Reiseforum - Reiseberichte

@Sternedieb
Im vorliegenden Fall haben die Kläger sich bei der Airline "erkundigt", was sie wegen der mehrstündigen Abflugsverzögerung unternehmen könnten und sind von der Airline nicht über ihre Rechte aufgeklärt worden.
Das AG Hannover entschied, die Kläger haben bereits an dieser Stelle zu Recht einen Anwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen beauftragt und nicht erst selbst Beschwerde führen müssen.
Das versuche ich die ganze Zeit zu erklären - denn die Airline ist in dem Augenblick "im Verzug", in dem sie Art. 14 der VO(EU) 261/04 missachtet - i.e. den Fluggast nicht explizit über seine Ansprüche belehrt oder zu einer Beschwerde auffordert.

Anders liegt der Fall, wenn man ein Beschwerdeformular in die Hand gedrückt bekommt. Schaltet man dann sogleich einen Anwalt ein ohne selbst tätig geworden zu sein, liegt "ein Verzug" nicht vor und man bleibt auf den Kosten zunächst sitzen (angenommen, die Beschwerde führt außergerichtlich zu einer Entschädigung).

Lehnt die Airline die Beschwerde jedoch ab und ein Gericht entscheidet, dass keine Exkulpation gegeben ist, sind Anwalts- und Gerichtskosten im vollen Umfang von der Beklagten zu tragen.
Dabei wird ganz sicher kein Gericht bestimmen, dass die Gebühr für eine vom Anwalt geführte Beschwerde bei der Airline "herauszurechnen" sei ...

Ziemlich komplexe Thematik, aber wie immer sind in rechtlichen Fragen etliche winzige Details maßgeblich.

Zitat von »Sternedieb«

NUR, wenn die Ansprüche zuvor schon geltend gemacht wurden und das nicht vom Anwalt!

Nein, hab ich eben nicht - siehe Zitat ... ;(
Im vorliegenden Fall ist allein der Mangel an Aufklärung bereits ausreichend für die Inanspruchnahme anwaltlicher Hilfe, ganz ohne eigenmächtige vorherige Maßnahmen der Kläger (über die reine "Erkundigung" hinaus).

Sorry, ihr könnt noch so mitleidsvoll betonen alles bereits gesagt zu haben - die Unterscheidung auf die es hier ankommt jedenfall ist leider wohl irgendwie an mir vorbeigegangen.

Zudem ist obige Aussage im Blick auf das fragliche Urteil schlicht und einfach falsch.

@Sternedieb
Die Aussage ist nicht falsch, sie muss nur im Kontext bleiben - hab ich zudem nochmal spezifiziert.

@Dodo
Die Aussage, die ich zitiert habe ist falsch - wenn auch nur im Bezug auf diesen besonderen Fall. Warum, hab ich wiederum ebenfalls erklärt.


Leuts, es geht hier doch auch gar nicht drum, wer Recht hat oder nicht, sondern vielmehr um die Gelegenheit, dem Verbraucher die richtigen Schlüsse aus der Entscheidung des AG Hannover zu weisen.

Diese lauten:
Wenn die Airline nicht aufklärt und der Betroffene sofort anwaltliche Hilfe beansprucht, sind zusätzlich zur Entschädigungsleistung auch die vorgerichtlichen Kosten für eine Rechtsvertretung zu erstatten.
Informiert sie hingegen den Fluggast über die ihm zur Verfügung stehenden Rechtsmittel, sollte zunächst persönlich eine Beschwerde eingereicht werden und erst im Falle einer Ablehnung der Ausgleichszahlung der Anwalt hinzugezogen werden.

Im Produktumfeld:
CONDOR und AirBerlin geben bei Verspätungen umgehend ein Beschwerdeformular aus.
Ist Deine Erfahrung Indiz für ein verbreitetes Vorkommen dieses Versäumnisses, war die Erwähnung des Urteils ja nicht gänzlich vergebens ...

Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar, m.W. hat die Beklagte auch keine Berufung eingelegt.

@Dodo
... na um den Teil, den Du nicht zitiert hast!

Hm ... und was genau sagt uns das im Bezug auf die Fluggastrechte?