Reiseforum - Reiseberichte

Alle berichten doch immer, sowas ist doch gefundenes Fressen. Ich hatte die letzten 1 1/2 Tage Gelegenheit mal zu sehen was so von morgens bis abends läuft. Ich habe wirklich nur Ägypten geschaut und mich so manches mal sehr gewundert.

Da lob ich mir Gesprächsrunden wie z.B. mit Schollatur usw.

Aber der Mensch braucht halt das hautnahe Blut. Welch Katastrophe als gestern für kurze Zeit keine Livebilder mehr kamen.

Und das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, bezeichnet bei den Freitagsgebeten in Teheran den Aufstand in Ägypten als "Islamische Befreiungsbewegung".

Na dann herzlichen Glückwunsch und 1979 nicht vergessen.

Ratschläge von einem Despoten zu einem anderen ...


+++ Berlusconi verteidigt Mubarak +++




[12:20] Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hält Mubarak für den richtigen Mann, um Reformen in Ägypten anzuführen - anhaltend heftiger Proteste des Volkes zum Trotz. Im Rahmen des EU-Gipfels in Brüssel sagte er, der ägyptische Staatspräsident müsse die Zukunft des Landes regeln. "Ich hoffe, dass es in Ägypten einen Übergang zu einem demokratischeren System ohne Umsturz geben kann, mit einem Präsidenten wie Mubarak", so Berlusconi wörtlich.

Zitat von »Sussu«

Ägyten ist nicht Tunesien, die ticken noch anders dort. Ich glaube, das daueurt noch ne weile bis zum brodeln.Die haben zwar Sympatie mit dem tunesischem Volk, aber sie sind noch weit enfernt von Revolution in Arabien

Und wie man sich täuschen kann. Das ging dann doch alles deutlicher schneller als gedacht. Wobei es im Moment eher nach Bürgerkrieg, denn Revolution aussieht.

Hier wollen die Demonstranten heute hin:

"Die Ägypter fühlen sich vom Westen im Stich gelassen"

Der Deutsch-Ägypter Hamed Abdel-Samad gilt als einer der profiliertesten Islamismus-Experten des Landes. Als in seiner alten Heimat Ägypten die Massenproteste gegen das Regime von Hosni Mubarak losgingen, flog der in Augsburg ausgebildete Politikwissenschaftler sofort nach Kairo, um an den Demonstrationen teilzunehmen und darüber nach Deutschland zu berichten. ... Quelle und mehr interessantes

Zitat von »angie«

Hier wollen die Demonstranten heute hin:

Ist das nicht der wunderschöne Abdeen Palast?

Genau!

Es wird zwar immer vom "Präsidentenpalast" in den Medien geredet, aber gemeint ist dieser.

Ja, aber dort soll es im Obegeschoss nur ein paar Zimmer für hochrangige Gäste geben, mehr nicht, der Rest ist Museum. Ich hoffe, das sie das Haus, egal wer es bezahlt hat nicht zerstören.

Ich hab mir den Palast angesehen, einfach wunderbar. Schaut selbst

Ohne Worte ;(

Auf Al Jazeera sehe ich Omar Sharif unter den Demonstranten...

Zitat von »tequila«

Der Initiator mit den Pferden und Kamelen muss wohl einer der Haupttouristikunternehmer Kairos gewesen sein wird behauptet. Der hat wohl den Daumen auf das was um die Pyramiden herum passiert.

Das dürfte dann wohl der Ex-Innenminister Adli sein. Einer derjenigen, die jetzt nicht mehr ausreisen dürfen und vor Gericht sollen. Dieser hat beispielsweise "beste Beziehungen" zum altehrwürdigen Mena House der Oberoi-Kette, direkt an den Pyramiden gelegen. Deswegen sind da ja auch fernsehwirksam schon vergangene Woche, direkt am Kreisverkehr, Panzer aufgezogen - angeblich, um die Pyramiden zu schützen. (Natürlich nicht das Mena House, da wurde nicht ansatzweise von gesprochen.)

