Für alle, die Sassicaia, Ornellaia, Tignanello, Solengo und Solaia nicht für die neuen FIAT - Modelle halten, haben wir einen Tipp für eine Weintour durch die Toskana und den Norden Italiens.
Unsere Tour führte uns in 9 Tagen an den Gardasee, in das Valpolicella Gebiet, in die Toskana und das Piemont. Alle Übernachtungen hatten wir online und vorwiegend auf mehr oder weniger großen Weingütern gebucht. Die Kosten lagen durchschnittlich bei 65-75 Euro inklusive Frühstück. Einzige Ausnahme: bei Bolgheri buchten wir für 50 Euro lediglich Übernachtung.
Los ging es freitags um 17.00 Uhr über die A71 und die A9 vorbei an München und Innsbruck über ca. 670 km. Unser Ziel war ein einfaches Gasthaus in Klausen, wo wir gegen 23.30 Uhr eintrafen und einfach nur in unser Bett fielen.
Samstag früh starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück mit einem Stau auf der Autobahn. Gegen Mittag erreichten wir Torbole am Gardasee. Über Malcesine und Bardolino ging es weiter nach Sirmione, wo wir uns zwei Stunden und einen Eisbecher gönnten. Gegen 17 Uhr erreichten wir unsere Tenuta im Valpolicella- und Amarone-Anbaugebiet. Den Abend verbrachten wir am Piazza delle Erbe in Verona, bevor wir den Tag mit einem Bardolino classico beendeten.
Erste Station am Sonntag war Lucca. Danach ging's zum schiefen Turm nach Pisa. Später durch die Zypressen Allee bei Bolgheri, vorbei an den berühmten Anbaugebieten von Sassicaia und Ornellaia bis zu unserem Tagesziel Castagneto Carducci, wo wir mit Blick auf auf die Mittelmeerküste zu Abend aßen. Später tranken wir einen Bio-Wein unseres Gastgebers, der uns allein zwischen den Reben zurück ließ. Die traumhafte Lage entschädigte uns für das eher einfache 70m²-Appartment und den mittelmäßigen Biowein des aktuellen Jahrgangs.
Am Montag starteten wir sehr früh unterwegs und besichtigten die Geschlechtertürme in San Gimignano.
Danach fuhren wir in die Altstadt von Siena. Unsere Unterkunft (die schönste der Tour) in Montalcino, Anbaugebiet des skandalgebeutelten Brunello, fanden wir nur zufällig durch einen roten Briefkasten am Stadtrand. Zum Abendessen hatten wir einen Rosso de Montalcino.
Nach dem Besuch des Klosters Sant'Antimo erkundeten wir am Dienstag Pienza, checkten am frühen Nachmittag in unserer Agriturismo bei Montepulciano (mit traumhafter Aussicht) ein und fuhren zum Valdichiana Outlet Center. Abends waren wir in Montepulciano, wo wir einen sündhaft teuren Abend im Borgobuio verbrachten. Zum riesigen Steak tranken wir Vino Nobile aus der Region.
Am Mittwoch waren wir in Arezzo und danach in Greve in Chianti, der Hauptstadt des Chianti Classico, wo wir in der größten toskanischen Enoteca Tignanello, Solengo und Co. verkosteten. Danach besuchten wir das Gut des Weingurus Antinori, der hier auch den Supertuscan herstellt.
Mehr versprochen hatten wir uns vom Tagesausflug am Donnerstag ins hochgelobte Florenz. Leider bröckelt überall der Putz von den Häusern. Highlights unserer Stadtbesichtigung waren, Palazzo Pitti, Piazza della Signoria, Uffizien, Ponte Vecchio, Palazzo Vecchio und der 20 Euro teure Parkplatz.
Zum Abschluss der Tour fuhren wir für zwei Tage ins Piemont, das Anbaugebiet des Barolo. Begeistert waren wir vom "Per Bacco" in La Morra, wo wir beide Tage zu Abend aßen. Nicht so berauschend war die Erfahrung mit einem ersteigerten 1977er Brunello, den wir am späten Abend in der Azienda öffneten. Am Samstag besuchten wir die Cantina comunale di La Morra, wo wir die Möglichkeit hatten, 60 verschiedene 2004er Barolo zu verkosten. Geschafft habe ich leider nur 30.
Fazit der Tour:
Ohne zu bedenken, daß man nur eine begrenzte Menge Wein durch die neutrale Schweiz in die EU einführen darf, fuhren wir am Sonntag wieder gen Deutschland. Mieses Wetter, super Weine und traumhafte Landschaften bleiben uns in Erinnerung.
Im Preis-/ Leistungsverhältnis liegt das Barolo Gebiet für uns klar vorn. Im Piemont erhielten wir mehr Leistung für's Geld. Bei der Buchung, der Qualität des Frühstücks, der Aufmerksamkeit des Servicepersonals in Lokalen und Unterkünften ist man hier einfach bemühter. Von der Toskana blieb das Gefühl, abgezockt zu werden. Für 5 Euro kann man zum Beispiel in Florenz 1 Stunde parken und in La Morra 60 Barolo verkosten. Bei der Verkostung in Greve dagegen fingen die Chipkarten bei 10 Euro an.