Die Türkei hat in den letzten Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, wie man vergleichbares in Europa nicht findet. Kritisch ironisch angefärbte Kommentatoren machten schon die Aussage, dass die Türkei nicht die EU braucht, aber mittelfristig die EU die Türkei.
Das ehemalige Schwellenland am Rande von Europa hat sich rasant entwickelt. Noch vor wenigen Jahren verließen türkische Arbeitnehmer zu Hundertausenden das Land, um in West-und Mitteleuropa zu arbeiten. Das hat sich deutlich verändert. Inzwischen kehren mehr türkisch stämmige Menschen aus Deutschland wieder in die Türkei zurück, als Türken die nach Deutschland kommen.
Die Türkei baut aktuell in Istanbul den größten Flughafen der Welt, Turkish Airlines wurde bereits zweimal zur europäischen "Airlines des Jahres" gekrönt. In der Türkei gibt es inzwischen etwa 18.000 ausländische Unternehmen, die sich dort niedergelasssen haben. Etwa 4.000 davon kommen aus Deutschland. Konzerne wie Daimler, Bosch-Siemes oder auch MAN gehören dazu. Diese betreiben in der Türkei eigene Produktionsstätten. Jährlich werden in der Tütkei bereits über 1 Millionen Auto hergestellt. Längst hat sich die Türkei aus "der Dritten Welt verabschiedet" !
Natürlich gibt es auch immer noch viele Defizite. Der schnell erzielte Wohlstand kommt nur in Teilen bei der Bevölkerung an, der Schwarzmarkt blüht und alleine die breit aufgestellte "Plagiat Industrie" ist bereits ein Grund dafür, der Türkei noch den Beitritt in die EU zu verweigern.
Und exakt in dieser Situation - überdurchschnittliche wirtschaftliche Entwicklung, gewünschter EU Beitritt - greift Erdogan in die Kommunikationswelt ein, wie es sonst nur Diktatoren von "Bananenrepubliken" wagen, oder Figuren aus dem Umfeld eines Wladimir Putin. Gerade mit Eingriffen ins Internet, verschafft sich Erdogan bei der jungen internetaffinen türkischen Generation viele Feinde.
Wenn Erdogan weiter so völlig unsensibel handelt, gefährdet er die wirtschaftliche Expansion der Türkei und verliert deutlich bei den westlichen Industrienationen an Reputation. Zudem besteht die Gefahr, dass das türkische Volk sich gegen Erdogan stellen wird. Erst deutliche Signale gab es bereits mehrfach in Istanbul.
Erdogan muss seine verstärkt ausgeprägte konservative Grundhaltung ändern, sonst geht die Türkei "den Bach runter". Der erreichte Status des Landes ist gefährdet. Wer sich mit Europa vereinigen will, muss auch Zugeständisse machen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »WXYZ« (21. März 2014, 09:09)