Nochmal zum Thema Kreta - ich war gerade kurz dort und bin gestern zurückgekommen: Klar hat man in diversen Fischrestaurants an touristischen Hotspots wie z. B. am Hafen von Rethymnon ein eher gehobenes Preisniveau bzw. ein zweifelhaftes Preisleistungsverhältnis bzw. Touripreise. Da muss man halt schauen - und ggf. woanders hingehen. Besonders wenn man eine frische Fischplatte zum aktuellen Tagespreis haben will. Wenn TK - Ware im Spiel ist, findet man den entsprechenden Hinweis normalerweise auch in der Speisekarte. Ich glaube, das ist sogar vorgeschrieben.
Auf der anderen Seite sollte man aber auch folgende Situationen bzw. Beispiele der kretischen Gastfreundschaft bedenken, die ich in den letzten Tagen erlebt habe und die auf Kreta jeder erleben kann, wenn er sich vernünftig, offen und freundlich verhält:
- Ein Mini - Market mit angegliederter kleiner Taverne am Ortsrand von Chersonissos. Preislich sehr human. Eine wirklich gute Lage hatten die nie, auch durch AI - Hotels in der Nachbarschaft. Schwer war es schon immer für sie, sie mussten immer um Kundschaft kämpfen. Manch ein AI - Gast will ja nichtmal 50 Cent für eine 1,5l - Flasche Wasser ausgeben, um Wasser für den nächtlichen Durst zu haben und lässt sich leergetrunkene Flaschen an der Bar nachfüllen
. Dieses Jahr ist allerdings eine Katastophe für die Betreiber: Sie sind flankiert von Hotelneubauten bzw. Baustellen und nicht allzu bequem erreichbar. Da kommt kaum noch wer hin, um einzukaufen oder gar zu speisen. Wenn sich einer dahin verläuft, dann nur, weil er gucken will, was da gebaut wird. Ich habe mir auch die Baustellen angeschaut und wollte im Shop eigentlich nur eine Flasche Wasser und Zigaretten kaufen. Man war untröstlich, dass ich (morgens um 11.00...das ist echt noch nicht meine Zeit für Hochprozentiges, schon gar nicht, wenn ich noch Auto fahren will/ muss
) noch keinen hausgemachten Honig - Raki kosten wollte und dankbar, dass ich mich auf ein Gespräch mit dem Chef eingelassen habe, der geradezu verzweifelt versucht hat, die wenigen Passanten, die vorbeikamen, in seine Taverne zu locken. Zum Abschied gab der Chef mir noch einen Riesenbeutel bzw. einen einfachen, großen Plastiksack kretischen Bergkräutertee mit. Handgesammelt und selbstgetrocknet von seiner über 90jährigen Mutter, die in den Bergen ein einfaches Leben mit Esel und allem was dazugehört, führt. Als Dank für die aufmunternden Worte. Sagte er zumindest. Ob das nun wirklich so ist, sei dahingestellt... aber mit den Minibeutelchen, die sonst so in den Geschäften für teures Geld verkauft werden, hat das nichts zu tun. Jedenfalls wollte ich gerne etwas in die Trinkgeldkasse werfen, was man aber entschieden ablehnte. Den Tee sollte ich aber bitte auch uuuuuuunbedingt mitnehmen. Letzeres stellte sich bei Abreise volumenmäßig als etwas schwierig heraus. Aber die Zimmerfee hat sich sehr über den Tee gefreut
- Ein ganz normaler Supermarkt am Ortsausgang von Chersonissos mit leider etwas limitierten Parkmöglichkeiten. Der Parkplatz war bei meinem Besuch leider völlig überfüllt. Ich stand davor sozusagen in Warteschleife. Eine ältere Dame, die neben dem Supermarkt wohnt, lud mich gestenreich und mit ein paar Brocken Englisch ein, doch einfach kurz bei ihr in der Einfahrt bzw. hinter dem Wagen ihres Mannes zu parken. Wow! Selbst in touristisch "versauten" Gegenden gibt es kretische Gastfreundschaft
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- Auf einer weiteren Fahrt entlang der Nordküste in Richtung Chania hatte ich nicht nur ein dringendes menschliches Bedürfnis, sondern auch Kaffeedurst. Ich hielt an einer Tankstelle bei Agia Pelagia. Leider hatte ich kein Kleingeld mehr und das Wechselgeld für einen € 50,- Schein zu beschaffen, bereitete unerwartete Probleme. Meine bevorzugte Zigarettenmarke gab es leider nicht, sonst hätte ich so den Einkaufswert steigern und damit den Wechselgeldbedarf senken können. Ein einfacher LKW - Fahrer, der nur ein paar Brocken Englisch konnte, bekam das mit und bestand darauf, meinen Frappé zu bezahlen. Das war mir unangenehm, ich bot ihm eine Schachtel Zigaretten an, die ich noch dabei hatte... nach viel gutem Zurreden nahm er immerhin eine Zigarette an und hat sie sichtlich genossen.
Anderes Beispiel (welches u. U. und mit viel bösem Willen als "Abzocke" gewertet werden könnte): Eine proper und sauber aussehende Eisdiele am Ortseingang von Georgioupolis. Man wirbt mit selbstgemachtem Eis aus Schafsmilch. Alles biologisch und so weiter
Ich wollte spontan eine Kugel Eis probieren. Der etwas betagte, aber sehr freundliche Vater des Eigentümers/ Betreibers war da und bat mich in verhältnismäßig gutem Englisch doch in 10 Minuten nochmal zu kommen, weil sein Sohn bei der Bank war, er nur zwischendurch auf den Laden aufpasst und sich nicht wirklich damit auskennt. Ich meinte, dass das kein Problem sei und ich nur eine Kugel Eis in der Waffel kaufen will (Fehler meinerseits!!!). Der ältere Herr machte sich ans Werk - was ein fataler Fehler war. Zwar zimmerte er mir für € 1,50/ Portion etwas auf die Eiswaffel, was hierzulande locker als 5 - 6 Eiskugeln bzw. als Rieseneisbecher für 2 Personen durchgehen würde und er war nicht zu stoppen... aber er hatte extrem ungepflegte Hände, wahnsinnig lange, gelb verfärbte Nägel mit Unmengen Dreck darunter und Nagelpilz obendrein
. Sorry, aber das war mir nun doch zuviel "bio". Nun ja... ich habe artig bezahlt, mich wegen hygienischen Bedenken nicht getraut, das Eis zu kosten und es in der nächsten Mülltonne (außer Sichtweite der Eisdiele) entsorgt. Das mag ein wenig kleinkariert klingen, aber ich konnte das Eis nicht essen. Kopfkino
Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, den alten, freundlichen Herren vor den Kopf zu stoßen und den Kauf zu verweigern, auch wenn es für den Laden seines Sohnes wohl besser gewesen wäre.