Eintrittspreis: 9,00 € / Erwachsene; Kinder 50%
Nach der Besichtigung des
Santuari de Sant Salvador war noch genügend Luft den Ausflugstag fortzusetzen. Bei der Planung dieses Ausflugstages bin ich, mehr durch Zufall, auf einen kleinen Hinweis im Reiseführer, der sich mit dem Gutshof Els Calderers befasst, gestoßen. Die Entfernung zwischen Felanitx und Sant Joan war überschaubar und so machten wir uns vom Puig de Sant Salvador auf um im Hinterland dieses Freilichtmuseum anzusteuern.
Ich geb es zu, dieser einstige Gutshof war schon so ein bisschen als Lückenfüller für den Rest des Ausflugstages eingeplant.
Was wir dort jedoch antrafen übertraf all unsere Erwartungen und der Besuch dieses brillanten Museums war ein Highlight unseres diesjährigen Inselhaufenthaltes.
Das Museum ist über die Hauptstraße Palma-Manacor, Ausfahrt Villafranca (Hinweisschild bei Kilometer 37), Kreisverkehr “Repsol Tankstelle” erreichbar. Nach kurzer Fahrt über einen Teil der Ländereien des Landsitzes erreicht man den großzügigen Parkplatz der Anlage. Wie schon bei anderen Ausflugszielen hatten wir es auch hier mit einer sehr kleinen Anzahl an Besuchern zu tun. Der Mann im Kassenhäuschen war regelrecht erfreut mal wieder etwas zu tun zu bekommen.
Ausgehändigt wurden uns neben den Eintrittskarten eine Broschüre und ein DIN-A5-Blatt auf dem in deutscher Sprache das Museum und die einzelnen Räume sehr schön erläutert werden. Eine einfache aber sehr effiziente Art Besucher mit den notwendigen Informationen zu versorgen.
Der Eintrittspreis erscheint im ersten Augenblick zwar etwas hoch aber ich finde man bekommt während der Besichtigung auch einiges für sein Geld geboten.
Ich zitiere mal Teile der Broschüre um einige Information über das Herrenhaus, den Gutshof Els Calderers näher zu bringen:
"Els Calderers ist ein im 17. Jahrhundert erbautes mallorquinisches Herrenhaus in der Mitte von Mallorca mit über 4.500 m² bebauter Fläche. Nach der Befreiung Mallorcas durch die Mauren wurde die Insel in verschieden Zonen aufgeteilt, wodurch der Ort Sant Joan, in dem sich Els Calderers befindet, dem König zufile. Der Besitz gehörte der Adelsfamilie Veri. Weinanbau stellte die wichtigste Einnahmequelle dar bis die Rebstöcke der Reblaus zu Opfer fielen. Der Bau des heutigen Haupthauses begann im Jahr 1750, das Gebäude wurde bis in die 1950er Jahre kontinuierlich erweitert. Das Landhaus kann seit 1992 besichtigt werden."
So, nun genug der Einleitung. Ich versuche Euch nun mal auf einen kleinen virtuellen Rundgang durch dieses Kleinod mitzunehmen.
Einfach mir nach ....
Einige Schritte nach dem Kassenhäuschen fällt dann auch schon der Blick auf das stattliche, von Bäumen umgebene, Herrenhaus. Der erste imponierende Eindruck. Schöner wohnen ...
Ich hoffe, ich bringe bei der Aufzählung der nun folgenden Räumlichkeiten nicht allzu viel durcheinander.
Der erste Raum, den der Besucher nach dem Eingangsbereich betritt ist ein Wohnraum mit gewölbeartiger Decke. Der Raum wurde zum Empfang der Gäste benutzt. Das Haus selbst ist mit einem schönen schattigen Innenhof verbunden.
Dem Wohnraum schließt sich ein Pastorbüro und diesem dann die Kapelle des Gutshofs an. Sehr schön anzusehen waren die "alten Brautsträuße" hinter Glas oder auch die "naive Darstellung" der Geburt Jesu (ich finde leider diese Bilder nicht ...
). Ansonsten findet sich in einer Kapelle auch schon mal so etwas außergewöhnliches wie ein Handknochen
So, nun fragt man sich was kommt als nächstes. In jedem ordentlichen Dorf befindet sich neben der Kirche das .... Wirtshaus. Jawohl!
Das gibt es auf Els Calderers nun jedoch nicht, aber im Anschluss an die Kapelle folgt der Weinkeller. Ein Schelm wer Böses dabei denkt ...
- übrigens hier darf dann auch mal vom Likör des Hauses versucht werden. Das Los eines Autofahrers besteht allerdings darin nur zu nippen und seiner besseren Hälfte beim Genuss des leckeren Likörchens zuschauen zu müssen.
Nach dem Weinkeller betritt man das Jagdzimmer des Hauses. Ich hoffe mal, dass die Herren oder Damen (damals wohl eher nicht) Jäger den umgekehrten Weg gegangen sind und nicht schon vor der Jagd die ein oder andere Flasche geleert haben.
