Wenn man sich die wirtschaftliche Entwicklung der Türkei zwischen 2003 und 2013 anschaut, hatte diese seinerzeit eine Dimension wie nahezu kein anderes Land in Europa. Von dieser sehr positiven Entwicklung hat das türkische Volk enorm partizipiert. In diesen 10 Jahren hat sich die Türkei von einem Schwellenland zu einer aufstrebenden Wirtschaftsnation entwickelt, die an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien rasant an Bedeutung zugenommen hatte. Erdogan war dafür die treibende Kraft, Erdogan hat die Türkei bis 2013 enorm nach vorne entwickelt. Damals gab es manche kritischen EU-Politker die hinter der Hand die halb versteckte Aussage machten: "Die Türkei braucht nicht die EU, sondern die EU braucht demnächst die Türkei". Man traute der Türkei damals enorm viel zu, was bis 2013 auch der Fall war. Das resultierte eben aus dem Aufstreben dieser Wirtschaftsnation, auf die manche EU-Ländern damals nur neidvoll schauten.
Das alles hat sich geändert. Durch den politischen Wechsel den Erdogan ab 2013 vollzogen hat, führt er die türkische Wirtschaft mittelfristig ins wirtschaftliche Abseits. Das sich nun die EU auf Grund seiner Verhaltensweise gegen die Türkei stellt, dass eine EU Mitgliedschaft zur Zeit meilenweit von der Türkei entfernt ist, alles das kann Erdogan nicht nachvollziehen. Er ist zu 150% davon überzeugt, dass er politisch auf dem richtigen (präsidialen) Weg ist. Alles hat sich ihm unterzuordnen. Eine typische Verhaltensweise und Ideologie von diktatorisch agierenden Alleinherrschern.
Selbst wenn es demnächst den türkischen Bürgern schlechter geht, wenn die Steuereinnahmen zurück gehen, wenn ausländische Investoren sich zurück ziehen, wenn die türkische Wirtschaft u.U. in eine Schieflage gerät und wenn die Zahl der Arbeitslosen steigt - Erdogan wird seine präsidiale Politik weiter mit aller Härte durchziehen und fortsetzen. Auch gegen sein Volk, auch gegen die EU. Niemand wird ihn aufhalten. Es sei denn er verabschiedet sich aus biologischen Gründen von dieser Welt oder das Volk und die Opposition stürzt ihn.
Bei allem Unverständnis das wir inzwischen gerechtfertigt gegenüber Erdogan und der Türkei entwickelt haben sollten wir nicht vergessen, dass die Türkei eine sehr bedeutende Nation zwischen Europa und Asien bleiben wird. Politisch, wirtschaftlich und militärisch kann mit Ausnahme der V.A.E und in Teilen Saudi Arabien, kein Land im Nahen Osten und Nordafrika der Türkei das Wasser reichen. Es wird auch eine Türkei nach Erdogan geben. Wie sich diese "neue" Türkei dann aufstellt, wissen wir heute alle nicht. Alles ist möglich. Vom EU Gegner, aber auch ebenso zum bedeutenden EU Mitglied. Wie gesagt - nach Erdogan !