Hotel Allgemein
Das Vikingen Infinity ist eines von vielen Hotels, die sich wie eine Perlenkette an der Küste zwischen Side und Alanya entlang der Küstenautobahn D 400 entlangziehen. Zum Meer bzw. Strand gelangt man nach Überqueren einer Brücke über die sechsspurige Autobahn, welche von der Hotelseite aus ebenerdig bzw. über Rampen erreichbar ist und zum Strand hin einen Lift, der lustigerweise, wenn er unten angekommen ist, etwas von "First floor" erzählt. Die meisten Veranstalter schreiben das Hotel mit 600 Zimmern aus, lt. unserem Reiseleiter sind es 908 und in der Realität vermutlich noch ein paar mehr. Die Gesamtkapazität des Hotels liegt bei über 3000 Gästen, wie mehrere Mitarbeiter uns erzählten.
Insgesamt konnte ich feststellen, dass das Hotel von der Fläche her nicht für so viele Gäste geeignet ist. Die Massen haben kaum eine Chance, sich zu verteilen, was man derzeit vor allem im Restaurant und abends in der Lobby sehr deutlich zu spüren bekommt.
Verpflegung - Essen und Trinken
Das Buffet im Hauptrestaurant ist groß und täuscht auch eine große Auswahl vor. Hübsch angerichtet sind die Speisen auch, was man in der Türkei aber auch erwarten kann. Für jemanden, der schon mehrere Hotels in der Türkei kennengelernt hat, ist das alles nichts Außergewöhnliches und gewissermaßen Standard. Nur sollte man sich von der Masse nicht täuschen lassen und was lecker aussieht, schmeckt auch nicht immer lecker. Die Speisenqualität würde ich im alleruntersten Segment anordnen. Viele Convenience - Produkte und selbst während den paar Tagen, in denen wir da waren, viele Wiederholungen und keine echten Highlights. Die Speisen waren größtenteils nicht beschriftet und auf Nachfrage bei einem Koch, der eine eigentlich gut aussehende Gemüse - Fleisch - Pfanne in einem Wok brutzelte, stellte sich heraus, dass es sich bei dem Fleisch um Herz handelte. Sicherlich nicht jedermanns Sache, insofern sollte man im Zweifelsfall lieber nachfragen.
Das Buffet besteht im Wesentlichen aus 4 quadratischen Blöcken, auf denen die Speisen präsentiert werden. Zur Terrasse hin kann eine Seite der Buffetblöcke mit Rolläden abgetrennt werden, was vor allem bei kühlen Temperaturen der Fall ist. Eigentlich eine gute Idee.... nur kann man dann nicht mehr um die Buffetblöcke herumlaufen und zwischen den Blöcken kommt es zwangsläufig zu Staubildungen.
Dadurch, dass die Abendessenszeit nur von 19.00 - 21.00 dauert, gibt es auch keine großartige Chance, dass sich die Gästemassen ein wenig verteilen können. Es war oft schwierig, einen freien Tisch zu bekommen (und diesen auch beim Gang zum Buffet zu behalten - einer musste immer am Tisch bleiben und aufpassen), noch schwieriger war es, einen eingedeckten Tisch (Tischläufer, Salz- und Pfeffermenage, Servietten, Aschenbecher, Besteck) zu finden oder zumindest Messer und Gabel zu bekommen. Im Normalfall könnte man in einer solchen Situation zwar einen Kellner fragen, der das Gewünschte dann auch bringt, aber nicht im VI. Die Hauptaufgabe des Personals schien das Abräumen zu sein, gerne auch unter Zuhilfenahme von Geschirrwagen, mit denen vor allem zum Ende der Essenzeiten hin unter entsprechender Geräuschentwicklung zwischen den Tischreihen hindurchgerumpelt wurde.
Durch die Anordnung der Buffetblöcke muss man sich für Fleisch/ Fisch, Gemüse und Sättigungsbeilage jedes Mal an einem anderen Block neu anstellen. Dadurch ist es ziemlich normal, dass das Essen bei Erreichen des Tisches schon kalt ist. Wirklich warm waren die Speisen in meinem Fall aber ohnehin selten - damit meine ich nicht die typisch mediterrane lauwarme Speisentemperatur, sondern wirklich eiskalt. Zum Trost (und wahrscheinlich eigentlich für Babygläschen) gibt es zwar in der Brotecke eine Mikrowelle... aber eigentlich bucht man ja kein "5 Sterne - Hotel der Luxusklasse", um sich sein Essen in der Mikrowelle warmzumachen.
