Um zu verstehen, warum diese Kirchen zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden, gibt es vorab eine kurze Bildungsreise in die Vergangenheit.
Ein gutes Jahrhundert nachdem Luther irgendwo in Wittenberg seine 95 Thesen an die Wand nagelte, brodelte es in Europa und im Heiligen Reich deutscher Nationen heftig. Ein Ösi
ein Habsburger war Kaiser und hatte auf dem Höhepunkt seiner Macht die deutschen Fürsten überredet, ihn als Herrscher aller Deutschen anzuerkennen (das machten die Ösi‘s schon früher so
). Er war auch Chef von Ungarn und wurde sogar in Böhmen (inkl. Schlesien) Regent, obwohl dort die Protestanten gerade die katholischen Stadthalter aus’m Fenster geschmissen hatten.
Er hatte auch einflussreiche Verwandte in Spanien, denen Teile von Holland und Italien gehörten. Dadurch bekam er aber auch Sorgen. So musste er als Kaiser das Fürstentum Mantua in Italien vergeben und vermachte es natürlich einem Angehörigen seiner spanischen Sippe. Das hat die Franzosen verärgert und die fühlten sich eh schon von den spanischen Besitzungen eingekreist.
Die Oranjes selbst hatten auch die Nase voll von Spanien und dem Heiligen Reich, ja und die Eidgenossen wollten schon lange Ihr eigenes Süppchen kochen. Die Dänen, die sich schon Norwegen geschnappt hatten, gierten nach Schweden und den Schweden selbst, früher antiprotestantisch eingestellt, war’s plötzlich auch langweilig. Also machten sie einen auf Wendehals und begaben sich mit eigenen Großkotz-Ambitionen auf nach Süden um sich Polen (mit dem man vorher verwandtschaftlich verbunden war) einzuverleiben.
Auch in Wien bekam man den Hals nicht voll, ignorierte alle Warnzeichen und glaubte sich mit den schon über 100 Jahre gewachsenen Protestanten anlegen zu müssen. Nach dem Motto „dem Kämpfer für die gerechte Sache gebührt die Krone“ nehmen wir denen jetzt Mal eben all ihre Kirchen und Rechte weg und dann werden das schon wieder gute Christen. Da waren die Protestanten not amused und dann gab es 30 Jahre lang in Europa richtig auf die Mütze.
Am Ende war die Kohle alle, es gab nichts mehr zu Essen und Seuchen wüteten allerorts. 2 Mal versuchte man vergeblich (in Lübeck und Prag) einen Frieden auszuhandeln. Das gelang aber nicht, weil man nicht alle Interessen berücksichtigte. Erst im 3. Anlauf konnte man mit dem Westfälischen Frieden die Kriege beenden. Es muss zugegangen sein wie auf’m Basar und wie scharf verhandelt wurde, das sieht man an folgendem Teilergebnis.
(Ob es genauso war, ist nicht überliefert aber so ähnlich muss es sich abgespielt haben.)
„Okay Kaiser, Österreich und Ungarn kannste behalten. Oranje und die Eidgenossen werden souverän. Deutschland wird geteilt. Böhmen und Schlesien bekommen die Protestanten.“
„Könnter vergessen, die Protestanten bekommen Böhmen und Schlesien nicht.“
„Schön, dann behalte das Land aber die Protestanten in Schlesien sind so richtige Zicken. Wenn die in ihren 3 Hauptstädten keine eigene Kirche haben, dann gibbet keinen Friede nich.“
„Na gut aber nicht innerhalb der Stadtmauern, also mindestens einen Kanonenschuss außerhalb. Nicht, dass die ihre Glocke läuten und meine Schäfchen verlaufen sich dahin. Da fällt mir ein, wozu eine Glocke? Ne, dürfen die nicht haben und wenn wir gerade dabei sind, von außen darf die Kirche auch nicht aussehen wie ne Kirche. Ja genau … und aus Stein darf sie auch nicht gebaut werden und überhaupt, innerhalb eines Jahres müssen die fertig sein“ (vielleicht schaffen sie es ja nicht
).
So erhielten die schlesischen Protestanten das Recht unter den beschriebenen Einschränkungen 3 evangelische Kirchen zu bauen. Eine davon, die Friedenskirche in Głogowie wurde zerstört. Die beiden anderen Friedenskirchen sind heute UNESCO-Weltkulturerbe und stehen in Świdnica und Jawor. Beide wurden im Fachwerkstil aus Holz und Lehm errichtet. Der Andrang war riesig, zu den Gottesdiensten kamen bis zu 15.000 Menschen. An den meisten Tagen mussten mehrere Gottesdienste hintereinander abgehalten werden. Über 50 Jahre danach erhielt die Kirche in Świdnica das Recht, im Abstand von 50m einen Glockenturm zu errichten, der aber als solcher nicht erkennbar sein durfte und in der Kirche von Jawor wurden sogar Zwischenetagen eingebaut.
Der Eintritt kostet derzeit 10 Złoty p.P. je Kirche (etwa 2,50 Euro). Bilder gibt es später in der Galerie.