Autor: Helmut Finkeldey
Bearbeitung: Hans-Dieter Vautrin
Verlag: Kuiseb-Verlag
Windhoek, Namibia 2011
ISBN 978-99945-76-04-3 Namibia
ISBN 978-3-941602-64-9 Deutschland
Broschur, 17x24 cm, 184 Seiten, zahlreiche sw- und Farbfotos
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Am 18. Februar 1922 wurde Luis Willi Helmut Finkeldey als zweiter von drei Söhnen in Frankenberg an der Eder/Hessen geboren. Nach seiner Lehre als Elektro-Installateur legte Finkeldey 1939 die Gesellenprüfung ab. Als er ein Jahr später sich um Studium an der Fachhochschule in Friedberg anmelden wollte, wurde er in die Wehrmacht eingezogen, wo er unter anderem am Russlandfeldzug teilnehmen musste.
Neben dem Eisernen Kreuz, dem Panzersturm-Abzeichen und dem Krimschild brachte er mehrere Verletzungen mit aus dem Krieg. Endlich nach der Operation seiner fünften Kriegsverletzung am 30. März 1945 wird er als wehruntauglich entlassen. Als 23-Jähriger beginnt er das längst geplante Studium an der Fachhochschule in Friedberg und schließt 1950 das Examen also Elektro-Ingenieur erfolgreich ab.
Im selben Jahr noch entschließt er sich, nach Outjo, im damaligen Südwestafrika auszuwandern. Dort arbeitet er zunächst als Verkaufs-Ingenieur bei der Firma seines Onkels Gustav Rosenthal. Da er bislang nur mit dem DIN-System vertraut war, hatte Finkeldey schwer mit den englischen Zollmaßen zu kämpfen. Doch er macht unbeirrt weiter. Zwischenzeitlich ist sein Freund aus Friedberg, Fritz Kaufmann, nachgereist. Beide verstanden es immer gut und reichlich zu feiern. So ist es kein Wunder, dass bereits zwei Jahre später, 1952 in Windhoek Karneval gefeiert wurde, woraus die Karnevalsgesellschaft Windhoek (WIKA) entsteht. Als "Finko" wird er im ganzen Land bekannt.
1953 siedelte er nach Windhoek über und diente der Stadtverwaltung als Ingenieur. Im darauffolgenden Jahr fährt Funko mit dem Schiff nach Deutschland, wo er sich mit Annerose Rahnfeld verlobt. Geheiratet wird via Ferntrauung, da der Bräutigam bereits wieder in seiner Wahlheimat war. Als Annerose ein halbes Jahr später in Südwestafrika ankommt, findet die kirchliche Trauung, an ihrem 21. Geburtstag, dem 13. Februar 1955, in der Christuskirche statt. Zwei Söhne wurden ihnen geboren, Hanno (1959) und zwei Jahre später Jörg (1961).
Nach wie vor war Finkeldey aktiv beim WIKA eingebunden. 1963 begeisterte er das Windhoeker Narrenvolk als „Prinz Finko I von Reptilien“. Diesen Titel trug er zu gutem Recht, viele Erkenntnisse über Amphibien und Reptilien wurden mit Hilfe der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft, in Veröffentlichungen der Schrift „Salamandra“ einem breiten, interessierten Publikum weitergegeben. Wie kein anderer in Namibia informierte Finko die Bevölkerung über die Pracht und den Nutzen der Schlangen. Über viele Jahre hat er zu Beginn des Frühjahrs über den Rundfunk versucht, dem Zuhörer ein authentisches und realitätsnahes Bild der Schlange zu vermitteln. Wenn es darum ging, eine Schlange aus einem Garten, Haus oder sonstwo zu retten, dann war ihm kein Weg zu weit und keine Mühe zu groß.
Finkeldey war alles andere als ein ruhiger Rentner. Bis in sein hohes Alter war er ständig aktiv und auf Achse. Gleich nach seiner Pensionierung1988 wurde er WIKA-Ehrensenator, dann Geschäftsführer der Deutsch-Namibischen Entwicklungskooperation, Ehrenwildwart und 1989 Präsident des Rotarierklubs Windhoek. Zwischen 1992 bis 1997 hat Finko ständig Einsätze für den Senioren-Expertenservice in Gambia, Kenia, Tansania und Sansibar ausgeführt.
Mit 69 Jahren springt Finko auf dem Windhoeker Ausstellungsgelände aus 30 Meter Höhe Bungie. Seinen 71. Geburtstag verbringt er in 5600m Höhe auf dem Kilimandjaro und ein Jahr später nimmt er als ältester Teilnehmer an der Swim for Life-Gala teil. 1997 erhält Finko das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und vier Jahre später, 2001, wird er nach 40 Jahren ununterbrochenen Dienstes der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft zum Senator ernannt.
"Meine Mutter stammte aus einer Beamtenfamilie in Frankenberg. Großvater Friedrich Wilhelm Rosenthal diente während des Ersten Weltkriegs als Sergeant im 1. Nassauischen Infanterie Regiment Nr. 81 und wurde nach Kriegsende nach Frankenberg versetzt." Mit diesen Worten beginnt das erste Kapitel von Helmut Finkeldeys Biografie "Lebenserinnerungen". Geschichtlich, sachlich, ohne Schnickschnack. Beinahe 90 Jahre Erinnerungen eines Mannes der weite Teile Namibias in der jüngeren Geschichte geprägt hat - gebündelt auf 178 Seiten.
Helmut "Finko" Finkeldey starb im Juli 2014 im Alter von 92 Jahren in Windhoek.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »angie« (31. August 2014, 15:27)