Die Pferde und Kamele sind direkt hinter dem Mena House, bzw. dessen Golfplatz stationiert (so ein Zufall). Hier mal ein Bild:



Und noch mal von oben mit dem Mena House:





Der ebenfalls geschasste Tourismusminister und auch demnächst vor Gericht stehende, Herr Garranah, hat gute Verbindungen zu dem Milliardär, Bauunternehmer und Hotelbesitzer (u.a. Kempinski) Talaat Mustafa. Dieser wurde bei uns bekannt durch seine Liason mit dem Popsternchen Suzanne Tamim, was für diese allerdings nicht so gut ausging.

Herr Talaat Mustafa wiederum hat beste Beziehungen zu einem gewissen Herrn Faraq aus Luxor, der seines Zeichens Gouverneur dort ist und schon mal dafür sorgt, daß es eine Baugenehmigung in exponierter Lage gibt.

Jetzt bin ich ja mal gespannt wie es in Luxor mit dem Masterplan weitergehen wird.

Zitat von »Sternedieb«

Zum Thema Armee in SSH und den Gerüchten um Mubarak, dass er in SSH sein (siehe Post von angie) könnte passen. Angeblich befindet er sich im Maritim Jolie Ville Golf Hotel oder war zumindest eine Zeit lang dort. Das sind allerdings wirklich nur Gerüchte, die wahrscheinlich keiner bestätigen wird.

Der Besitzer des Jolie Beach - Hussein Kamal El Din Salem ist übrigens geflohen und wurde angeblich in Dubai mit 500.000.000 US Dollar erwischt.

Der hier von Sternedieb erwähnte Herr Salem hat ebenfalls einen ausgezeichneten Draht zu dem Herrn Faraq aus Luxor. Da werden dann schon mal ein paar lästige Fellachen, die im Weg sind, "umgesiedelt", um den eigenen Hotelkomplex erheblich zu vergrößern.

Und zu den Sawiris gibt es hier einen interessanten Artikel:

Die Sawiris: zwischen Kumpanei und Opposition

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/u…/story/11399933

Interessant ist dabei, daß auch die Sawiris "gut bekannt" sind mit dem geschassten Tourismus-Minister, genau wie der Herr Mustafa.

bitte verzettelt Euch nicht in Mutmaßungen. Gerüchte und Halbwahrheiten werden schnell umgedeutet.

Das sind keine Gerüchte und Halbwahrheiten.

Die Verbindung zwischen Herrn Mustafa und dem Ex-Tourismusminister kann hier beispielsweise nachgesehen werden:

http://www.sueddeutsche-tv.de/index.php/…n-in-kairo.html

Zu Talaat Mustafa kannst Du hier mal schauen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hischam_Talaat_Mustafa

Das geplante Projekt in Luxor ist auf seiner Homepage zu bewundern usw.

An den vergangenen Tagen haben 160.000 Ausländer das Land verlassen so berichtet es die Kairoer Nachrichtenagentur
Mena - sie beruft sich auf die Aussage des Flughafens.
In dieser Zahl sind allerdings nicht die Touristen enthalten, die aus der Region am Roten Meer abgereist sind (Sharm el Sheikh,
Hurghada und aus der Mittelmeermetropole Alexandria.

Milliarden Schaden für die ägyptische Wirtschaft. Jeder Protesttag kostet das Land demnach umgerechnet rund 230 Millionen Euro.

Quelle

Ich möchte zwischendurch einmal kurz an einem Beispiel bzw. einer Momentaufnahme beschreiben, wie ausgehungert sehr viele Ägypter nach Informationen und Eindrücken von "draußen" sind. Vielleicht ist es dann für Außenstehende leichter verständlich, warum viele Menschen sich in Ägypten gegen das Regime und die Einschränkungen im alltäglichen Leben auflehnen.

