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Sina

Master Amigo

  • »Sina« ist der Autor dieses Themas

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Sonntag, 25. Januar 2009, 10:49

Reisetipp Venezuela: Orinocodelta

Das Orinocodelta (auch als Delta Amacuro bekannt) liegt im Nordwesten Venezuelas und Bestandteil vieler Rundreisen. Von der Isla Margarita aus sind ebenfalls Ein- und Mehrtagesausflüge dorthin möglich. Das Delta ist eine aus Inseln und Flussarmen bestehende Fläche mit einer Gesamtfläche vom 40.200 Km². Der Orinoco splittet sich in unzählige Seitenarme, die zum Atlantik fließen. Im Orinocodelta gibt es nur sehr vereinzelt Straßen, dafür aber unzählige, weitverzweigte Wasserarme über mehrere tausend Kilometer. Seit einigen Jahren ist es möglich, die sehr artenreiche Tier- und Pflanzenwelt zu erkunden und natürlich auch Lebensweise der Waraoindianer, die dort immer noch in ihren „palafitos“ (Pfahlbauten) leben, zu entdecken.

Die von der Isla Margarita aus angebotene 2-Tages Tour (Preis: ca. US$ 300,-/Person) besteht im Wesentlichen aus einen Tag im Dschungel mit Übernachtung in Dschungelcamp (z. B. Orinoco Delta Lodge bei Tucupita) und danach Flug über die Angel-Falls und Canaima. Da die Landepisten bzw. "Flughäfen" in diesen Regionen nicht für größere Flugzeuge angelegt sind, werden die Flüge nur mit kleinen Propellermaschinen z. B. von der Fluggesellschaft Rutaca durchgeführt. Mehr als 20 Personen haben selten Platz in den Flugzeugen.

Am ersten Tag wird man nach der Landung in Tucupita mit Motorbooten zunächst zum Camp gebracht. Je nach Lage des Camps dauert die Fahrt ca. 2-3 Stunden. Im Camp geht es natürlich rustikal, aber auch überraschend sauber zu: Die Unterbringung erfolgt in niedrigen Pfahlbungalows, die nach allen Seiten hin offen sind. Vom Dschungel ist man nur durch Moskitogitter getrennt. Zum Durchgangsweg hin gibt es natürlich noch Gardinen als Sichtschutz. Dusche und Toilettenspülung werden mit Flußwasser gespeist. Das ist bräunlich, wegen des Tanningehaltes (gut für die Haut), und nur lauwarm. Die Stromversorgung im Camp erfolgt stundenweise über einen Generator (110V). Nachts gibt es keinen Strom, man bekommt aber eine Kerze für den Bungalow. Das Aufladen der Kamera ist daher nicht möglich, da es im Bungalow auch keine Steckdose gibt- daher sollte sicherheitshalber auch ein geladenener Ersatzakku mitgenommen werden.

Im Camp laufen oft Wildtiere herum, die irgendwann mal als Jungtier verletzt oder geschwächt gefunden und von den Campbetreibern aufgepäppelt wurden. Daher sind sie an Menschen gewöhnt und relativ zahm. 1999 gab es zum Beispiel einen aufdringlichen Ameisenbären, der unbedingt mit mir auf die Toilette wollte :grin: und einige räuberische Papageien, die sich auf das Austrinken und Umstoßen von Cola (gern auch Cuba libre...)-Bechern spezialisiert hatten. War man nach ihrem Befinden beim Essen zu langsam, haben sie auch gerne geholfen :ironic: . Es kann auch passieren, daß ein Campangestellter als Attraktion eine zufällig gefundene tarantula (Tarantel oder Vogelspinne) mitbringt und herumzeigt. Nicht jedermanns Sache, aber nachdem ich das Vieh auf meinem Arm sitzen hatte, war ich von meiner leichten Spinnenphobie geheilt :dackel: .

Es ist auch möglich, vom Bootssteg aus Piranhas zu angeln. Bei mir hat es geklappt, er wurde mir sogar gegrillt - aber geschmeckt hat er nicht: trocken, grätig und sehr fischig. Zur Erfrischung kann man auch ein Bad im Orinoco nehmen - keine Angst vor den Piranhas! Die haben im Orinoco so viel natürliche Nahrung, daß sie sich nicht gleich auf jeden Menschen stürzen, der sich in ihre Nähe begibt. Man sollte nur nicht unbedingt mit einer frischen, stark blutenden Wunde ins Wasser springen.

Nachmittags wird mit kleinen Kanus auf den kleinen, verzweigten Seitenarmen des Orinocos in den Dschungel hineingepaddelt. Das ist eine ziemlich wackelige, aber auch spaßige Angelegenheit, man muß schon gemeinschaftlich das Gleichgewicht halten können, denn die kleinen Kanus liegen recht tief im Wasser (Abstand zwischen Wasseroberfläche und Bootskante ca. 10 - 15 cm). Manchmal bleibt man in den dichten Mangroven stecken, aber dafür hat der Guide seine Machete parat. Wenn man die Tiere im Dschungel auch sehen möchte, sollte man natürlich nicht herumkreischen und sich so ruhig wie irgendwie möglich verhalten :ironic:

Beim Marsch durch den Dschungel begreift dann auch, warum man sich vor der Abfahrt trotz der feuchten Hitze in sein "Vermummungs-Outfit" gequält hat (lange, mögl. helle, alte (Dschungelflecke lassen sich nur schwer entfernen) Kleidung, Kopftuch oder andere Kopfbedeckung, Gummistiefel (gibts im Camp) und jede Menge Moskitospray (auch auf der Kleidung)) Die Moskitos sind lieben süßes, europäisches Blut. Die Indios werden bei weitem nicht so umschwirrt wie wir. Liegt vielleicht an ihrer Ernährung, vielleicht schmeckt ihr Blut deshalb nicht so gut? Der Guide wird (je nachdem, was er findet, auch eine kleine "Dschungelverkostung" anbieten. Das können harmlose Delikatessen wie z. B. ein frisch geschlagenes Palmherz sein, aber auch dicke, weiße Maden.

