Ich denke, das ist alles ein wenig aufgebauscht. Klar - durch eine Gesetzeslücke haben englische Urlauber die Möglichkeit, ihren Veranstalter bis zu 3 Jahre nach dem Urlaub wegen Reisedurchfall, evtl. Unfällen, etc. in die Pflicht zu nehmen. Daraus sind ganze Firmen entstanden, siehe z. B. sickholiday, holidayclaims & Co.. Die fordern die vermeintlichen Rechte der Urlauber für diese ein und kassieren im Erfolgsfall Provision. Schlussendlich nichts anderes als Flightright & Co.
ABER: Anders als bei klar definierbaren Flugverspätungen ist es bei Reiseerkrankungen nicht ganz so einfach, den konkreten Verursacher zu finden. Es muss z. B. nicht immer das Hotelessen Schuld sein, wenn ein Urlauber eine Magen - Darm - Erkrankung bekommt. Die meisten Hotels sorgen vor, arbeiten nach HACCP - Standards, lassen die Speisen auf dem Buffet von externen Instituten regelmäßig auf Krankheitserreger untersuchen und dokumentieren das penibelst. Das schützt einen aber auch nicht davor, sich mit einem Brötchen aus dem Korb am Frühstücksbuffet Keime einzufangen, die ein Ferkel, das sich zuvor nach dem Toilettengang nicht die Hände gewaschen hat und die Ware auf der Suche nach dem knusprigsten Brötchen angetatscht hat, dorthin übertragen hat. Es reicht auch manchmal schon das Berühren von Fahrstuhlknöpfen, Türgriffen oder Treppengeländern. Hat da vorher jemand Erkranktes mit unzureichender Eigenhygiene angelangt, kann es schon zu spät sein...
Oft ist auch eigenes Fehlverhalten Schuld an Erkrankungen - ein normaler Körper ist es halt nicht gewohnt, morgens um 10.00 bei 35°C das erste eiskalte Bier zu bekommen oder schon morgens um 08.00 einen diabolischen Mix aus Fett, Eiweiß, Enzymen und Kohlehydraten zu verarbeiten. Am Frühstücksbuffet schlagen viele gerne mal über die Stränge und weichen deutlich von ihren sonstigen Gewohnheiten ab. Da schließe ich mich persönlich nicht aus - manchmal sind die Augen einfach größer als der Magen, auch wenn der gesunde Menschenverstand sagt: "Nein, Du solltest dieses Weißwürstchen nicht essen. Das bekommt Dir zu der Zeit einfach nicht."
Der Körper quittiert das recht schnell und meckert "Hey... sonst kriege ich morgens maximal ein Marmeladentoast und vielleicht etwas Joghurt, was soll ich jetzt mit Rührei, Speck, Pommes, Rösti, Bratwürsten und voll ausgereifter Ananas anfangen?!? Nee, lass mal, das kenne ich nicht, das bin ich nicht gewöhnt und das will ich ganz, ganz schnell wieder loswerden..."
Und wenn ich mir anschaue, was sich speziell englische Urlauber zum Frühstück genehmigen und in welchen Mengen und dass sie nicht selten kurz danach beim ersten Bier an der Bar anzutreffen sind... dann wundert mich nicht, dass der ein oder andere da Probleme mit dem Magen bekommt.
Shit happens - im wahrsten Sinne des Wortes
ABER: Ein Hotelier auf Teneriffa berichtete mir kürzlich, dass besagte Firmen in Benkö - Marnier in der Gegend unterwegs sind, um Urlauber zu "fangen". Angeblich (!!!) stellen solche Firmen auch gefakete Arztbescheinigungen aus, wenn ein "kranker" Urlauber nicht gewillt ist, für einen Arztbesuch vor Ort zu zahlen. Ich persönlich glaube nicht daran. Auch wenn es hinsichtlich Meldefristen in England eine Gesetzeslücke geben mag.