Reiseforum - Reiseberichte

Westlich von Windhoek wird das hügelige Khomas-Hochland von der C 28 durchquert, die zu großen Teilen als landestypische Schotterpiste daher kommt und über den Boshua-Pass in die Namib-Wüste führt.

Nach 46 Kilometern und einige Kilometer nach passieren des Daan-Viljoen-Wildpark kommt eine große, verfallene Residenz.

Dicht an der Straße (etwa 100 m) liegt das Liebig-Haus auf dem Gelände der Neu-Heusis Farm. Ein Herrenhaus, das man eher in einer Stadt vermuten würde, als hier draußen und das auch als „Geisterhaus“ bekannt ist. Das Anwesen ist eng mit der frühen Kolonialgeschichte Namibias verbunden.

Am 18. September 1907 kaufte die Liebig Meat Company (Lemco) 210,000ha Land in der Khomas Hochland Region. Das Haus wurde zwischen 1911 und 1913 als Wohnhaus für den Direktor der deutschen Farmgesellschaft erbaut und benannt nach Baron von Liebig, der die Karl-Liebig-Gesellschaft gründete.

Die Liebig-Gesellschaft war im Besitz des größten Teils der kommerziellen landwirtschaftlichen Flächen im oberen Einzugsgebiet des Kuiseb Rivier und wurde 1907 von der Deutschen Farmgesellschaft von Südwestafrika gegründet.
Liebig kaufte große Flächen auf landesweiter Ebene, um die Viehhaltung und Fleischindustrie im Land zu etablieren. Das Zentrum der Aktivitäten war die Farm Neu-Heusis rund 40 km westlich von Windhoek. Das Haus wurde zum wichtigen Zwischenstopp für Reisende zwischen Windhoek und der Atlantikküste.

Mehrere Gebäude wurden auf dem Gelände erstellt und einige sind immer noch in Gebrauch durch die heutigen Farmbesitzer. Dazu gehörten ein eigenes Geschäft, Schule und Post. Sogar eine Kegelbahn, die die einzige auf einer privaten Farm in Süd-Westafrika, war vorhanden.

Die Architektur des beeindruckenden Hauses orientiert sich sichtbar am deutschen Architekturstil der Jahrhundertwende. Leider steht es mittlerweile seit über 50 Jahren leer und ist schutzlos dem Verfall preisgegeben. Das Anwesen zeigt jedoch immer noch Anzeichen für den extravaganten Reichtum der ehemaligen Bewohner. Die Lage war nahezu perfekt. Ein schöner Panoramablick über die Landschaft konnte aus den großen Fenstern genossen werden.

Einer der Manager, die in dem Haus lebten, war Alexander Scottland, der als britischer Geheimagent in Deutsch-Südwest viele Jahre unentdeckt agieren konnte.

Nach dem 1. Weltkrieg wurden die Ländereien die im Besitz der Liebig Gesellschaft waren - immerhin mehr als 130.000 Hektar Land alleine im Kuiseb Rivier - aufgeteilt in mehrere kleinere Betriebe.

Im Jahr 1939 kaufte die südafrikanische Regierung das Land. Es gab genug um 65 Farmen zu erstellen und es wurde dazu verwendet, Bauern (Buren) am Ende des 2. Weltkrieges aus der Südafrikanischen Union umzusiedeln.

Im Jahr 1945 wurde das Haus an die Courtney-Clark-Familie verkauft. Die letzte Erbin, die international gefeierte Fotojournalist, Margaret Courtney-Clarke, die in Swakopmund geboren wurde, verließ jedoch vor rund 50 Jahren das Land. Seit dem ist das Haus dem Verfall preisgegeben.