Vom Jagdzimmer kann man ein kleines Studier- und Schreibzimmer betrachten. Ob dort das Jägerlatein niedergeschrieben wurde?
Dem Jagdzimmer folgt dann das Arbeitszimmer des Herrn. Das "sandra sanctorum" des Besitzers. In diesem repräsentativen Raum lässt sich wieder einmal erahnen, dass die Gutsbesitzer vermutlich nicht am Hungertuch nagten.
Selbst die "Zwischenräume" und Flure strahlen den damaligen Wohlstand aus.
Wer arbeitet, der hat auch Hunger. Demzufolge ist es an der Zeit für die Küche des Hauses.
Also werfen mir mal einen oder mehrere Blicke rein ...
Danach kommt es, das "Herzstück" des Gebäudes. Das Esszimmer mit einem Tisch für 18 Personen. Eingedeckt, aber leider nicht für uns ...
Es sieht wirklich so aus, als würde in den nächsten Minuten das Bankett beginnen.
Dem Esszimmer schließt sich das Musikzimmer an und danach geht es treppauf in den oberen Stock. Vom Flur aus kann man dort sehr schön den Innenhof betrachten.
Dieser Innenhof und die Bauweise halten die Temperaturen im gesamten Gebäude in einem erträglichen Maß. Draussen hatte es über 30° im Schatten die im Inneren des Gebäudes so gut wie nicht spürbar waren.
Der Rundgang im oberen Stockwerk führt, bevor es ins Hauptschlafzimmer geht, an einem kleinen Wohnzimmer sowie den Ankleidezimmern, getrennt für den Herrn und die Dame des Hauses vorbei. All diese Zimmer sind im Stil des 18. und 19. Jahrhunder dekoriert.
Entlang des Korridors befinden sich in weiteren Räumlichkeiten ein zeitgemäßes Badezimmer und ein Bügelzimmer in dem die Hausangestellten die Bügelarbeit für die Herrschaften erledigten "durften".
In einem Nebengebäude das von dieser Etage des Hauses betreten werden kann befindet sich die Kornkammer des Gutshofes. Heute werden hier auch Werkzeuge und Gerätschaften der damaligen Zeit ausgestellt.
Der Kornkammer schließen sich noch Schlafzimmer des Dienstherrns und eines Landarbeiters an. Von dort geht es wieder abwärts in eine Gesindeküche. Leider sind, weshalb auch immer, die Bilder dieser Räumlichkeiten im Datennirwana untergetaucht.
Diese Räume zeigen mehr als deutlich den enormen Standesunterschied zum Gutsbesitzer. War nun einmal leider so ...
Der Rundgang durch den Gutshof setzt sich im Innenhof mit dem Brotofen, der Wäscherei, einer alten Schmiede, einer Schreinerei, einer Mandelschrotmühle und einem Schlachthaus bis zum "lebenden Inventar" des Museums fort. Hierzu gehört anderem das berühmte schwarze Schwein, aus der die „Sobrasada“ hergestellt wird.
Eine kleine Ausstellung von Landbearbeitungsmaschinen früherer Zeiten runden die Zeitreise durch den Gutshof ab. Verlassen sollte man das Areal danach aber noch nicht. Denn auch der Garten rund um die Gebäude ist sehenswert und es bieten sich immer wieder Gelegenheiten sich hinzusetzen, über den Gutshof oder das Land drumherum zu blicken und das Gesehene wirken zu lassen.
Unschwer könnt ihr nun übrigens erkennen woher das grüne Wasser für das Becken der Turmspringer in Rio kam ...
Wer nun nach der Besichtigung Hunger oder Durst verspürt kann diesem Verlangen beim Besuch einer kleinen Snackbar nachgeben. Dort gibt es eine kleine Karte und man kann es sowohl im Innen- als auch im Außenbereich gut aushalten.
So, nun ist es genug. Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinem "virtuellen" Rundgang, wenn auch manchmal in etwas flapsiger Schreibweise
das Els Calderers etwas näherbringen.
Man fühlt sich beim Rundgang wirklich so ein bisschen in die damalige Zeit zurückversetzt. Wir fanden es toll, dass man ohne Führung nahezu alle Räume durchlaufen kann. Die Inneneinrichtung, das kommt auf den Bilder leider nicht so rüber, ist gigantisch. Möbel, Gemälde, Kleidungsstücke, Waffen etc. künden vom erstaunlichen Wohlstand mallorquinischer Landadliger.
Der Besuch dieses Freilichtsmuseum lohnt auf jeden Fall. An Regentagen kann es hier allerdings schon mal etwas voller werden. Die sind aber im Sommer ja eher rar gesät und von daher besteht in dieser Jahreszeit die Hoffnung, dass ihr auch das Glück habt mit nur wenigen Besuchern dieses Kleinod teilen zu müssen. Geht hin - es lohnt sich wirklich!