Als wir im April in der Türkei waren, sind wir von der Incoming - Agentur betreut worden, die auch für FTI arbeitet.
Insgesamt komme ich immer mehr zu der Einschätzung, dass Reiseleiter heute eigentlich keine Reiseleiter mehr im klassischen Sinne und wie ich es gelernt habe, sondern in allererster Linie Verkäufer sind.
Großartige Zielgebietskenntnisse haben sie häufig nicht. Wie denn auch? Sind es keine Einheimischen, die permanent im Zielgebiet leben, dann werden sie von den Veranstaltern gerne jede Saison in ein anderes Zielgebiet geschickt. War bei mir damals auch so. In jedem neuen Zielgebiet gab es ca. 1 Woche zur Einarbeitung und um die wichtigsten Ausflüge zum Kennenlernen mitzumachen und dann ging's auf die Gäste los. Besonders am Anfang jeder Saison war ich dankbar für jeden Gast, der sich schon ein bißchen auskannte und der mir auch gerne ein paar Tipps oder Empfehlungen zu Sehenswürdigkeiten, Restaurants, etc. in der Umgebung gab. Zwar hatte ich mich in jedes Zielgebiet im Vorfeld ein wenig mit Reiseführern, etc. eingelesen - aber eigentlich reicht das nicht aus, um seinen Gästen wirklich gute Tipps zu geben. Das konnte ich erst, wenn ich die ersten freien Tage für Erkundungsfahrten in der Umgebung genutzt hatte. Die Möglichkeit hatte ich im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen immerhin, da ich immer das Glück hatte, einen Dienstwagen zu haben.
Aber einen riesigen Unterschied sehe ich schon zu der Arbeit, die viele Reiseleiter heute machen (müssen) und der Arbeit, die ich bis 2001 ausüben durfte:
Natürlich musste ich auch Ausflüge verkaufen und es gab auch damals schon einen gewissen Verkaufsdruck bzw. einen pro-Kopf-Umsatz, den man erreichen sollte. Aber es ging nicht ums Verkaufen "auf Teufel komm raus". An erster Stelle stand immer noch die Zufriedenheit der Gäste, der Service und der professionelle Umgang mit Reklamationen. Meine Erfahrung war damals, dass Gäste, die zufrieden sind und denen man gerne auch mal mit Busfahrplänen, Wanderkarten, Tourenvorschlägen für Mietwagentouren (egal, ob sie das Auto bei mir oder woanders gebucht haben), Übersetzungshilfe an der Hotelrezeption, dem Lösen von kleinen und großen Problemen, dem Wiederauffinden der vergessenen Jacke im Transferbus, etc. weiterhilft, hinterher auch gerne nochmal kommen, um einen Ausflug zu buchen. Selbst wenn der etwas teurer ist als woanders. Und selbst wenn sie nichts buchen, dann hat man wenigstens seinen Job vernünftig gemacht.
Heute habe ich das Gefühl, dass es bei den meisten Reiseleitern nur noch ums Verkaufen geht. Kürzlich hatte ich eine sehr interessante Diskussion mit einigen Reiseleitern und musste doch sehr erstaunt feststellen, dass diese zwar in ihrer Ausbildung Verkaufsrhetorik gelernt haben... aber niemand hat ihnen beigebracht, wie sie sich im Umgang mit reklamierenden Gästen am besten verhalten, welche Worte im Gespräch mit einem reklamierenden Gast zu wählen sind und wie sie für Reklamationen gleich welcher Art schnell eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung finden

Das kenne ich irgendwie noch anders, aber die Zeiten ändern sich halt hmpf