Das Restaurant Sabbie d'Oro gehört zum gleichnamigen, benachbarten Hotel. Es befindet sich in Giardini Naxos nahe des archäologischen Museums an der Strandpromenade, also in eher touristischer Lage. Geboten werden vor allem fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte, alles kann man aus der Präsentationstheke aussuchen. Über die "Präsentation" der lebenden Hummer/ Langusten kann man geteilter Meinung sein, ich persönlich sehe da sehr freundlich formuliert Optimierungsbedarf. Die Fischauswahl war jedenfalls offensichtlich sehr frisch und von guter Qualität.
Nun ist ja bekannt, dass gerade Fischrestaurants in touristischer Lage immer mit ein wenig Vorsicht zu betrachten sind und dass es da nicht selten etwas teurer wird als geplant. Ob wir das Restaurant im Urlaub besucht hätten, sei dahingestellt - vermutlich eher nicht angesichts der Online - Bewertungen, die ich größtenteils irgendwie nachvollziehen kann. Ich war dort zu einem Geschäftsessen eingeladen, die einladende Person ist öfter Gast im Sabbie d'Oro und dort gut bekannt. Insofern denke ich nicht, dass wir dort den "Standardservice" erfahren haben. Dies sei vorab gesagt.
Zunächst wurde ein Servierwagen mit verschiedenen Olivenölsorten zum Verkosten und frischem Brot an den Tisch gebracht. Keine dumme Idee, denn das Olivenöl kann man im Restaurant auch käuflich erwerben. Unseren Wein konnten wir bei guter Beratung im "begehbaren Weinkühlschrank" aussuchen, wenn wir gewollt hätten, dann hätte es auch noch diverse Kaviars in einem eigenen Kühlschrank gegeben.
Es folgten ein paar Antipasti wie z. B. gefüllte, frittierte Zucchiniblüten, die wirklich sehr gut waren. Als Vorspeise gab es "sizilianisches Sashimi" bestehend aus Thunfischtatar, rohen roten Carabinieri und normalen Garnelen und Lachs. Auch das konnte mit Top - Qualität überzeugen, auch wenn das sicher nicht jedermanns Sache ist.
Danach folgte frittierter Baby - Oktopus, welchen ich eher als solide, aber durchschnittlich einstufen würde. Sicher nicht schlecht, aber auch kein Highlight.
Schlussendlich eine weitere Spezialität des Hauses - Pasta mit Languste. Geschmacklich top und mit einer guten Portion Langustenfleisch von sehr guter Qualität, was mich angesichts der Haltung der lebenden Langusten im Restaurant doch gewundert hat. Offenbar waren die Tiere in unserem Fall nicht allzu lange den gezeigten Umständen ausgesetzt.
Das Dessert war ein schönes Highlight: Das Restaurant kooperiert mit einer kleinen lokalen Eismanufaktur, die sich darauf spezialisiert hat, Frucht- und Nusseiscremes aus frischer Ware ohne chemische Zusatzstoffe herzustellen und nach der Fertigstellung in den Fruchtschalen einzufrieren. Unsere Wahl fiel auf Maracuja, Erdnuss, Walnuss und Kumquat. Sehr, sehr lecker!
Zur Rechnung kam dann noch eine respektable Etagere mit sizilianischem "Dauergebäck". Macht optisch viel her, ist aber für meinen Geschmack einfach nur pappsüß und durchaus verzichtbar. Aber das ist reine Geschmackssache.
Ich habe im Sabbie d'Oro einen sehr schönen und leckeren Abend verbracht (der für meinen Gastgeber sicher nicht günstig war - die Rechnung habe ich nicht gesehen, gehe aber davon aus, das € 200,- nicht dafür gereicht hätten, alleine das Coperto beträgt schon € 4,-/ Person) und würde das Restaurant gerne wärmstens weiterempfehlen. Z. B. für besondere Anlässe. Wenn da nicht die Bewertungen an anderen Stellen wären, in denen von überhöhten Preisen, Abzocke, schlechtem Service und ungepflegtem Chef die Rede ist. Irgendwie kann ich diese Kritiken schon nachvollziehen. Das Restaurant hat eine touristische Lage, wirkt auf den ersten Blick eher einfach und vermeintlich günstig. Bis man die Fischauswahl, das Weinlager, den Olivenölwagen, den Kaviarkühlschrank, etc. entdeckt. Man kann dort hohe Qualität zu entsprechenden Preisen genießen - oder eben auch böse auf die Nase fallen. Das ist sicher kein Ort für Leute, die mal eben schnell vom Strand rübergeschlappt kommen und eine Pizza oder ein Panini to Go haben wollen. Oder einfach nur ein schnelles Mittagessen. Auch die Kritik am äußeren Erscheinungsbild des Patrons kann ich verstehen. Sein Poloshirt war auch bei meinem Besuch ca. 2-3 Nummern zu klein bzw. hing sein stattlicher Bauch halt darunter heraus und so richtig sauber war die Bekleidung nun auch nicht. Sein Auftreten war sehr herzlich, aber auch rustikal. Er setzt halt andere Prioritäten, verhandelt früh morgens schon mit den lokalen Fischern, ist immer auf der Suche nach der besten Ware. Da werden so Dinge wie Arbeitskleidung, Erscheinungsbild, etc. schnell zur Nebensache. Alles etwas unglücklich.
Auch wenn mir persönlich der Abend dort sehr gut gefallen hat, kann ich diesem Restaurant leider keine klare Weiterempfehlung aussprechen, denn ich weiß nicht, wie der Abend verlaufen wäre, wenn ich dort nicht mit ortsbekannter Begleitung, sondern ganz normal als Urlauber mit meinem Mann eingekehrt wäre.
Probiert es aus, wenn Ihr wollt, aber lasst Euch nicht über den Tisch ziehen - und fragt im Vorfeld ganz konkret nach Preis und Leistung.
Besucht: Juni 2018