Ich möchte den Thread „Neuer Qantas-Zwischenfall“ mal zum Anlass nehmen, einmal generell etwas zu den Schlagwörtern „Absturz, Notlandung, Sicherheitslandung“ etc. beizutragen.
Im vorgenannten Thread wird auf einen Presse-Bericht verlinkt, in dem das Wort „Notlandung“ fast in direktem Zusammenhang mit dem Satz „die Landung sei problemlos verlaufen“ gebraucht wird. Ein krasser Widerspruch in sich.
An anderer Stelle im Internet habe ich mal zu dem Thema „Notlandung“ etc. etwas geschrieben. In diesem Thread ging es um die Frage, ob das Fliegen über Wasser generell gefährlicher ist, als über Land.
Ich habe den alten Beitrag einfach mal kopiert:
„Wir sollten das Thema "Fliegen über Land oder Wasser" trotz des Unfalles der AF-Maschine einfach mal versachlichen.
Grundsätzlich gilt:
Es gibt für ein Flugzeug generell keine Stelle im Luftraum, in dem das Fliegen sicherer ist als an einer anderen Stelle. Für das Flugzeug und für die Piloten spielt es absolut keine Rolle, ob über Land oder über Wasser geflogen wird.
Lediglich über einem Gebirge gibt es Besonderheiten, die aber außer Acht gelassen werden können, weil Großraum-Flugzeuge Gebirge in einer sehr großen Höhe überfliegen, so dass der Überflug für ein Flugzeug absolut keine Gefahr darstellt.
Man muss unterscheiden zwischen einer planmäßigen Landung am geplanten Zielflughafen, einer außerplanmäßigen Landung bzw. einer Sicherheitslandung auf einem nicht eingeplanten Flughafen, einer Notlandung und einem Absturz.
Zu einer planmäßigen Landung am vorgesehenen Zielflughafen muss man ja bestimmt nichts sagen, damit sind alle einverstanden und auch zufrieden.
Fangen wir also mit dem Absturz an:
Stürzt eine Maschine (Gründe lassen wir mal außen vor) plötzlich während des Fluges ab, kann sie keinen Flughafen anfliegen, auch nicht, wenn der Absturz über Land passiert. Wenn ein Flugzeug abstürzt, dann stürzt es ab - wo auch immer es sich gerade aufhält.
Insofern ist es auch völlig egal, ob man über Wasser oder über Land fliegt. Es ist auch egal, ob das Wasser 1.000 Meter, 4.000 Meter oder 50 Meter tief ist. Beim Absturz über Wasser ist die gefährlichste Stelle exakt bei 0 Meter über Normalnull. Das Flugzeug wird in den allermeisten Fällen beim Aufprall auf die Wasseroberfläche auseinanderbrechen. Genau so verhält es sich bei einem Absturz über Land. Es gibt somit keinen Unterschied zwischen einem Absturz über Wasser oder Land.
Wobei man klar festhalten muss, dass ein Absturz zu den absoluten Ausnahmefällen zählt. Ein Absturz kommt sehr sehr selten vor. Piloten sagen - fliegt das Flugzeug erst mal, dann fliegt es bis in alle Ewigkeit. Und so ist es auch in der Regel.
Eine Notlandung ist eine Landung, in der Pilot das Flugzeug noch fliegt, aber möglichst schnell zur Landung bringen muss. Der Pilot hat dann so gravierende Mängel am Flugzeug festgestellt, dass er das Flugzeug kaum noch fliegen kann und er vielleicht auch nur noch eine einzige Chance hat, das Flugzeug einigermaßen sicher runter zu kriegen. Hier ist der einzige Unterschied zwischen einem Flug über Wasser und Land, dass er vielleicht das winzige Quentchen an Glück hat, an Land direkt unter sich einen Flughafen zu haben, den er vielleicht noch versuchen kann, anzusteuern. Aber selbst dann ist es fraglich, ob das Flugzeug dann noch ordnungsgemäß auf der Landebahn abgesetzt werden kann.
Aber auch hier zeigt die Erfahrung, dass dies in der Regel kaum möglich ist. Ein letztes Beispiel ist die Landung des A320 im Hudson River bei New York. Ganz in der Nähe befindet sich der Flughafen New York City, Newark und eventuell La Guardia. Der Pilot hatte keine Chance, einen dieser Flughäfen noch anzusteuern - er musste runter. Das war eine Notlandung.
Notlandungen kommen so gut wie nie vor, um das klar und deutlich zu sagen.
Wahrscheinlicher sind außerplanmäßige Landungen bzw. Sicherheitslandungen, die oftmals mit einer Notlandung verwechselt werden.
Bei einer Sicherheitslandung hat der Pilot einen technischen Defekt am Flugzeug festgestellt. Das Flugzeug ist aber noch absolut flugtauglich. Der Pilot könnte in der Regel seinen Flug bis zum Zielflughafen fortsetzen, ohne dass damit eine Gefahr für die Passagiere, die Crew sowie für die Maschine verbunden ist.
Wenn man aber trotzdem eine Zwischenlandung auf einem Flughafen in der Nähe vornimmt, dann hat das ausschließlich Sicherheitsgründe. Man will und darf nicht ignorieren, dass das Flugzeug einen technischen Mangel hat.
Sicherheit geht vor, immer ! Aber es ist niemals eine Notlandung !
Wenn z.B. ein Triebwerk eines Flugzeugs ausfällt, kann das Flugzeug mit dem verbleibenden Triebwerk normal weiterfliegen. Selbst wenn das Triebwerk während der Startphase ausfällt, kann das Flugzeug mit nur einem Triebwerk seinen Start fortsetzen. Es würde dann eine Platzrunde drehen und auf demselben Flughaben wieder landen. Nicht, weil es ein Notfall ist, sondern lediglich aus Sicherheitsgründen. Schließlich hat es einen Grund, warum ein Triebwerk ausgefallen ist und der Pilot ist zunächst einmal nicht in der Lage, den Grund des Triebwerksausfalls festzustellen. Also wird er landen.
Wenn der gleiche Fall (Triebwerksausfall) über Wasser passiert, dann ist das kein Problem. Je nach Entfernung zum nächsten Land (Flughafen) wird man entweder zurückfliegen, oder die geplante Route verlassen und den nächstgelegenen Flughafen ansteuern. Dieser Flughafen kann in großer Entfernung sein, das spielt keine Rolle, weil das Flugzeug mit dem verbleibenden Triebwerk problemlos starten, fliegen und auch landen kann.
Es gibt also auch bei den so genannten Sicherheitslandungen keinen Unterschied zwischen einem Flug über Land oder Wasser.
Ich wünsche Euch allen noch viele unbeschwerte Flüge und würde mich für Euch alle freuen, wenn Ihr das Fliegen so genießen könntet, wie ich es seit nun über 25 Jahren tue.
Fliegen ist eine wunderbare und obendrein auch noch eine absolut sichere Sache."