MO 25.7.
"Where are you from" bedeutet in Indien:
"Hey, Du schaust nach Geld aus, ich will was davon haben." In Myanmar bedeutet das in der Regel lediglich, dass das Gegenüber wissen will, woher man kommt. Das nächste Mal nehme ich einen Stoß Ansichtskarten von Wien mit. Ich hätte schon gut ein Dutzend an den Mann gebracht.
Nach den anstrengenden Besichtigungen in Indien, Ayutthaya und Yangon freuen wir uns auf ein paar Tage Entspannung am Inle See. Wir sind rechtzeitig am Domestic Airport von Yangon, wo man uns mitteilt, dass unser Flug gestrichen ist. Neue Flugzeit 16 Uhr. Sieben Stunden Aufenthalt. Wir wechseln in den internationalen Bereich, wo es wenigstens ein nettes Cafe und eine anständige Klimatisierung gibt. Hätten wir heute früh unseren Flug bestätigen lassen, würden wir jetzt bequem am Hotelpool liegen. So können wir nur das Treiben am Flughafen beobachten. Wenn eine Maschine landet, und die 100 od. 150 Fluggäste aus der Halle strömen, entsteht kurze Hektik, jeder will seinen Anteil vom Fahrgastkuchen abbekommen. Aber selbst dann geht's hier verhältnismäßig gesittet ab. Dann kehrt wieder Ruhe ein.
Bei einer Rauchpause vor dem Terminal komme ich mit einem Taxifahrer ins Gespräch. Für einen 3-monatigen Deutschkurs hat er gerade 300 US-Dollar bezahlt, der Langenscheidt Deutsch-Englisch kostet 20 USD, gebraucht natürlich. Er erzählt mir, dass er deutsche und österreichische Gäste mag, die sind gut vorbereitet, wissen dass Myanmar ein armes Land ist, und dass die Straßen schlecht sind. Sie beklagen sich nicht über alles. Engländer kommen bei ihm schlechter weg, manche von ihnen benehmen sich immer noch wie die Kolonialherren und neigen dazu, die Burmesen rumzukommandieren.
Ein Morris Oxford aus den 50ern
Ganz so alt war das Auto, mit dem wir gestern getourt sind, nicht. Es war ein 1990er Toyota Camry. Der Fahrer meinte, gebraucht kostet das Ding 15.000 US-Dollar. Neuwagen seien unerschwinglich, und hinter vorgehaltener Hand fügt er hinzu, dass neue Autos sowieso nur die Leute von der Regierung bekommen.
Hier am Flughafen wird ständig geputzt, was ja eine durchaus lohnende Tätigkeit sein kann. Man findet etwas schmutzig vor und nach ein wenig persönlichem Einsatz glänzt wieder alles. Aber hier ist sowieso alles sauber, hier zu putzen muss eine überaus frustrierende Tätigkeit sein.
Endlich geht's weiter. Am Flughafen Heho wird uns eine Taxifahrt um 30.000 Kyat offeriert. Unser Guide in Yangon hat uns schon vor den Machenschaften der Taxifahrer hier gewarnt und gemeint 15.000 wären der übliche Preis. Aber die Taxifahrer hier haben sich gut abgesprochen, handeln ist aussichtslos. Immerhin verspricht man uns eine Fahrt bis zum Hotel, nicht bloß bis zur Jetty in Nyaungshwe. Nach 40 Minuten Fahrt setzt uns der Fahrer direkt bei dem kleinen Reisebüro, das die Bootsfahrten zu den Resorts vermittelt, ab. Angeblich wäre die Straße zum Resort in einem zu schlechten Zustand. Ich drücke ihm 20.000 Kyat in die Hand, was natürlich eine endlose Diskussion auslöst. Der Herr vom Reisebüro vermittelt. Er meint:
"You have a deal with the driver!" Ich erkläre, dass der Fahrer seinen Teil des Deals nicht eingehalten hat. Wir einigen uns in der Mitte, d.h. ich leg noch mals 5.000 Kyat drauf. Trotzdem kuckt der Fahrer, als hätt ich ihm den letzten Löffel Reis weggegessen. Für die Bootsfahrt von ca. 10 Minuten zahlen wir 7.000 Kyat, zusätzlich buchen wir gleich eine Tagestour am See für 20.000 Kyat. Bevor man den See überhaupt gesehen hat, ist man hier um 50.000 Kyat ärmer.
