Roger Willemsen (den brauch ich wohl nicht vorzustellen) und der in Bangkok lebende Fotograf Ralf Tooten haben 3 Monate lang die thailändische Metropole durchstreift. Und zwar jeweils von 18 Uhr bis zum Morgengrauen. Entstanden ist ein dickes Buch mit über 250 stimmungsvollen Fotografien und einem ungegliederten, schwer zu lesenden Text eines Intellektuellen. Leseprobe gefällig?
Farbe tropft aus den durchschnittenen Adern, im Herztakt pulst Neon über die Fronten, Schilder und Zeichen, läuft in andere Minuskeln hinein, schmiert alles zu. Kaskaden von Signalen stürzen jetzt vom Himmel, enigmatische Fratzen, elektromagnetisch dazu animiert, neue und unwahrscheinlichere Grimassen über den Köpfen der Passanten zu erfinden, sie in einem Stromstoß zitternd ewig lebendig festzuhalten, sie an einer Schraube in die Schrift zu hängen und im Wind von Farbe und Botschaften überrieseln zu lassen.
Willemsen schreibt hier über Leuchtreklamen und ich frag mich, was er in Bangkok geraucht hat. Aber der Text versucht nicht immer so verkrampft lyrisch zu sein und Tootens herrliche Bilder entschädigen für die Kopfschmerzen, die Willemsen manchmal bereitet. Die Rotlichtszene ist in dem Buch vielleicht etwas überrepräsentiert (sex sells), aber auch Elefantenführer, Kickboxer, Garküchenbetreiber, Wahrsager, Tätowierer, etc. werden bild- und textlich in Szene gesetzt.
Alles in allem ein empfehlenswertes Buch für Bankgok-Freunde und Hobbyfotografen. Und für Willemsen-Fans, falls es sowas gibt.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »NoDurians« (25. Dezember 2009, 13:30)