Ich fürchte, dazu hat er keine Zeit oder so
Im türkischen Tourismus sind in den letzten Jahren viele Fehler gemacht worden - von allen Seiten. Gehen wir mal ein paar (viele) Jahre zurück. Die Öcalan - Krise. "Bisschen" Erdbeben in einigen Regionen. Dann irgendwann ab ca. Ende der 90er kam so langsam wieder Stabilität und der Tourismus kam wieder auf Touren. Wenn auch vor allem getrieben durch den Preis - vergleichsweise günstiger Urlaub, geringe Nebenkosten vor Ort und los ging's. Die Hotels hatten es nie leicht, aber sie hatten massebedingt ihr Auskommen.
Aber wer sorgte für die Massen? Maßgeblich die Reiseveranstalter. Auch heute bringen Reiseveranstalter das größte Gästevolumen in die Türkei. Entweder in Form von klassischen Pauschalreisen oder auch als Nur - Hotel - Buchung. Der moderne Gast von heute schaut ja, ob es vielleicht günstiger ist, Hotel, Flug und Transfer getrennt zu buchen. Ist ja auch völlig ok. Den Hotels wurde durch vertragliche Bedingungen allerdings die Chance genommen, sich selbst und unabhängig von Veranstaltern zu vermarkten und die Preisschraube wurde immer kräftiger angezogen. Nicht, was die Verkaufspreise betrifft - aber wenn man sich die Einkaufspreise anschaut und die auch in der Türkei heftig steigenden Kosten für Strom, Gas, Wasser, Benzin, Lebensmittel, etc. dagegenrechnet, wird einem schon ziemlich flau.
Leider haben sich die Hotels allgemein gesprochen bei den Veranstaltern "prostituiert". Bzw. haben sie das Spiel nicht schnell genug durchschaut und bei dem Preiskampf mitgespielt. Man sollte auch nicht vergessen, dass Hoteleigentümer nicht immer bzw. nur in Ausnamefällen hoch gebildete Menschen sind. Da sind viele dabei, die sich halt ein Hotel auf ihren ehemaligen Acker gestellt haben, weil sie sich davon bessere Erträge versprachen. Das alles allerdings, ohne von Hotellerie einen Plan oder zumindest selbst schonmal in einem Hotel Urlaub gemacht zu haben
. Zwar reiten die inzwischen nicht mehr auf Eseln, sondern fliegen teils mit Helikoptern mal eben so von Antalya nach Side oder leisten sich teure Autos... aber es sind und bleiben einfache Leute. Das merkt man spätestens, wenn man gemeinsam mit ihnen am Tisch sitzt und es ein mehrgängiges Menü gibt
Einige Ausnahmen gibt es... aber das sind nicht viele...
Manche waren einfach nicht in der Lage, sich zu realistischen Preisen selbst erfolgreich zu vermarkten, andere haben einfach nicht nachgedacht. Resultat ist jedenfalls, dass die Veranstalter und nicht etwa die Hotels selbst inzwischen die Preise bestimmen. So billig wie möglich einkaufen, dem Hotelier untersagen, sich selbst günstiger als zu VeranstalterVERkaufspreisen zu vermarkten und den maximalen Gewinn machen. Das geht so lange halbwegs gut, wie die Masse da ist. Die Masse (vor allem die aus dem russischen Markt) ist nun erstmal weg. Ein nicht kleiner Teil des deutschsprachigen Marktes will Billig - Blingbling. Dank dieser Tatsache konnten die in den letzten 3-4 Jahren aus dem Boden gestampften Hühnerställe in Evrenseki oder solche unsäglichen Dinger wie das Vikingen Infinity überhaupt entstehen und halbwegs überleben.
Die türkische Tourismusindustrie brauchte einen Dämpfer und das schon seit Jahren. Die müssen sich komplett neu aufstellen, sollten sich endlich zu realistischen Preisen vermarkten dürfen und sich nicht mehr dem Preisdiktat der Veranstalter unterwerfen müssen. Teils geht nur 1/3 der Verkaufspreise der Veranstalter ans Hotel. Wenn überhaupt.
Normalerweise müssten die Preise nun fallen, aber seitens der Hotels ist da nicht mehr viel Spielraum. Da müssen die Veranstalter reagieren, wenn ihnen was an ihren Vertragspartnern liegt. Und der Konsument/ Urlauber muss erkennen, dass € 299,-/ Woche/ AI im 5 - Sterne - Hotel inkl. Flug ein Superschnäppchen ist und dass es einem dann nicht automatisch die gebratenen Tauben in den Mund fliegen...