Im Resort geht's munter weiter. Ein bescheidenes Abendessen (2 Portionen Shan-Nudeln, 2 Flaschen Bier und ein Dessert) kostet 30.000 Kyat, eine Dose Cola aus der Minibar 2.300 Kyat, eine Minute Telefonat nach Europa 7 US-Dollar, die Laundery 2 - 3 US-Dollar pro Stück. Hier wird die exponierte Lage schamlos ausgenutzt, an Alternativen fehlt es komplett.
„Hinten raus“ ist nicht viel. Der Miniladen an der Hauptstraße
Auf der Hauptstraße gibt's einen Miniladen, der Getränke und Cup-Noodles verkauft. Nach Nyaungshwe sind es zwei Stunden Fußmarsch, Motorradtaxis oder ähnliches Fehlanzeige. Und mit dem Boot nach Nyaungshwe zum Essen zu fahren ist auch keine Alternative, alleine der Round-Trip kostet umgerechnet 15 Euro, und da hat man noch keinen Bissen gegessen.
Jetzt aber genug gejammert. Das Inle Resort ist klasse. Unser freistehender Bungalow direkt am Wasser hat 80 m2. Alles ist im burmesischen Stil gebaut, aus Holz mit Türmchen und Schnitzereien. Um den Gesamteindruck nicht zu stören, sind die Lichtschalter hinter Holzschiebern. Hier können wir perfekt ein paar Tage ausspannen, entweder mit relativ viel Geld oder mit Cup-Noodles.
Das Wetter ist die gesamten 4 Tage hervorragend. Tagsüber ist es leicht bewölkt und hat etwa 30 Grad, über der Bergkette stehen den ganzen Tag hohe Wolkenberge wie festgetackert, am späten Nachmittag bewegen sie sich dann auf den See zu und es regnet etwa eine Stunde. Das ist der richtige Zeitpunkt, um es sich auf der überdachten Veranda mit Seeblick gemütlich zu machen und sich das Schauspiel eines richtigen Tropenregens anzusehen. Die Veranda ist den ganzen Tag ein wunderbarer Ort der Ruhe. Außer Vogelgezwitscher und Gitarrenzirpen hört man hier nichts.
Trotzdem ist das hier eine zwiespältige Angelegenheit. Ungefähr so stell ich's mir auf den Malediven vor. Prächtige Bungalows auf Stelzen, beste französische Küche - ohne Scherz, Küchenchef und Manager sind Franzosen - , aber ich fühle mich ein bisschen eingeschränkt. Die Möglichkeiten hier weg zu kommen sind eben äußerst begrenzt.
"You want to go by bike tomorrow? Yeeesss!"(Dazu bitte ein strahlendes Gesicht des Rezeptionisten vorstellen).
"Oh, sorry! We have only one bike!"
"Ah, you want go to the vineyard! Nice!"..."No, we have no taxi to the vineyard!". War ja klar, dort gibt's auch ein Restaurant und wir sollen gefälligst unser Geld hier ausgeben.
Beim dritten Mal vorstellig werden an der Rezeption wegen unserer Flugtickets für den Flug nach Bagan fragt der Rezeptionist tatsächlich:
"You want go to Yangon?". Spätestens jetzt wär's in einem europäischen Hotel an der Zeit, mal richtig laut zu werden. Aber wir sind ja in Asien. Also freundlich lächeln:
"No, Bagan. " Morgen (Tag 3 unseres Ansinnens) sollten tatsächlich unsere Flugtickets bereit liegen. Man darf gespannt sein.