Auch eine Indio-Familie wird in ihrer Hütte besucht. Bei jeder Tour eine andere, damit die Gerechtigkeit gewahrt bleibt. Die Familie wird Kunsthandwerk (Hängematten, geflochtene Schalen, Körbe, kleine Nachbauten ihrer Hütte, Armreife, etc.) zum Kauf anbieten. Die Preise sind für unsere Verhältnisse einfach lachhaft und auch weit günstiger als in den Souveniershops auf der Insel, aber damit bestreitet die Familie ihren Lebensunterhalt. Bitte hier in Bolivares bezahlen, da es im Dschungel natürlich keine Wechselstuben oder Banken gibt. Zu meiner Zeit hat eine große Hängematte für 2 Personen umgerechnet ca. 40,- US$ gekostet, wenn ich mich richtig erinnere. Wer mag, kann für die Indios auch "Gastgeschenke" mitbringen. Dazu später mehr.
Im Sonnenuntergang paddelt man dann zurück zum Camp und kann dabei mit etwas Glück freifliegende Aras, Brüllaffen, aber auch Schlangen entdecken. Die Übernachtung ist ein einmaliges Erlebnis. Man liegt praktisch mitten im Dschungel und bekommt ALLES mit. Morgens wird man vom Geschrei der Brüllaffen geweckt, eventuell steigt einem Raubkatzengeruch (die Verursacher sind aber in sicherer Entfernung) in die Nase...unbeschreiblich!

Ein paar allgemeine Hinweise:


Moskitospray:

Wenn man es aus Deutschland mitbringt, hat man erfahrungsgemäß nur noch die kleine Chance, daß die Moskitos such darüber totlachen... Insofern sollte es lieber vor Ort gekauft werden, die gängigsten und effektivsten Marken sind OSI und OFF!. Gibt es in den meisten Hotelshops, günstiger ist es aber in den Geschäften außerhalb.

"Mitbringsel","Gastgeschenke" oder "Trinkgeldersatz":
So wunderschön und gigantisch, wie Venezuela auch ist: Es ist ein Land voller Widersprüche und ein Großteil der Bevölkerung ist arm und vielen fehlt es am Nötigsten, da vom großem Erdölvorkommen nur die allerwenigsten profitieren. Wenn man den Indios im Orinoco-Delta eine besondere Freude machen möchte, sollte man vor der Abreise nochmal in seine Schränke und Schubladen schauen. Zopfgummis, Nähsets, gut erhaltene, aber nicht mehr benötigte T-Shirts/Röcke/Shorts, Zahnbürsten und Zahncreme, Seife, Schreib- oder Notizblöcke, fester Bindfaden, Blei- und Buntstifte, Anspitzer und Radiergummis, vielleicht auch einfache Malbücher für die Kinder etc. werden immer gerne angenommen. Besonders "Schreibzeug". Das brauchen die Kinder für die Dchungelschule, wo sie Lesen, Schreiben, Rechnen und spanisch lernen. Es kann passieren, daß man von den Waraos im Tausch dazu Kunsthandwerk geschenkt bekommt. Das sollte man unbedingt auch annehmen, wenn man es nicht annimmt, sind sie beleidigt. Ein Gast von mir hatte in Deutschland einen Anglerladen und hatte für die Indios eine Großpackung Angelhaken und Angelschnur dabei - er war der Held des Tages und bekam dafür eine Hängematte geschenkt.
Sicherlich kann man ihnen auch Geld geben, welches auch gerne genommen und bei gelegentlichen Einkaufstouren ausgegeben wird. Da es im Dschungel aber keine Geschäfte gibt, bedeutet eine Einkaufstour für die Indios je nach Lage ihrer Hütte eine Kanutour von mindestens einem Tag. Insofern hilft man den Waraos mit Alltagsgegenständen u. U. mehr.

Viele Urlauber meinen es einfach nur gut und bringen für die Kinder Süßigkeiten mit. Das ist aber leider ein sehr zweischneidiges Schwert, weil es mit der Zahnpflege im Dschungel nicht zum Besten steht und der nächste Zahnarzt bzw. die nächste Stadt mindestens eine Tagesreise im Kanu entfernt und kaum bezahlbar ist. Wenn es Naschkram sein soll, dann lieber zuckerfreies oder Zahnpflege - Kaugummi. Zuckerfreie Bonbon lieber nicht, können bei übermäßigem Verzehr (man muss davon ausgehen, daß die ganze Packung sofort weggeputzt wird) abführend wirken...

Malariaprophylaxe:
In den Breitengraden, in denen die Tour durch das Orinocodelta stattfindet, besteht in aller Regel kein Malariarisiko. Bestehender Hepatitis-, Gelbfieber- und Tetanusimpfschutz sollte jedoch selbstverständlich sein.
Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind. (Kurt Tucholsky)

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Sina« (25. Januar 2009, 14:45)


Sina

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Montag, 30. März 2009, 21:05

Ich habe meine alte Landkarte wiedergefunden und abfotografiert - hier ist mit den Pfeilen, die von der Isla Margarita aus nach unten zeigen, die Ausflugroute für den 2 - Tages Trip Orinoco - Canaima eingezeichnet (der Pfeil, der nach oben zeigt, zeigt in Richtung Los Roques :

Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind. (Kurt Tucholsky)

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