Richtig. "Politisch korrekter" Urlaub ist in diversen Ländern nicht wirklich möglich. Es ist halt ein zweischneidiges Schwert. Natürlich will man nicht die Regierungen gewisser Länder unterstützen... aber nicht selten ist der Tourismus dort eine wichtige, teils sogar die größte Einnahmequelle und ein wichtiger Arbeitgeber. Den Leuten, die im Tourismus arbeiten, ist nicht geholfen, wenn man aus Gründen der political correctness weg bleibt. Und die jeweilige Regierung schert sich nach meiner Einschätzung herzlich wenig darum, ob da nun ein paar Urlauber mehr oder weniger kommen. Bzw. sieht die Schuld nicht bei sich, sondern überall anders. Selbsterkenntnis bzw. auch nur die Hoffnung auf Erkenntnis: Fehlanzeige.
Ohne nun die Politik Erdogans in irgendeiner Form verteidigen, verharmlosen oder schönreden zu wollen: Ich bin mir nicht so ganz sicher, wie z. B. Merkel sich an seiner Stelle und angesichts der geographischen Lage der Türkei verhalten hätte... Vielmehr denke ich, dass er kaum eine andere Chance hatte. Stellt Euch mal vor, Deutschland/ Österreich/ Schweiz hätte die geogrephische Lage der Türkei. Wie sähe es dann bei uns aus?
Im Falle Türkei wird die derzeitige Krise imho mit allen Mitteln der Kunst schön- und kleingeredet. Nicht von touristischen Leistungsträgern, sondern von Erdogans Angestellten wie z. B. dem Tourismusminister. Da werden wirre Verschwörungstheorien gesponnen und alle anderen sind schuld, nur nicht das eigene Land und schon gar nicht die eigene Politik. Ist ja auch klar - die Herrschaften wollen natürlich wieder gewählt werden und ihren Job behalten
Dabei ist der Hauptgrund (kurz zusammengefasst) für die momentane Lage, dass leider und warum auch immer Ende November ein russisches Militärflugzeug abgeschossen wurde und Erdo sich im Anschluss wie ein stures, bockiges Kleinkind verhielt, anstelle sich mit Putin zusammenzusetzen, die Sache zu aufzuklären, ein Mann zu sein und sich ggf. in aller Form zu entschuldigen. Dann kam im Januar noch der Selbstmordattentäter hinzu, der sich in Istanbul inmitten einer deutschen Reisegruppe in die Luft sprengte. Das Bittere dabei ist: Wären keine Deutschen unter den Opfern gewesen, hätte dieser Anschlag vermutlich keine bis kaum Auswirkungen auf das Buchungsverhalten gehabt. Es wäre in unseren Medien vermutlich auch maximal in einer Randnotiz darüber berichtet werden.
Vielleicht hätten viele Deutsche durch das Ausbleiben der russischen Gäste erst recht gebucht, wenn dieser Anschlag nicht gewesen wäre. Es wird ja in diversen Foren immer wieder nach "russenfreien Hotels" gefragt. Jetzt sind die Hotels "russenfrei" - und teilweise in ihrer Existenz massiv bedroht.
Die Türkei hat ein Imageproblem und an dem muss gearbeitet werden. Mit Transparenz, mit seriöser Politik und offener, ehrlicher Kommunikation. Durchaus sollte man auch mal eigene Fehler eingestehen und Konsequenzen daraus ziehen (z. B. absoluter Baustop in gewissen Gegenden). Das kommt besser an, als alles schönzureden oder die Zeit mit Verschwörungstheorien zu verplempern.