Ausnahmsweise nehme ich unser Fazit vorweg:
Obgleich auf der Homepage für die "gute und rücksichtsvolle Infrastruktur" die den gehbehinderten Besucher erwarten soll geworben wird, kann ich das so nicht unterstreichen. Für den alleinreisenden Gehandicapten kann es sehr schwierig werden!
Spruch des Abends: "Sie dürfen hier nicht stehen!"
Parken: Es gibt nicht genügend Behindertenparkplätze in dem ausgewiesenen Parkhaus (P1 - IDR Parkhaus). Parkgebühren für ALLE: 5 €.
Rollstuhlplätze Im 1. Obergeschoß befinden sich in den Blöcken 004, 009, 017 und 022 zahlreiche Stellplätze für Rollstuhlfahrer und Sitzplätze für die Begleitung. Günstig ist, daß niemand durch das Geländer schielen muß, da alle Plätze freie Sicht durch Plexiglasscheiben ermöglichen.
Unser Erfahrungsbericht:
Trotz frühzeitiger Anreise um 18 Uhr - die Veranstaltung begann um 20.30 Uhr! - waren schon die wenigen vorhandenen Behindertenparkplätze belegt. Gut, in meinem Fall ist das jetzt nicht ganz so tragisch, aber für den Rollstuhlfahrer, der auf den übergroßen Parkplatz angewiesen ist, schon.
Also ging es für uns bis in den 4. Stock - dort waren noch ausreichend normale Parkplätze frei. Mit dem Fahrstuhl, der auch für Rollifahrer ausreichend Platz bietet, ging es dann nach unten. Hier erwartete uns gleich die nächste Überraschung:
Großzügig waren die Gehwege mit Flatterband abgesperrt, inklusive der Bordsteinabsenkungen. Das Publikum wurde weiträumig rechts um die Halle, teilweise durch den Gegenverkehr, bis zum Eingang geleitet.
Nöö, nicht mit uns. Schnell das Flatterband etwas gelöst, angehoben und drunter her - auf Überfahrenwerden im Dunkeln hatten wir jetzt nicht so die Lust und das Konzert wollten wir vorher doch noch sehen!
Durch den Security-Check, Tickets abreißen, Körperabtasten, Taschenkontrolle (das übliche Procedere) und rein ging es.
Jetzt zeigte es sich wieder, daß nirgendwo bei Veranstaltungen (und wir sind wirklich routinierte Konzertgänger) das Sicherheitspersonal humorloser, unfreundlicher und kleinkarierter ist, als in Düsseldorf - egal um welchen Veranstaltungsort es sich handelt. Ich weiß nicht, woran es liegt - man mag es kaum glauben, daß hier der rheinische Frohsinn zu Hause sein soll.
Jedenfalls blieben wir kurz stehen um zu sondieren, wo es jetzt hin geht, da kam schon der erste Wichtigtuer: "Sie dürfen hier nicht stehen!"
"Ja, Momentchen, wir gucken doch nur wo wir hin müssen."
Jetzt mussten wir unser Ticket wieder vorzeigen (das war nicht das letzte Mal an diesem Abend und zwischenzeitlich überlegte ich mir, das Ding einfach auf die Stirn zu nageln!). "Sie müssen nach oben!" - so ein Schlaumeier, das weiß ich selbst! -
"Ich möchte aber noch was Essen und Trinken und aufs Klo muß ich auch noch!"
"Das können sie auch alles oben machen - sie dürfen hier nicht stehen! Da, die Treppe lang!"
"Nöö, Treppe ist jetzt für mich ungünstig. Gibt´s keinen Fahrstuhl?"
"Der ist nur für Schwerbehinderte!" - also, Schwerbehindertenausweis rausgekramt und vorgezeigt. Jetzt räumte der Kleiderschrank den Weg.
Bis zum Aufzug kamen wir, da sprang uns der Nächste in den Weg: "Sie dürfen hier nicht lang!" - Ticket vorzeigen, Schwerbehindertenausweis vorzeigen und
schon durften wir den Aufzug benutzten.
Im 1. OG angekommen wollten wir uns mal kurz in der Halle umschauen, also auf in unseren Block. Ja denkste, hier sprang uns jetzt die "schwarze Barbara" in den Weg: "Sie dürfen hier nicht durch!" - wieder Ticket vorzeigen und durch ging es. Wir blieben stehen und wollten die Halle knipsen, da hatte die "schwarze Barbara" aber auch was gegen: "Sie dürfen hier nicht fotografieren!"
Ok, zurück in den Umlauf und erstmal das Angebot der Fressbuden begutachtet. Danach haben wir uns durch einen anderen Blockeingang gemogelt, um die Halle (diesmal ganz heimlich) zu knipsen. Und wie wir da so stehen, kommt auch schon wieder ein eifriger Mitarbeiter: "Sie dürfen hier nicht stehen!"