Apropos Brot: Es gibt zu allen Mahlzeiten verschiedene Brotsorten und auch dunkles Brot. Auch hier konnte mich die Qualität nicht überzeugen, weil alles schon weit jenseits der Knusprigkeit und eher gummiartig war. Zangen zur hygienischen Entnahme von Brötchen aus den Körben gab es nicht, so ist man gezwungen, mit den Händen zuzugreifen. Einige Gäste pflügten den Inhalt der Brötchenkörbe auch gerne erstmal genussvoll um, bevor sie ihr "Traumbrötchen" fanden. Aus hygienischen Aspekten indiskutabel, schließlich weiß keiner, wo die Hände vorher waren und ob sie danach gewaschen wurden.
Zumindest der Getränkeservice funktionierte während des Mittag- und Abendessens recht gut, sofern man sich nachdrücklich bemerkbar machte. Vorausgesetzt, man möchte nur ein Getränk zu sich nehmen und keine Nachbestellung aufgeben. Morgens gibt es keinen Getränkeservice, Kaffee, Tee und Instantsäfte muss man sich in Eigenregie besorgen. Einen Wasserspender gibt es leider nicht im Restaurant, aber dafür findet man in verschiedenen Kühlschränken mit Glück große Wasserflaschen, die im gesamten sonstigen Hotelbereich nicht zu finden sind, da das VI auf Wasser in 185 ml - Joghurtbecher setzt.
Tagsüber bietet die Strandbar noch eine gute Ausweichmöglichkeit. Hier bekommt man die üblichen und typischen Strand - Snacks wie z. B. Pizza, Pasta, Döner, Ofenkartoffeln, Salate, etc.. Auch die Poolbar ist recht nett, nur je nach Sitzplatz etwas laut und staubig wegen der Autobahn. Eigentlich sollten Strand- und Poolbar auch abends noch geöffnet sein, was zu unserer Reisezeit aber nicht der Fall war.
Service
Der beste Service in diesem Hotel ist der self - service. Ich würde nicht sagen, dass zu wenig Personal da war und ich würde das Personal auch keinesfalls als faul bezeichnen. Fleissig waren eigentlich alle. Nur: Dass man an einer der Bars oder im Restaurant mal freiwillig gefragt wurde, ob man evtl. etwas trinken möchte, hatte Seltenheitswert und erfolgte in aller Regel erst nach der Gabe von Trinkgeld. Leere Gläser wurden zwar abgeräumt - aber ohne dabei Blickkontakt zum Gast aufzunehmen. Er könnte je evtl. noch ein weiteres Getränk haben wollen. So blieb einem meist nichts anderes übrig, als sich in die besonders abends lange Schlange an der Lobbybar anzustellen.
Meine persönliche Theorie zu der sehr restriktiven Handhabung von Getränkebestellungen ist, dass das Ganze auf Anweisung "von oben" erfolgt. Die Kellner scheinen darauf trainiert zu sein, die Gäste komplett zu missachten und bloß nicht dafür zu sorgen, dass mehr als unbedingt nötig konsumiert wird. Schließlich kostet jeder Konsum den Eigentümer Geld. Dass die Gäste das zwar im Vorfeld auch bezahlt haben, scheint eher nebensächlich zu sein. So zumindest mein persönlicher Eindruck.
Ich würde das Personal auch nicht als unfreundlich bezeichnen wollen. Es hat ihnen wahrscheinlich nur noch niemand beigebracht, dass ein Gast auch gerne gegrüßt werden darf. Ein freundliches "Merhaba" dürfte wohl jeder Türkei - Urlauber verstehen. Aber halt... der Gast könnte ja was zum Trinken haben wollen. Also lieber wegschauen und schnell weitergehen...
Einige (viele) Service - Pannen gab es auch. Z. B. kam es vor, dass Biergläser vor unseren Augen neu befüllt wurden, ohne sie zu spülen. Ohne jetzt weiter ins Detail gehen zu wollen, würde ich das in die Kategorie "...denn sie wissen nicht, was sie tun" einstufen.
