Mein Opa hat sich nach dem Einmarsch und der Besetzung (Kriegsende) in unsere Kleinstadt schnell mit den Engländern engagiert, die dort stationiert wurden. Er zeigte ihnen auf, über welche Wege Lebensmittel und andere Güter zu beschaffen sind, Güter die auch die Engländer benötigten, weil der Nachschub nicht durchgängig funktionierte.
Schon nach wenigen Wochen wurde ihm (als Deutscher) die Verantwortung für die Kantine übertragen, danach auch für das britische Offiziers-Casino. Zudem blühte ein aktiver Tauschhandel. Die Briten benötigten Kohle um zu heizen, Benzin für die Fahrzeuge und vieles mehr. Mein Opa beschaffte die Produkte mit seinen Beziehungen. Im Gegenzug erhielt er dafür Lebensmittel und andere Güter für den täglichen Bedarf. Die Familie partizipierte davon, wir verfügten über genügend Lebensmittel, uns ging es gut !
Während andere Bürger im Ort immer noch die Briten als feindliche Besatzungsmacht betrachteten, hatte sich mein Opa längst mit den Engländern angefreundet und solidarisiert.
Ähnlich ist es ihm im Krieg ergangen. Während andere an der Ostfront ums überleben kämpften, konnte mein Opa den Krieg im Golf von Neapel "genießen". Er war dort beim Bündnispartner Italien stationiert. Keine kriegerischen Auseinandersetzungen, immer gutes Wetter, immer ausreichend verpflegt, die Bürger in Italien sahen die Deutschen Soldaten nicht als Feinde an.
Mein Opa hat für sich betrachtet immer gesagt, "ich habe unter dem Krieg kaum gelitten". Heute würde man sagen, "mit dem richten Netzwerk, mit etwas Glück, mit Engagement und Kreativität" aus der schlechten Situation, das beste gemacht.
Positiver Einzelfall ? Mag sein, aber so war es eben.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »WXYZ« (10. Mai 2015, 12:10)