Mir ist die Frage des Trinkgeldes (Tipp) viel zu allgemein gestellt. Einfach deswegen, weil der Tipp in vielen Ländern und Erdteilen eine völlig andere Bedeutung und Dimension hat.
Beispiel 1.) In Berlin, Hamburg oder München erwartet jeder Taxifahrer ein Trinkgeld und ja - eigentlich auch jede Servicekraft im gastronomischen Bereich. Insofern darf man die Bedeutung des Trinkgeldes in Deutschland als "mittelmäßig" bewerten.
Beispiel 2.) In den USA ist der Tipp fester Bestandteil der kalkulierten Einnahmen. Die 10% im Restaurant (und mehr) sind obligatorisch und werden fast durchgängig erfüllt. Beim Taxifahrer ist es ähnlich. Genau so beim Kofferträger im Hotel etc. Insofern darf man die Bedeutung des Trinkgeldes in den USA als "hoch" bewerten.
Beispiel 3.) In Japan und vielen anderen Ländern in Fernost und SOA ist Trinkgeld fast kein Thema. Kein Taxifahrer erwartet in Tokyo einen Tipp und genau so wenig eine Service-Kraft im Restaurant. Insofern darf man die Bedeutung des Trinkgeldes in Fernost als "sehr gering" bewerten.
Beispiel 4.) In allen arabisch geprägten Ländern ist der Tipp nicht nur obligatorisch, sondern vielmehr eine uralte Tradition für jede erbrachte Dienstleisting "Bakschisch" zu überreichen. Ohne Bakschisch geht nichts ! Natürlich haben Ägypter, Tunesier und auch Türken in touristischen Gebieten schnell erkannt, dass bei den Touristen "was zu holen" ist. Da vermischt sich Tradition, mit Business ! Zudem ist ein Tourist z.B. in den Augen eines ägyptischen Kellners "reich". Der Kellner weiß ganz genau, dass das Touri-Ehepaar für 14 Tage AI-Urlaub einige Tausend Euro bezahlt hat. Und er ? Er verdient gerade mal 100,- im Monat. Sicherlich kostet in Ägypten ein Brot für den Ägypter gerade mal 15 (Euro) Cent. Tja und das bedeutet, dass man für nur 1,- Euro denn ganzen Brot-Bedarf einer ägyptischen Familie für eine Woche abdecken kann.
Häufig lesen und hören wir von aufgeschlossenen Touristen die Aussage: "Ich passe mich natürlich den Landesgewohnheiten an". Tja und in arabischen Ländern ist nun mal für jede Dienstleistung Bakschisch fällig. Und mal ehrlich, wenn ich einige Tausend Euro für einen Urlaub zahle, habe ich dann nicht einige Euros fürs Pesonal über. Das meiste Geld das ich für eine Reise bezahle kommt nicht beim Koch, Barkeeper, Gärtner, Kellner und/der Room-Service des Hotels an, sondern beim Deutschen Reiseveranstalter. Dazu ganze 10% beim Reisebüro, bei der (Deutschen) Airline und beim Hotel.
Und was machen wir ? Wie diskutieren ob 5,- Euro oder 10,- Euro pro Woche für das Zimmermädel zu viel oder doch vielleicht angemessen sind. Oder wir stellen in Frage, ob ich wirklich dem Kellner mal ein paar Euros zukommen lasse. Und ja, was ist daran verwerflich, wenn ich dadurch einen Vorteil erreiche - Nichts ! Die beste Ausrede der Trinkgeld-Geizer ist dann noch die Aussage: "Ich weiß ja nicht, wo das Trinkgeld landet".
Leute, wer 100,-/150,- Euro und mehr am Tag für All Inklusive ausgibt, hat der nicht ein paar Euros für die Jungs und Mädels übrig, die gerade mal 100,- oder 200,- Euro im Monat verdienen ?
Keine Frage, ist die Leistung schlecht, gibt es auch keinen Tipp. Aber für eine gute Leistung gebe ich ausdrückliche gerne einen Tipp, auch wenn ich mir fallweise dafür einen Vorteil erkaufe. Auch wissend, dass der Kellner in diversen Ländern nur davon leben kann, dass 50% seiner Einnahmen nicht das Gehalt sind, sondern aus Trinkgelder resultieren. Und genau das wissen auch die Hotelbetreiber und halten ihr Servicepersonal vielfach "knapp".
Wenn ich für 5000,- Euro eine Reise stationär buche, kassiert mein Reisebüro mal eben mehr oder weniger 500,- Euro Provision. Manchmal frage ich mich wofür. Aber i.O., das Reisebüro könnte sonst wirtschaftlich nicht funktionieren. Gibt es darüber in Reiseforen Diskussionen ? In der Breite eher nicht. Aber immer wieder die Frage: "Gebe ich dem Zimmermädel 5,- oder 10,- Euro die Woche. Salopp formuliert eher schon peinlich diese Frage oder einfach nur "Peanuts".
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »WXYZ« (4. Juni 2014, 10:02)