Der Umgang mit Reklamationen ist stark verbesserungswürdig. Bei meiner leider täglich erforderlichen Reklamation aufgrund einer mal wieder nicht aufgefüllten Minibar war die einzige Reaktion der Rezeption: "Zimmernummer?" und fertig. Kein "Sorry", kein gar nichts. Auch die Guest Relations müssen noch viel lernen. Mein Versuch, gleich am ersten Tag ein A la Carte - Restaurant zu reservieren, wurde nur mit "Closed" beantwortet. Auf meine Frage "Why?" kam wieder nur ein "Closed". So ging das lustige Frage - Antwort - Spiel ein paarmal hin und her, bis es mir zu blöd wurde. Hilfe wird man im echten Problemfall von den Damen wohl nicht erwarten können.
Sehr positiv sind mir hingegen die Bellboys aufgefallen und auch unsere Putzfee war wirklich gut. Fürs Vergessen der Minibar kann sie ja nichts, weil dafür die F&B - Abteilung zuständig ist.
Zimmer
Die Zimmer sind recht groß und - wie man es bei einem neuen Hotel erwarten kann - in einem sehr guten Zustand. Wir hatten keinerlei technische Mängel und gut gereinigt wurde auch immer. Da wir ein Economy - Zimmer gebucht hatten, wohnten wir bei seitlichem Meerblick ziemlich genau über dem Eingang und in gut hörbarer Nähe zu den Klimaanlagen - Aggregaten in einer der oberen Etagen. Es hätte schlimmer kommen können, denn es gibt auch Zimmer in weiter unten gelegenen Etagen, welche ihren Balkon direkt vor den Aggregaten haben. Aber mit sowas muss man bei Economy - Zimmern halt rechnen. Bei geschlossener Balkontür ist dank Isolierverglasung aber kein Lärm von außen (Transferbusse, Klimaanlage, Autobahn, etc.) zu hören.
Bei Ankunft fanden wir, wohl weil wir noch mit zu den ersten Gästen nach der Eröffnung gehörten, einen Obstteller und eine Flasche Weißwein vor. Es wäre nett gewesen, wenn das Obst etwas frischer und der Wein gekühlt gewesen wäre, aber man kann halt nicht alles haben.
Nach Reklamation wurde dann auch die Minibar mit Softdrinks und Wasser - Joghurtbechern gefüllt:
Die Softdrinks waren wohl auch der Eröffnungsphase geschuldet, denn ab dem vierten Tag gab es nur noch 2 Joghurtbecher mit stillem Wasser und 2 0,2 l - Flaschen Mineralwasser. Wer nun glaubt, man könne sich ja Wasserflaschen von der Bar holen, der irrt. Dort werden keine Flaschen ausgegeben. Wir haben uns dann eben immer eine große Flasche aus dem Restaurant mitgenommen, da es keine andere Möglichkeit gab.
Sport / Unterhaltung
Da wir ohnehin keine Animations - Nutzer sind, möchte ich diesen Punkt nicht beurteilen. Einige von den Animateuren grüßten immerhin, wenn man ihnen über den Weg lief.
Bis zur Eröffnung des Amphietheaters wird es wohl noch etwas dauern, denn Bühnentechnik fehlte noch komplett und der kleine Backstagebereich war noch komplett nackt und im Rohbau. Bevor das Team da wirklich arbeiten und Shows aufführen kann, muss das fertig sein.
Der Miniclub wurde besichtigt. Da es im Außenbereich abgesehen von einer Kletterburg am Strand und ein paar Baby - Schwimmbecken keine Möglichkeiten für kleinere Kinder gibt, fand ich den fast fensterlosen Miniclub eher enttäuschend. Er ist zwar wirklich groß und durch seine bunten Farben auch freundlich gestaltet, aber durch das größtenteils fehlende Tageslicht wirkte er auf mich eher wie ein Kellergewölbe. Aber das können Eltern und deren Kinder sicherlich besser beurteilen. Schade, dass direkt vor dem Miniclub jede Menge "Groschenschlucker" wie z. B. Schaukeltiere stehen, die extra kosten. Da sind doch Kindertränen vorprogrammiert, wenn Mama und Papa nicht immer zuzahlen wollen.
