"Augenzeugen" im Studio zu interviewen, wenn sie noch so "geschockt" sind.... die Burschen wollten ins TV und ggf. noch Kohle dafür!
Solche mag es mit Sicherheit geben - aber man sollte das nicht pauschalisieren. Das ist eher die Minderheit.
Im Falle eines traumatischen Erlebnisses reagiert jeder Traumatisierte anders. Der eine hat das Bedürfnis, das Erlebte immer wieder möglichst vielen Menschen mitzuteilen. Das hilft ihm in dem Moment bei der Verarbeitung. Andere (meist die schwerst Traumatisierten) machen emotional komplett dicht und reden gar nicht mehr, ziehen sich zurück. Oder konzentrieren sich verstärkt auf ihr normales Leben, Arbeit, Alltag, etc. und schleppen die Erlebnisse teilweise jahrelang mit sich herum. Bis sie irgendwann zusammenbrechen. Oder Depressionen bzw. psychosomatische Folgeerkrankungen bekommen. Es gibt noch zahlreiche weitere Varianten einer Traumatisierung.
Bei schweren Verkehrsunfällen oder nach Attentaten sieht man manchmal in Reportagen Opfer, die schwer verwundet sind, aber es gar nicht merken, sondern scheinbar banale Fragen stellen. Z. B. "Wo ist mein Schuh?" - obwohl sie gerade einen ganzen Unterschenkel verloren haben. Oder "Im Handschuhfach ist eine Dose Cola. Kann ich die bitte haben?" oder "Meine Zeitung - wo ist meine Zeitung?" - obwohl sie aus mehreren offenen Wunden bluten. Alles Traumatisierungszeichen, die ernstgenommen werden müssen.
Ich hoffe, daß vor allem diejenigen, die sich in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle befanden, psychologische Hilfe und Unterstützung erhalten - und auch annehmen.