Schon einige Male hörte ich auf Flügen die Durchsage "Liebe Gäste, wir haben einen medizinischen Notfall. Sollte sich unter Ihnen ein Arzt oder medizinisches Pflegepersonal befinden, so bitten wir Sie darum, sich in der Bordküche zu melden".
Meist ging es dabei um irgendwelche Kreislaufgeschichten - da ging es halt einem Fluggast nicht gut und er benötigte Hilfe, die über die Ersthelfer - Kenntnisse und Befugnisse der Flugbegleiter hinausging. Kommt vor, es sucht sich ja keiner aus, wann sein Kreislauf sich verabschiedet.
Bei meinem letzten Rückflug von Antalya mit Condor ging es einer Dame in den vorderen Sitzreihen nicht gut. Was genau da los war, weiß ich nicht. Aber auf dem Weg zur Startbahn kam die Durchsage, das Flugzeug stoppte... und dann standen wir da. Ein Arzt war an Bord, aber der konnte der Dame wohl auch nicht helfen bzw. sie soweit stabilisieren, dass sie den Flug übersteht. Ein Krankenwagen musste her, die Dame samt Gepäck in ein Krankenhaus in Antalya. Das Ganze dauerte ca. 1,5 Stunden.
Klar ist es doof, die Zeit auf dem Rollfeld im Flieger zu verbringen. Aber wenn es einem Menschen halt spontan nicht gut geht - was will man machen?
Ich habe es gelassen genommen - ändern konnte ich es ohnehin nicht. Aber ich war schockiert vom Verhalten mancher anderer Passagiere:
- Eine Flugbegleiterin rannte mit einem Becher Wasser in Richtung der erkrankten Dame. Eine Passagierin versuchte, sie zu stoppen: "Ähm, ich hätte auch gerne Wasser. Ich hab ein Kind dabei und das hat Durst" (Hallooo... blöde Nuss... dann besorg Deinem Gör halt für € 2,- ne Flasche Wasser aus dem Automaten am Flughafen, wenn's keine 2 Stunden ohne was zum Trinken aushält
) Ein paar Reihen weiter wollte ein Mann gerne ein Bier haben. Ich rutschte tiefer in meinen Sitz und bewunderte die Flugbegleiterin für ihre Geduld. Ich persönlich wüsste nicht, wem ich als Erstes das Letzte zuerst um die Ohren geknallt hätte
- Etliche Passagiere mussten plötzlich zum Klo. Natürlich ganz vorne in der Kabine, obwohl sie hinten saßen und es dort auch Toiletten gab. Aber vorne war ja die kranke Frau, da gab es ja was zum Gucken
- Das Paar hinter mir jammerte und nörgelte lautstark. So nach dem Motto: "Man kann sich doch mal vorher überlegen, ob man nicht fit ist, Unverschämtheit, blabla." Ich habe mich kurz umgedreht und sie gebeten, ihr primitives, unfundiertes, primitives und asoziales Genörgele auf eine Lautstärke zu reduzieren, die ich nicht mehr hören muss. Dann war Ruhe.
- Der Knaller war, als die erkrankte Dame dann das Flugzeug verlassen musste und manch einer (natürlich auch das Proletenpärchen hinter mir) die Kamera zückte und die Dame in Begleitung der Sanitäter beim Verlassen des Flugzeuges fotografieren wollte. Größtenteils wurde das von den Flugbegleitern unterbunden.
Ich war und bin offengesagt fassungslos angesichts dieser Verhaltensweisen. Kein Mensch sucht sich aus, wann es ihm vielleicht mal nicht gut geht. Passiert es im Flieger - ist es halt so. Aber wie kann oder will man jemandem daraus einen Vorwurf machen?
Ich kann nur sagen: Das Bordpersonal hat vorbildlich reagiert - und ich werde wohl mal meine Erste - Hilfe - Kenntnisse auffrischen.