Schon bei der Planung meiner Kairoreise im November 2009 hatte ich einen, ggf. seltsamen Wunsch, ich wollte die koptischen Kirchen „St. Samaan“ in den Moqattambergen besichtigen. Wie man dort hin kam konnte ich nirgends richtig erlesen und auch sonst ließ sich in den herkömmlichen Infoquellen nicht viel rausbekommen, erst jetzt glaube ich ein bisschen mehr zu wissen warum:
1. Welcher normale Tourist will schon in die Gegend einer Stadt, die vom Müll „beherrscht“ wird, von denen es sechs an der Zahl in der Stadt gibt.
2. Das Müllviertel
Manschija Nasser am Moqattamberg und die Kirchen gehören einfach zusammen, da dieser Ort die heilige Zufluchts- und Pilgerstätte u. a. der dort wohnenden Bewohner sind. St. Samaan ist eine Pilgerstätte geworden, die Gläubige aus dem gesamten Land anzieht.
3. Jeder, der den koptischen Kirchenkomplex St. Samaan sehen will, der muss durch einen Teil von
Manschija Nasser, eine andere Zufahrt gibt es nicht. Ggf. erinnert sich der ein oder andere an die Schreckensmeldung vom 6./7.9.2008: "Felsabsturz begräbt Slumbewohner in Kairo". Damals erklärte ein Minister:
Das gesamte Wohngebiet wird in den nächsten Monaten komplet geräumt. Vor ein paar Wochen war alles wie immer und seit das Jahren.
Vom Koptischen Viertel kommend, bogen wir hinter der Zitadelle rechte Hand auf eine breite Straße ab, die sich recht schnell in enge Serpentinen verwandelte und uns immer weiter nach oben führte. Von ihr aus bot sich hin und wieder - an diesem Tag - ein herrlicher Ausblick über Kairo.
Wir hatten wirklich Glück, denn das ist nicht immer so, meist versperrt der Smok die Sicht. Und weil man von Oben besser sehen kann – gibt es hier auch einiges an militärischen Anlagen, deshalb sollte man mit Fotostop`s sehr vorsichtig sein.
Irgendwann erreichten wir das „Wohngebiet“, durch die hohen Häuser und die engen unbefestigten Gassen wurde es dunkler.
Unser Weg führte durch „schmutzige“ engen Straßen immer weiter nach oben, als sich völlig unerwartet eine andere Welt auf tat.
Es wurde hell, wo eben noch Berge von Müll und Plastikresten die Fahrbahn säumte, herrschte nach einer Toreinfahrt, mit einemmal ungeahnte, überraschende Sauberkeit. Als erstes sah ich die, in die schroffen Sandsteinfelsen gehauenen Jesus und Heiligen Figuren und hatte das Gefühl, sie blickten auf uns herab.
Geschaffen wurden sie von Mariusz Dybich, einem 1970 in Krakau geborenem Polen, der vor gut 10 Jahren nach Ägypten kam und heute gemeinsam mit seiner ägyptischen Frau und seinen 2 Töchtern hier in Kairo lebt. Inzwischen zieren knapp 60 in die Sandsteinfelsen gefräste und bemalte Reliefs die Umgebung des Zentrums.
Gruppen von jungen Leuten spielten auf einem Platz, ganz Familien machten an eigens dafür geschaffenen überdachten, stufenförmig angeordneten Pilgerplätzen Picknick.
Rückblick:
In den frühen 70er Jahren begannen die Moqattam Bewohner oberhalb ihrer Siedlung die wieder entdeckten, im 4 Jh. dort in verlassene Steinbrüche erbauten Felsenkirchen, freizulegen.
Betuchte koptischen Christen engagierten sich und so entstand ab den 90er Jahren nach und nach ein riesiges religiöses Zentrum zu Ehren von St. Samaan.
Heute, gibt es hier zum Beispiel unter einem riesigen. Felsvorsprung eine Kirche in Form eines Amphitheaters, die ca. 15.000 Menschen, auf 10.000 qm² Sitzfläche bietet. In dieser Kirche werden u.a. auch die wiedergefundenen Reliquien des St. Samaan in einem Glaskasten aufbewahrt.
Leider gab meine Camera es nicht her, im Inneren Bilder zu machen. Aber auch die anderen Höhlenkirchen bieten in gleicher Bauweise, sehr vielen Besuchern reichlich Platz. Es ist einfach sehr beeindurckend dort zu stehen und zu sehen.
Wer indiuviduell nach Kairo kommt, sollte sich diese Kirchen u. Klöster unbedingt mal ansehen. Manko: Es ist leider nicht nicht immer leicht - einen Fahrer zu finden, der einen dort hin fährt. Aber wenn es klappt, dann lohnt es sich.