Landschaften: Es gibt fast alles, vom Hochgebirge (bis über 5.000 m hohe Berge), subtropische Gebiete am Schwarzen Meer mit Palmen, Weinregionen mit malerischen Dörfern, einsame Steppenlandschaften usw.
Im Sommer bietet sich ein Ausflug nach Swanetien im großen Kaukasus an, z.B. nach Uschguli dem höchsten Dorf Europas in 2200 m Höhe, der Ort ist Weltkulturerbe. In Swanetien haben die Dörfer alte Wehrtürme, in denen sich die Leute früher bei Raubzügen der feindlichen Nachbarn in Sicherheit gebracht haben, heute sind sie eine Touristenattraktion. Für Bergsteiger ist die Region ein Paradis, viel urspünglicher als die Alpen, es gibt noch richtige Natur.
Wer nicht so hoch hinaus will, kann auch in den kleinen Kaukasus fahren, z.B. in den Bordschomi-Nationalpark (gefördert vom WWF), dort kann man auf verschiedenen Routen wandern. Der Ort Bordschomi war früher ein berühmter Kurort mit Heilquellen, das bekannteste Mineralwasser der früheren Sowjetunion stammt aus Bordschomi.
Von dort bietet sich ein Ausflug nach Wardsia an, einem alten Höhenkloster, in dem heute noch Mönche leben. Die Anlage ist hoch über einer Schlucht in einen Felsen gehauen, hatte urspünglich 14 Stockwerke, heute sind es noch 9. Es gibt eine kleine Kirche mit gut erhaltenen Fresken aus dem 12. Jahrhundert (u.a. zeigen sie Königin Tamar). Im Felsen liegen die Räume und Gänge des Klosters, auch eine Trinkwasserquelle gibt es. Der Blick hinab in Tal ist toll, das Kloster liegt an der türkischen Grenze und war früher daher zu Zeiten der Sowjetunion für Ausländer nicht zugänglich (Grenze zur feindlichen Nato).
Eine ganz besondere Landschaft befindet sich im Südosten an der Grenze zu Aserbeidschan, dort ist die einsame hügelige Steppe fast nur noch von Hirten bewohnt, die auf Pferden mit ihrem Schaf- und Rinderherden umherziehen und Touristen manchmal ganz spontan eine Reitgelegenheit anbieten. Auch dort gibt es ein altes Kloster zu besichtigen, David Garedscha, das im 6. Jahrhundert gegründet wurde.
Im Weinland Kachetien werden die meisten bekannten georgischen Weine hergestellt, aus Rebsorten, die es nur in Georgien gibt. Georgien hat eine uralte Weinanbautradition, es wurden dort siebentausendjahrealte Traubenkerne gefunden. Die Dörfer haben alle mit Weinreben überwachsenen Häuser, in den Gärten wachsen Feigen- und Granatapfelbäume, sehr idyllisch. Die Landstraßen sind häufig mit Zypressen umsäumt. Auf den Land- und Dorfstraßen in Georgien laufen die Kühe und Schweine frei herum, auf Hupen reagieren sie nicht, am besten man fährt um sie herum.
Die Bauern verkaufen am Straßenrand frisches Obst und Gemüse, auch schon mal eine Schweinehälfte, die dann vor Ort zerteilt wird. Manche haben eine kleine Bude, in der sie auf traditionelle Weise in einem großen Tonofen backen, man kann zusehen und das Brot dann frisch genießen. Nebenan verkauft jemand anderer selbstgemachten Käse, dann noch ein paar Tomaten dazu, fertig ist die Zwischenmalzeit.
Beim Essen rate ich einfach alles mal zu probieren, es gibt so viele Spezialitäten, alles ist frisch gemacht, keine Fertignahrung, die Leute legen Wert auf gutes Essen, selbst wenn sie nicht viel Geld haben. Typische Gerichte sind mzwadi (Schaschlik) mit Zwiebeln und Granatapfelsaft gewürzt, Auberginen mit Walnussfüllung, Chatschapuri (Teig mit Käsefüllung), Chinkali (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen), verschiedene Saucen (z.B. aus Wildpflaumen).....
Dazu gibt es Saft, Wein und Tschatscha (georgischer Grappa). Wer mit Leuten ins Gespräch kommt, wird gerne mal spontan eingeladen, das sollte man auf jeden Fall annehmen, da ist kein Hintergedanke dabei, die Leute sind unglaublich gastfreundlich und generell sehr hilfsbereit. Sie drängen sich allerdings nicht auf, daher kann man ganz entspannt durch die Gegend ziehen, ohne belästigt zu werden.
Es gibt unzählige Kirchen zu besichtigen, viele liegen auf einem Berg oder Hügel, das sieht heute sehr malerisch aus, hatte aber früher den weniger lustigen Grund, daß Georgien oft von fremden Herrschern erobert und verwüstet wurde. Obwohl Georgien das zweitälteste christliche Land der Welt ist, stammen die die meisten heute noch erhaltenen Kirchen aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, dem goldnenen Zeitalter Georgiens. In Tbilissi gibt es in der Altstadt auch eine Kirche aus dem 6. Jahrundert.
Uplisziche, in Zentralgeorgien, ist eine 3000 Jahre alte Felsenstadt, die früher als Handelsstadt an der Seidenstrasse lag und heute von Schulklassen aus Georgien und ausländischen Reisegruppen besichtigt werden kann. Die Strasse der Stadt sind in dem Sandstein noch zu erkennen, es gibt Reste von Festräumen, Balken und Stützpfeiler aus Stein, Schlafräume und Vorratskammern. Am besten macht man eine Führung mit, dann erfährt man am meisten.
Die größten Städte sind Tbilissi und Kutaissi. Tbilissi hat viel zu bieten, eine schöne Altstadt mit dem Bäderviertel, benannt nach den Bädern mit heißen Schwefelquellen, die heute noch in Betrieb sind, viele Kirchen und Museen, Theater und das Opernhaus im maurischen Stil von einem deutschen Architekten gebaut. Kutaissi ist viel älter, es ist die alte Hauptstadt von Kolchis, das aus der Argonautensage (Goldenes Vlies) bekannt ist. In der Nähe befinden sich die Ausgrabungsstätte Wani (Tempelstadt aus dem 8 Jh. v. Chr.), der Naturschutzpark Sataplia (mit Dinosaurierspuren) und die mittelalterliche Akademie Gelati.
Alles Interessante kann man unmöglich besichtigen, man man sich ein paar Highlights heraussuchen, zum Glück gehen in Georgien häufig die Uhren etwas langsamer (natürlich nicht in der Hauptstadt Tbilissi), sodass kein Stress entsteht, wenn man mal irgendwo länger beleiben will, um sich alles in Ruhe anzusehen.
In Tbilissi kann man für umgerechnet 16 Cent mit der schnellen Metro quer durch die Stadt fahren, außerhalb fahren private Kleinbusse, die auch sehr billig sind. Für Hotelübernachtungen habe ich zwischen 22 bis 35 Euro gezahlt (kleine Hotels, kein Luxus, aber gemütlich). Die Verständigung klappt mit Jüngeren auch auf Englisch, die Älteren sprechen überwiegend nur Russisch als Fremdsprache, mit Händen und Füßen geht es aber auch gut. Manche Leute können auch Deutsch. Man kommt auf jeden Fall klar, auch durch die große Hilfsbereitschaft.
Mein letzte Tipp: Probier es aus, Du wirst es nicht bereuen.
Viel Spaß
Ulla
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ulla« (3. Dezember 2009, 18:37)