Ich war ja am Freitag in der Stuttgarter Wilhelma - wirklich ein schöner Zoo, wo die Tiere auch so artgerecht wie möglich gehalten werden und mit teilweise drastischen Beispielen den Besuchern vor Augen gehalten wird, was sie mit Fehlverhalten (z. B. Müll im Wasser der Seelöwen entsorgen, Tiere füttern, etc.) anrichten können. So wird z. B. in einem Schaukasten der Mageninhalt eines Seelöwenmännchens, das leider eingeschläfert werden musste, gezeigt. Da wird einem ganz mulmig: Münzen, Getränkeverschlüsse, Plastiktüten, etc. - all das hat das Tier jahrelang mit sich herumgeschleppt, bis es zum Schluss keinen Appetit mehr hatte (klar - der Magen war ja auch voll mit Müll...).
Ob all die Aufklärung etwas bringt, sei dahingestellt. Bei meinem Besuch mußte ich leider mehrfach beobachten, wie andere Besucher (in diesem Fall vor allem Kinder und Jugendliche) trotz vieler Verbotsschilder mit Blitzlicht fotografierten, gegen die Scheiben klopften, Enten und Pelikane mit Brot fütterten und sich den Tiergehegen mit lautstarkem Gebrüll näherten - wodurch die Tiere sich natürlich eher verschreckt zurückzogen. Das alles, ohne daß die Lehrer/Erzieher eingriffen. Ich selbst habe die Kids dann angeranzt, wenn sie an die Scheiben gebollert oder mit Blitz fotografiert haben - das hat auch gewirkt. Zumindest solange, wie ich in der Nähe war.
Ich denke, der faire Umgang mit Tieren (egal ob mit Haustieren wie Hamster, Wellensitich, Hund, Katze & Co. oder mit Zootieren) und der Respekt vor jeglichem Leben muss schon im frühesten Kindesalter durch die Eltern vermittelt werden. Einem Kind muss klar sein, daß es keinem Tier gefällt, am Schwanz gezogen oder geschlagen zu werden - auch wenn das Kind erst 4-5 Jahre alt ist.
Wenn ich mir nur anschaue, wie viele Papas ihren Töchtern ein Pony kaufen, nur weil sie das Geld dazu, aber keinerlei Ahnung von Pferdehaltung haben, wird mir regelmäßig schlecht. Pony ist toll, Pony ist schick und Töchterchen freut sich. Und wenn Pony eine Kolik von zuvielen Leckerlies bekommt, dann holt es halt der Abdecker und Töchterchen bekommt ein neues Pony
Ich selbst hätte gerne ein Haustier, würde allerdings aufgrund meines Lebens- und Arbeitsalltags (bin heute das erste Mal nach 2 Wochen wieder in meiner Wohnung...) keinem Tier langfristig einen Gefallen mit meiner sporadischen Anwesenheit tun. Insofern verzichte ich schweren Herzens darauf.
Das Tier (egal welches) verkommt heutzutage immer mehr zum Lifestyle- und Prestigeobjekt (z. B. völig überzüchtete Handtaschenhündchen oder Koi - Karpfen) - wann werden wir endlich begreifen, daß ein Tier kein Spielzeug und kein Entertainmentobjekt, sondern ein vollwertiges Lebewesen mit Wünschen und Bedürfnissen ist, die genauso wie Wünsche und Bedürfnisse eines Kindes ernstgenommen werden müssen?