Auch den Wellnessbereich habe ich kurz besichtigt. Normaler Standard für die Türkei, nichts Weltbewegendes. Befremdet hat mich, dass ich keine Einweg - Plastiküberzieher für meine Straßenschuhe bekommen habe, was normalerweise in anderen Hotels aus hygienischen Gründen in dieser "Barfußzone" ein Muss ist. Zu den Anwendungen kann ich nichts sagen.
Der Poolbereich ist nicht ganz so klein wie befürchtet. Allerdings stehen die Liegen dicht an dicht, was momentan noch kein Problem ist, weil das Wetter noch nicht alle Gäste dazu einlädt, sich den ganzen Tag am Pool oder Strand aufzuhalten. Im Sommer wird es hier wahrscheinlich ziemlich ungemütlich werden. Unglücklich gewählt finde ich auch die Fliesen im Poolbereich. Wenn sie trocken sind, ist alles ok - aber sobald sie nur leicht feucht sind oder man mit nassen Füßen darauf läuft, werden die schnell sehr rutschig.
Auch aus dem Strand hat das Hotel mehr gemacht als vermutet. Es wurde Sand aufgeschüttet, welcher jedoch nach 2 etwas windigen Tagen vom Wellengang größtenteils schon wieder weggespült war. Auch einige Sonnendächer hatten bedingt durch den weggspülten Sand keinen richtigen Halt mehr und sind umgestürzt. Hier wird kontinuierliches Auffüllen erforderlich sein, wobei ich mich frage, wie ein Bagger zwischen den Sonnendächern hindurchkommen will.
Der Badesteg, den es alternativ gibt, ist besonders für körperlich fitte Erwachsene geeignet. Die Treppen, die direkt ins Meer führen, sind etwas steil und die aus 3 runden Rohren bestehenden Stufen nur etwas breiter als eine Zigarettenschachtel lang ist. Das ist nichts für kleine Kinder oder Menschen mit Gehbehinderung. Da sich im Meer unter Wasser Felsen befinden, sollte man lieber nicht hineinspringen, ohne das Ganze vorher vorsichtig erkundet zu haben.
Business
Es gibt Konferenzräume mit der üblichen Tagungstechnik.
WLAN ist spannend: Es gibt ca. 7 eindeutig dem Hotel zugehörige Hotspots, mit denen man theoretisch auch auf den Zimmern und sogar am Strand Internetzugang hat. Allerdings ist nur einer dieser Hotspots für Gäste vorgesehen und dieser funktioniert nur in der Lobby. Als Gast bekommt man auch nur für diesen ein Passwort. Was passiert, wenn sich alle Gäste eines Hotels auf einem einzigen Hotspot einloggen, ist klar: Die Verbindung ist katastrophal. Wir haben für uns eine andere Lösung gefunden (bei diesbezüglichen Fragen gerne PN).
Zusätzliche Tipps und Zusammenfassung
Ich kenne sehr viele Hotels in der Türkei. Richtig gute, normale und richtig schlechte. Aber sowas wie im Vikingen Infinity ist mir noch nie untergekommen. Wir waren nun in der Vorsaison da, das Hotel war nicht komplett ausgebucht und dadurch, dass das Wetter noch eher wechselhaft war, bestand seitens der Gäste auch kein großer Bedarf, Strand und Pool ganztägig zu nutzen. Das wird sich aber in der Hauptsaison ändern und dann werden die Probleme eher größer als kleiner werden.
Mit welchem Veranstalter sind Sie verreist?
tropo
Stimmten die Katalogangaben?
Nein - lt. Tropo hat das Hotel schon 2012 eröffnet und so mussten wir nicht mit Anlaufschwierigkeiten rechnen.
Reisebüroart:
Online
Preis-Leistungs-Verhältnis:
Preis ok, Leistung nicht vorhanden
Würden Sie das Hotel weiterempfehlen?
Nein
Art und Grund des Aufenthaltes
Erholungsurlaub hätte es sein sollen
Dauer des Aufenthaltes
1 Woche (umgezogen nach 5 Nächten)
Datum des Besuches
05. - 12.04.2013