehr schnell merkten wir, dass mit "Sprache" allein nicht viel zu erreichen war. Er wollte wissen wo wir herkamen. Aus Hurgahda – El Gouna antwortete PG. Der Gute hatte von diesen beiden Orten noch nie etwas gehört.
So rollte unser Auto mit seinen „Wortlosen Passagieren“ ca. 15 km über die Wüstenpiste, als unserer „Anhalter“ plötzlich andeutete, dass er raus wollte. Wir passierten gerade den kl. Ort Abu Ghusun, der scheinbar nur aus ein paar fabrikähnlichen Häusern, einer Moschee und einer Militärstation besteht. Der Mann stieg aus, bedankte sich und wir fuhren weiter.
Irgendwie bekommt man auf so einer Reise in den Süden das Gefühl, mit jedem km immer mehr in eine andere, ungemein beruhigende Welt zu entrücken. Es gab so viele wunderbare Augenblicke, die ich lange nicht alle beschreiben kann. Zum Beispiel kann man in dieser Gegend ganz einfach und spontan anhalten und ans Meer gehen. Solche Gelegenheiten sucht man in Hurghada vergeblich.
Zuerst dachte ich an eine Fatamorgana und war völlig aus dem Häuschen" als ich rechts in der Wüste „mein erstes“ wildes junges Kamel entdeckte.
Kurz darauf tauchten auf der Meeresseite die ersten Mangroven auf und wieder stiefelten wilde Kamele durch den weißen Sand.
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