Ich kann jeden Menschen verstehen, der versucht durch Flucht sein eigenes Leben und das seiner Familie zu retten. Mit Sicherheit sind die wenigsten Flüchtlinge aus Syrien oder auch Afghanistan Wirtschaftsflüchtlinge. Das sind Menschen die vor Kriegen flüchten und für die unser reiches Land Hilfe bereitstellt und auch weiter bereitstellen sollte.
So geht es mir auch. Die Strapazen und lebensgefährlichen Risiken der Flucht nimmt niemand auf sich, der in seiner Heimat nicht ernsthaft in Gefahr ist. Ob sich alle darüber im Klaren sind, dass ihnen das größte "Abenteuer" noch bevorsteht, wenn sie erstmal in Europa angekommen sind und sich in den Alltag integrieren müssen, für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen müssen... das sei mal so dahingestellt. Nicht jeder wird das schaffen oder schaffen wollen. Wir alle sollten bzw. müssen dabei im Rahmen unserer Möglichkeiten Unterstützung leisten und den Flüchtlingen überhaupt eine Chance zur Integration geben. Jeder so, wie er kann, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Und jeder kann im Kleinen etwas dazu beitragen, dass es mit dem Zusammenleben auch funktioniert. Damit meine ich ausdrückliich nicht, dass man in einer Art des blinden Aktionismus 50 Butterbrezeln in einer 50 km entfernten Erstaufnahmestelle spendiert, um sein Gewissen zu beruhigen und auf die Barrikaden geht, wenn in der Nachbarschaft Flüchtlinge untergebracht werden sollen - das ist extrem scheinheilige und schäbige Schleimerei. Ich meine vielmehr die Hilfe im kleinen Rahmen, im normalen Alltag, im unmittelbaren Umfeld. Verständnis dafür haben, wenn neue Mitbürger, für die hier alles neu und unbekannt ist, gewisse Dinge nicht von jetzt auf gleich verstehen (können) und sich aus Unkenntnis vielleicht nicht immer so verhalten, wie wir es gewohnt sind. Verhalten wir uns im Ausland immer den jeweiligen Gepflogenheiten entsprechend?!? Kennen wir die ungeschriebenen Gesetze der Länder, in denen wir zu Gast sind, überhaupt??? Wollen wir sie überhaupt kennen?!?
Nach meinem Empfinden werden bei uns die Flüchtlinge erst viel zu spät über die "Do's" und "Dont's" hierzulande informiert. Eigentlich erst, wenn das Asyl bewilligt wurde. Dann haben sie offiziell Anspruch auf Integrationskurse, Deutschunterricht, etc.. Aber wie viele Monate vergehen bis dahin?!? Wieviel wertvolle Zeit verstreicht und wie lange werden die Menschen mehr oder weniger orientierungslos von A nach B nach C, D, E, F, etc. geschickt und dazu gezwungen, mehr oder weniger vor sich hinzudümpeln?!?
Viele Flüchtlingsinitiativen haben mittlerweile Flyer oder "Gebrauchsanweisungen für Deutschland" entwickelt, die teilweise an die Flüchtlinge verteilt werden. Da stehen mal mehr, mal weniger sinnvolle Sachen drin. Tipps zum kostengünstigen Einkaufen (Wo bekommt man im Discounter billige Cola? Welches Noname - Duschgel ist ok? Ist das Leitungswasser in Deutschland trinkbar? Was sind gute und günstige Alternativen zu international bekannten Markenprodukten?), keinen Müll auf die Straße werfen, Männer bitte im Sitzen pinkeln, gleiche Rechte für Männer und Frauen, Menschen respektvoll mit Handschlag begrüßen und nicht gleich knuddeln und knutschen, Kehrwoche (
), Mittags- und Nachtruhe, Zebrastreifen, Fußgängerampeln, Kleiderspenden, die nicht passen oder gefallen, nicht wegwerfen, sondern an andere Flüchtlinge weitergeben, etc.. Das ist imho schon ein recht guter Ansatz, der aber gerne und vor allem mit Hilfe der Regierung noch verstärkt werden dürfte. Bislang ist die einzige pragmatische Lösung, sich im ganz normalen Alltag auf Dialoge & Gespräche einzulassen und Flüchtlingen offen gegenüber zu stehen. So kann man im ganz Kleinen und im Alltag immerhin ein Stück weit zur Integration und zu einem friedlichen, harminoschen Miteinander beitragen.