Die Londoner Tube (Röhre) ist ein Verkehrsnetz der Superlative. Sie ist die älteste und längste U-Bahn der Welt. Und sie ist wie ich meine eine absolute Top-Sehenswürdigkeit.
Hier ein paar Daten
U-Bahn-Betrieb seit 1863 (seit 1870 elektrisch)
11 Linien, 275 Stationen, 408 km Streckennetz
Die ca. 500 U-Bahn-Züge befördern im Schnitt 2,6 Mio. Fahrgäste pro Tag (an Spitzentagen 3,4 Mio.)
Verhältnis der Londoner zur Tube
Die Londoner lieben und hassen ihre U-Bahn. Kein Tag vergeht ohne Betriebsstörungen, im Schnitt sind es 55 pro Tag. In den Stationen gibt es Info-Tafeln, die darüber informieren, welche Linien "good service" bieten, wo es zu "delays" kommt, und zwischen welchen Stationen gerade "no service" besteht. Besonders am Wochenende kommt es zusätzlich noch zu geplanten Unterbrechungen, da werden Umbauarbeiten und Reparaturen durchgeführt. Außerdem wird das Streckennetz ständig ausgebaut. Die Regierung setzt bis 2030 dafür 16 Mrd. GBP ein.
Gleichmütig sitzen und stehen die Londoner (angebl. durchschnittlich 80 Minuten täglich) in den engen Zügen. Blickkontakte vermeidet man wo es geht. Gespräche mit unbekannten Mitreisenden sind unüblich. Wahrscheinlich sind Zeitungen in London deshalb so beliebt. Vorteil: So verrückt kann man gar nicht aussehen, dass das irgendjemanden kratzen würde.
Wenn man sich als Tourist über einen Stadtplan beugt und ein ratloses Gesicht macht, finden sich aber immer ein oder mehrere, die ihre Hilfe anbieten und vor allem miteinander diskutieren, welcher Weg wohl am schnellsten von A nach B führt.
Mind the gap
Das U-Bahn-Logo und der schaltplanartige U-Bahn-Plan vom einfachen U-Bahn-Angestellten Harry Beck sind schon längst Markenzeigen von London geworden. Das mahnende "Mind the gap" (achten Sie auf den Spalt), das bei manchen U-Bahn-Stationen über Lautsprecher kommt, wohl auch.
U-Bahn-Historik
Viele Londoner beschäftigen sich in ihrer Freizeit intensiv mit dem U-Bahn-Netz. Vor allem Stationen, die aufgelassen wurden (disused stations) haben es ihnen angetan. Und die Möglichkeiten, wie man dort hingelangt. Eine beliebte Website bei U-Bahn-"Forschern" ist
www.underground-history.co.uk.
Es gibt auch sogenannte "dummy houses", also Fassaden ohne Haus dahinter, die dazu verwendet werden, um Frischluft in die U-Bahn-Schächte zu bekommen. Eine solche Fassade befindet sich an der Adresse
23 - 24 Leinster Gardens, ganz in der Nähe der Portobello Road. Sie stammt noch aus der Zeit der dampfbetriebenen U-Bahn. Die Adresse wird immer wieder für Scherze verwendet, z.B. für Einladungen zu Parties.
Tarife
Die Tube befindet sich gemeinsam mit Autobussen und Straßenbahnen (Bus and Tram), Docklands Light Railway (DLR) und vielen Bahnlinien im Tarifverbund von "Transport for London". Einzelfahrscheine sind unüblich und aus Kostengründen nicht zu empfehlen. Für Touristen bietet sich eine Travelcard (wahlweise für 1 od. 7 Tage) an. Die Karte wird in 2 Versionen ("peak" ganztags oder "off-peak" nur außerhalb der Stoßzeiten) für verschiedene Tarifzonen angeboten. Nähere Infos
HIER
Der Londoner nutzt die U-Bahn mit einer blauen Magnetkarte (oyster). Auch Besucher erhalten diese oyster-Card. "Oystern" ist praktisch und smart. Es entstehen dabei niemals höhere Kosten als bei Verwendung von Travelcards. Ab dem Zeitpunkt, wo die Kosten einer Travelcard erreicht sind, wird kein Guthaben mehr von der Karte abgebucht. Die Oystercard kann man bequem an Automaten oder Fahrkartenschaltern wieder mit Bargeld aufladen.
Die statistischen Zahlen hab ich von wikipedia.org und london.de