"Auge um Auge" - ein heikles Thema, das betroffen macht und zu gegensätzlichen Meinungen geradezu herausfordert.
Dieses Zitat aus dem Alten Testament wurde nicht nur im Mittelalter als Rechtfertigung für Todesstrafe, Folter und Verstümmelungen verwendet – wie man sieht. Ich habe mal gehört, dass nämlich genau diese Stelle aus der Bibel völlig aus Zusammenhang gerissen und fehlerhaft übersetzt worden sein soll.
Hier geht es wirklich darum, was passieren sollte, wenn einer einem anderen körperlichen Schaden zufügt. In der Übersetzung wurde „für“ für das hebräische Wort "tachat" benutzt, obwohl es eigentlich "anstelle" heißen müsste. Das bedeutet also, dass der Schädiger dem Geschädigten für das Erlittene eine angemessene Entschädigung geben muß.
An einer anderen Stelle der Bibel (ich bin nicht bibelfest und weiß nicht wo) wird ausdrücklich gesagt, dass die Höhe der Entschädigung durch einen Richter festgelegt werden soll, um eine weitere Eskalation zu verhindern. In der Regel war Gold oder andere Wertgegenstände gemeint und keine Augen. Die Scharia gehört auch mal überarbeitet.
Ich denke auch, dass es ein großer Fortschritt ist, dass in einem frauenverachtenden Staat einer Frau ein recht zugesprochen wurde, dass nur Männern zusteht. Das lässt hoffen.
Abgesehen davon, glaube ich nicht, dass die Frau ihr wahres Seelenheil darin findet, wenn sie dem Täter das gleiche antut. Die Zeit vergeht, sie bleibt weiter entstellt und ist gefangen in ihren Ängsten und ihrer Wut. Wenn ich mich nicht irre, wurden ihr 20 000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Die hat sie ausgeschlagen nur für ihre Rache.
Besser wäre das Geld angelegt für einen Neustart mit professioneller psychologischer Begleitung, die sie doch nicht einmal selbst bezahlen müsste. So stellt sie halbwegs ihre Ehre wieder her indem sie sich am Täter rächt, kehrt nach Spanien zurück und liegt dort der Bevölkerung auf der Tasche. Soviel zum Thema Ehrgefühl.