Was war das? Diese Frage stellte ich mir nach dem Besuch des Restaurant Simon in Berlin-Mitte. Lag es an mir? Bin ich zu bodenständig für den "Nobelitaliener"? War meine Erwartungshaltung zu hoch? Ich kann und mag das nicht beantworten/beurteilen aber für mich steht fest - ich werde das Restaurant nicht mehr besuchen.
Wie alles begann.
Der Vorabend im
Zollpackhof war sehr gelungen und so freute sich die Reisegruppe auf einen gemütlichen Abend im Restaurant Simon und dort im
Gewölbekeller. Ein schöner Keller aber auch ordentlich eng für die Gruppe mit ca. 26 Personen.
Das Restaurant selbst war an diesem Freitagabend sehr gut besucht und beim Gang durch das Lokal in den Gewölbekeller fiel mir auch hier die enge Bestuhlung auf. So richtig Privatsphäre kommt da beim Essen nicht auf. Vielleicht ist es auch so gewollt und der Tischnachbar soll evtl. in die Unterhaltung mit einbezogen werden.
Für mich als bekennenden Biertrinker hielt das Restaurant Radeberger Pils bereit. Weitaus umfangreicher war natürlich die Weinkarte und aus dieser Karte wurden für den Großteil der Gruppe zwei Weine herausgesucht, die dann in Flaschen serviert wurden. An meinem Tisch kam so eine Flasche Weißwein an die mehr als Zimmertemperatur aufwies. Auf den Hinweis, dass der Wein warm sei, bekam der Gast die Antwort "... dass das nun jetzt einmal so sei ...".
Der Chef des Hauses wies zur Begrüßung darauf hin, dass alle Gerichte frisch zubereitet werden (ist das eine Erwähnung wert?) und ich bestellte aus der Karte ein "Argentinisches Entrecote vom Weiderind vom Grill mit Rosmarinkartoffeln". Bitte fragt mich nicht nach dem Preis, erst zu Hause hab ich gesehen, dass das Bild der Speisekarte diesen nicht zeigt und an diesem Abend war ich eingeladen.
Zur Vorspeise gab es allerlei Antipasti, mit teilweise etwas trockenem Serrano-Schinken mit Büffelmozzarella. Die Vorspeise war in Ordnung, fertig.
Ich gebs zu, auf das Entrecote habe ich mich gefreut und auch beim ersten Blick auf das Fleisch sah dieses ja noch sehr vielversprechend aus.
Ich wurde bei der Bestellung zwar nicht gefragt wie es zubereitet werden soll aber die Zubereitung "fast medium" war für mich in Ordnung, für die eine oder andere Dame der Reisegruppe allerdings eher nicht.
Überrascht war ich, dass das Fleisch angeschnitten war, das hatte ich bisher so noch nicht erlebt und es führte dann auch dazu, dass es sehr schnell kalt wurde. Das war für mich aber nicht das einzige Manko. Für den Koch scheinen Gewürze völlig überbewertet zu sein. Das Fleisch schmeckte nach Fleisch und sonst nichts. Vermutlich waren Salz, Pfeffer und das Fleisch im selben Raum aber getroffen haben sie sich erst auf meinem Teller. Schade drum - das Würzen sollte nicht dem Gast überlassen werden, der Koch darf da gerne auch Hand anlegen. Dass die Rosmarinkartoffeln, die ebenfalls kaum gewürzt waren, erst eintrafen als das nachgewürzte lauwarme Entrecote bereits zur Hälfte vertilgt war, das passte ins Gesamtbild.
Fazit:
Schade drum. Für mich ist das Restaurant Simon keinen weiteren Besuch wert. Habe ich im Zollpackhof noch von ehrlicher, solider Kochkunst ohne Drumherum gesprochen, so hat die Küche im Simon für mich an diesem Abend das Gegenteil abgeliefert. Viel "SchiSchi" und nicht genug dahinter.
Das Restaurant war allerdings, wie bereits erwähnt, bis auf den letzten Platz gefüllt und so komme ich wieder zur Eingangsfrage: Bin ich zu bodenständig für den "Nobelitaliener"?