In den letzten Tagen war ich zwecks eines internationalen Meetings in der Türkei. An diesem Meeting sollten und wollten auch 2 ägyptische Geschäftspartner/ Kollegen von mir teilnehmen. Ein Hoteldirektor und sein Küchenchef. Beide sind wundervolle Persönlichkeiten, hoch engagiert und mit dem Talent ausgestattet, aus dem Wenigen, was sie in Ägypten zur Verfügung haben, viel zu machen und sich nicht zu beklagen, sondern Lösungen zu suchen. Immer zum Wohl der Gäste, mit teils erstaunlicher Kreativität.

Zunächst war die Visabeschaffung für die Türkei ein großes Problem. Türkische Staatsbürger benötigen für die Einreise nach Ägypten kein Visum, aber ein Ägypter, der in die Türkei möchte, benötigt eine offizielle Einladung mit Kostenübernahmeerklärung für alle Eventualitäten und eine Buchungsbestätigung des Hotels, muss seine Kontoauszüge vorlegen und persönlich bei der türkischen Botschaft in Kairo erscheinen, wo er dann nach gut 6 Stunden Wartezeit unter unmenschlichen Bedingungen peinlich genau befragt wird, warum er als Araber denn unbedingt in die Türkei will. Das alles haben die beiden auf sich genommen, nur um für ein paar Tage in die Türkei zu kommen.

Für beide war es das erste Mal, daß sie ihr Heimatland verlassen haben. Und sie haben es genossen, alle Eindrücke wie ein Schwamm aufgesaugt. Bevor sie sich z. B. am (für türkische Verhältnisse normalen) Hotelbuffet bedient haben, konnte durchaus eine Stunde vergehen. Zunächst musste schließlich jede Kleinigkeit fotografiert und diskutiert werden. Anstelle sich wie andere Teilnehmer des Meetings in der knappen Freizeit zum Ausruhen aufs Zimmer zurückzuziehen, wurde ein ums andere Hotel in der Nachbarschaft besichtigt.

Das alles mit den Sorgen um die Familie im Hinterkopf (beide haben ihre Familien in Kairo), ohne Kommunikationsmittel (Handynetz und Internet war ja gesperrt bzw. ist es immer noch), aber dennoch mit glänzenden Augen und fast kindlicher Freude. Dabei aber immer mit einer sehr höflichen Bescheidenheit und sehr viel Dankbarkeit. Wer weiß schon, ob die beiden es in den nächsten Jahren noch einmal schaffen, ihr Land zu verlassen. So wurde jede Sekunde genutzt, um möglichst viel an Ideen und Eindrücken mitzunehmen. Auch ein Supermarktbesuch durfte nicht fehlen. Beladen mit Tüten voller Kräuter und Gewürze zur Bereicherung der ägyptischen Hotelküche kamen die beiden zurück.

Ich wünschte, jeder der Meetingteilnehmer hätte sich nur 1/8 von dem mitgenommen, was meine beiden Ägypter in ihren Köpfen und Koffern mit nach hause genommen haben.

Als die Lage in Ägypten sich zunehmend zuspitzte und in der Straße des Küchenchefs auch noch eine Bombe explodierte (zum Glück blieb die Familie unverletzt), sind die beiden vorzeitig abgereist, um ihre Familien aus Kairo hinauszuholen und in einer touristischen Enklave in Sicherheit zu bringen. Die Möglichkeit haben sie ja immerhin - im Gegensatz zu den "Durchschnittsägyptern".

Ich kann dem ägyptischen Volk nur Freiheit und Frieden wünschen.

Hallo Sina, für diesen wunderbaren Bericht.

Ich war jetzt 4 tage im Krankenhaus, war nicht so geplant, habe im Krankenhaus N24 gucken dürfen, aber ohne Ton, habe meinen Text so dazu gedacht. Ich fühle mich mit dem ägyptischem volk so nahe, weil wir über die letzten 15 jahre so viele freunde hier haben. Ich habe auch in CCN, BBC, TNV,N24,ARD,ZDF und in mit meinem Krankenhaus im TV so viele Tote und verletzte gesehen.

Ich hoffe, das da bald Ruhe einkehrt mit einer Regierung, wie das Volk es will