Nachdem wir nun den Sommerurlaub am Bodensee hinter uns und in der Gesamtheit bisher etwa 3.600 Kilometer mit dem Niro EV zurückgelegt haben ein weiterer Zwischenbericht zu unseren Erfahrungen mit dem E-Auto.
Für den Urlaubstrip an den Bodensee habe ich natürlich vorab nachgesehen ob und wenn ja wo am Urlaubsort Ladestationen vorhanden sind. Bei zehn Ladestationen im Umkreis von rund zwei bis drei Kilometern um das Hotel herum war schnell klar, dass dies kein Problem darstellen wird. Dass in Uhldingen-Mühlhofen auch noch ein 50-KW-Schnelllader vorhanden ist, rundete das Bild (zu diesem Zeitpunkt) ab.
Berufsbedingt kam ich vor einigen Wochen in den Genuss die "Motorworld" in Böblingen am alten Flugfeld zu besichtigen.
Da die Anfahrt zum Urlaubsort auch schon ein erster Urlaubstag sein darf, haben wir eben, bereits knapp eine Stunde nach Start, die erste Pause eingelegt. Wenn ich nun schon halte, so dachte ich, dann lade ich das Wägelchen auch gleich wieder voll. Die Navigationssoftware von KIA hat auch diverse Ladestationen rund um die Motorworld angezeigt. Die gibt es auch, aber finden muss man die dennoch. Das stellten wir sehr schnell fest. Die Ansage "sie haben ihr Ziel erreicht" war mehrmals zu hören aber die Ladestation beim Vorbeifahren nicht sichtbar oder auch mal durch einen Verbrenner belegt.
Damit bin ich bei zwei Problemen die E-Mobilisten leider immer wieder vorfinden. Die Ausschilderung und Kennzeichnung mancher Ladestationen sind derart versteckt, dass sie nicht immer leicht zu finden sind. Dass dann auch noch Verbrenner die Station als Parkplatz nutzen macht das Ganze nicht einfacher.
Sei es wie es ist, das Auto konnte hinter einer Porsche-Vertragswerkstätte während unseres Aufenthaltes geladen werden und wir schlenderten durch die Motorworld. Solltet ihr mal in die Gegend kommen und Zeit haben. Es lohnt sich. Kostet keinen Cent und selbst als Fahrer eines E-Autos schaut man sich doch gerne die Lamborghinis, Bentleys und viele weitere Luxuswägelchen und Oldtimer doch auch gerne mal an.
Von Böblingen aus ging es weiter über die "rauhe" Alb. Da ich im Navi die ökonomischste Streck eingegeben hatte führte der Weg nicht zurück über die Autobahn sondern über Land. Nicht die schlechteste Wahl, finde ich. Kein Stau aber reizvolle Landschaft. Ich sag nur vorbei an der Hohenzollernburg in Hechingen oder dem imponierenden Schloss in Sigmaringen, es gibt schon schöne Strecken in Deutschland.
Frisst das Wägelchen bei Tempo 120 auf der Autobahn so zwischen 20 und 22 kWh je 100 Kilometern so sinkt der Verbrauch bei Fahrten über Land auf 16 bis 17 kWh. Von daher war die Routenführung schon korrekt.
Am Bodensee angekommen wollten wir eigentlich erneut das Auto laden und die Zeit nutzen um an der Seepromenade in Ünerlingen zu flanieren und gemütlich einzukehren. Guter Gedanke aber nicht umzusetzen. Auch hier wieder das altbekannte Problem - wo sind die Ladesäulen und sind diese frei???
Im Parkhaus in der Nähe des Bodensees befinden sich tatsächlich zwei Ladepunkte, die Hinweise auf die Säulen natürlich hundsmiserabel, aber was nutzt es, wenn beide belegt sind. Immerhin war ein Elektroauto dabei das dann auch tatsächlich geladen hat. Nachdem die Stadt an diesem Sonntagnachmittag total überfüllt war und innerorts ein Verkehrschaos sondergleichen herrschte, sind wir nach dem missglückten Abstecher direkt an das Hotel gefahren und haben eingecheckt.
Während meines Aufenthaltes am Bodensee habe ich dann zwei Ladevorgänge in Uhldingen-Mühlhofen an Säulen der EnBW und an einem Schnellader von EWEGo unternommen. Die Tarife der EnBW waren mit 61 Cent je kWh zu teuer und ich habe auf die Apps von Maingau und EWEGo zu 54 Cent je kWh zurückgegriffen. Der Ladevorgang ist immer recht einfach, Säule auswählen (alternativ per Scan) einstecken und laden.
Am Tag vor der Heimreise wollte ich den Niro nochmals auf mindestens 80 % Akkustand bringen und bin deshalb an den Schnelllader der EnBW in Uhldingen gefahren. Dort durfte ich dann ein Problem kennenlernen das wohl auch noch viel zu häufig auftritt. Ladeabrüche bzw. eine defekte Ladestation.
Das braucht dann doch kein Mensch und so musste dann als Alternative ein Schnelllader in Überlingen herhalten. Das passiert mit einem konventionellen Fahrzeug natürlich nicht.
Die Heimfahrt führte wieder über die Alb und zu Hause kamen wir mit einer Restreichtweite von 60 Kilometern an. Dank der Photovoltaikanlage stehen inzwischen wieder 350 Kilometer kostenlose Fahrtkilometer zur Verfügung. Einen Stop haben wir auf der Rückfahrt nicht eingelegt.
Fazit:
Die Ladekosten für die Urlaubsfahrt an den Bodensee und zurück, die Ausflüge nach Bregenz und Sigmaringen schlugen mit rund 50 € zu Buche. Vorher und nachher konnte das Auto mit der PV-Anlage kostenlos geladen werden.
Nach unserer Erfahrung bedarf es mit einem Elektrofahrzeuge schon einer etwas besseren Vorbereitung einer Urlaubsreise als mit einem Verbrenner. Man macht sich natürlich Gedanken wo und wann geladen werden kann. Der Aufwand ist aus meiner Sicht aber überschaubar.
Es gibt Unwägbarkeiten wie z.B. eine defekte Ladesäule. Dessen sollte man sich bewusst sein und seinen Ladestop nicht auf die letzten Kilometer an Restreichweite hinauszögern.
Die innerörtlichen Beschilderungen für Ladestationen dürfen gerne auch auf den ersten Blick erkennbar sein. Mit Tempo 20 nach einer Ladesäule Ausschau zu halten macht dem Fahrer des Elektrowägelchens keinen Spaß und den dahinter fahrenden Automobilisten sicherlich auch nicht.
Am ärgerlichsten ist es aber, wenn der Platz an den Ladestationen durch Verbrenner blockiert ist.
Das kann auch ein noch so tolles Navigationssystem nicht auf dem Schirm haben und Frust ist vorprogrammiert. Da gönne ich jedem Blockierer sein Knöllchen.
Alles in allem waren die Fahrten während unseres Urlaubs dennoch sehr entspannt. Glaubt mir, ein Elektroauto zu fahren, das entschleunigt. Denn ehrlich - obich am Urlaubsort 20 oder 30 Minuten später ankomme - so what, wir sind doch in Urlaub und haben Zeit.
Bisher haben wir also den Umstieg noch in keinster Weise bereut und hoffen, dass es auch zukünftig so bleibt.