Ein paar Meter weiter hat mich dann der Monsieur le Chauffeur abgestellt (böser Fehler!) und machte sich auf die Socken, um unsere Plätze im Block ausfindig zu machen. Wie ich so in den Block gucke, kam auch schon wieder ein wichtiger Mensch. "Sie dürfen hier nicht stehen!" - langsam schwoll mir der Hals - Behindertenausweis wieder ausgepackt, auf den Monsieur le Chauffeur gezeigt, die Sache erläutert - und: "OK, aber nur ganz kurz, dann müssen Sie weiter gehen!"
Inzwischen hatte der Monsieur le Chauffeur die Inspektion beendet und kam zurück mit der Erkenntnis, es wäre günstiger vom Oberrang an die Plätze zu gelangen. Gut, also wieder raus und einen der wichtigen Menschen im Umlauf angesprochen, ob es eine Möglichkeit gäbe für Fußkranke in den Oberrang zu kommen. Der Angesprochene verwies uns hinter die Lounge, dort gäbe es einen Aufzug.
An der Stelle angekommen, sammelte sich schon eine Gruppe an Rollifahrern, die alle den besagten Aufzug suchten und nicht fanden. Das Ganze wieder zurück und einen anderen Mitarbeiter angequatscht. Der wusste auch nicht so genau, wollte sich aber schlau machen und wir sollten alle warten. Es kam wie es kommen musste: "Sie dürfen hier nicht stehen!" - schon hatte uns wieder einer erspäht!
Dem versuchten wir jetzt glaubhaft zu machen, daß wir auf einen Kollegen warteten. Während wir noch diskutierten, kam der besagte Mensch zurück, sammelte uns "Fußkranke" ein und begleitete uns zum Aufzug. Da passten jetzt aber nur jeweils zwei Rollifahrer mit Begleitung rein. Also ließen wir den anderen den Vortritt und beschlossen uns erstmal dem kulinarischen Angebot zu widmen, bevor es nach oben ging.
An den Freßbuden hatte auch erstmals keiner was dagegen, daß man dort steht - wir witzelten schon: "Paß auf, gleich kommt wieder Einer!"
Nach der Bratwurst im Brötchen und einer 0,5 Cola hatten wir noch Zeit. Ok, dann laß uns noch ein Rauchopfer bringen. Den nächsten Sicherheitsbediensteten angehauen: "Raucherabteilung ist unten!"
Zurück zum Aufzug Nr. 1 (Ticket vorzeigen, Schwerbehindertenausweis vorzeigen) und runtergefahren. Unten angekommen bildete sich eine Riesenschlange! Was ist da los??? Es waren alles Leute die ins Raucherabteil wollten und da man in Düsseldorf übergründlich ist, mussten alle "Ausreisewilligen" ihr Ticket vorzeigen um ins Raucherareal zu kommen
. Zusätzlich gab´s noch ein Ausreisekärtchen fürs Rauchen
Ich konnte mir an dieser Stelle nicht verkneifen, den Mitarbeiter zu fragen, was er wohl glaubt, wie wir da reingekommen sind? "Durch die Abwasseranlage vom Klo?"
So, endlich angekommen konnten wir uns dem Rauchopfer hingeben.
Zurück in den Dome (Ticket vorzeigen, Ausreisekarte wieder abgeben), zügig in Richtung Aufzug ("Sie dürfen hier nicht stehen!"), Schwerbehindertenausweis vorzeigen, hochfahren, links um die Ecke - und - "Sie dürfen hier nicht durch!"
"Doch dürfen wir! Wir wollen zum Aufzug und wir waren gerade schon mal da."
Schwerbehindertenausweis vorzeigen und weiter geht´s. Am betreffenden Aufzug angekommen stellten wir fest: jetzt funktioniert er nicht mehr!!! Wieder zurück zum Security und dort Bescheid gegeben.
"Oh, dann muß da jemand kommen und reparieren!"
"So lange warte ich nicht, ich gehe zu Fuß! Aber da oben sind noch Rollstuhlfahrer, die müssen nachher wieder runter."
Ob und wie die es geschafft haben, konnten wir nicht mehr in Erfahrung bringen.
Wir sind dann an der "schwarzen Barbara" vorbei und durch den Block gekrabbelt - mit freundlicher Unterstützung anderer Konzertbesucher.
Was noch wichtig ist: die Parkticketautomaten sind nicht für Rollstuhlfahrer geeignet (zu hoch!)! Außerdem empfiehlt es sich das Parkticket vor Veranstaltungsbeginn zu ziehen, da sich danach naturgemäß lange Schlangen bilden und alle im Getümmel über die Rollstuhlfahrer fallen.