Anmelden oder registrieren!

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Reiseforum - Reiseberichte. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Dienstag, 10. Januar 2017, 12:06

Swakoptal: Farm Weitzenberg

Reisetipps, Meinungen und Erfahrungen: Farm Weitzenberg in Swakoptal



Bilder: 40

Adresse / Lage:
Farm Weitzenberg
rund 1,5 Kilometer westlich von der Oase Goanikontes im Swakoptal


Hier kann man einen Reisetipp über die Farm Weitzenberg in Swakoptal veröffentlichen.

2

Samstag, 14. Januar 2017, 19:37

Swakoptal: Farm Weitzenberg

Besucht im Dezember 2016

Im Jahr 1890 war ein bestimmter Offizier der Schutztruppe verantwortlich für die Warenverteilung in Swakopmund. Während dieser Zeit unternahm dieser viele Patrouillen, insbesondere in das Swakop Revier, und kam bald zu dem Schluss, dass sich hier ideale Bedingungen für die Landwirtschaft anboten.



Dieser Offizier, Arno Weitzenberg, hatte Erfahrung in der Landwirtschaft in Ostafrika gesammelt, wo er zuvor stationiert war. Unzufrieden mit der langjährigen Armee Routine beschloss er als Landwirt neu zu starten. So beginnt 1894 die Geschichte der Farm Weitzenberg im Swakop Revier, die heute leider nur noch eine verlassene Ruine ist.



Dort gab es schon üppige Felder mit Luzerne und Gemüsebeeten. Motor-Pumpen brachten Wasser über weite Strecken durch Kanäle und Furchen um die Plantagen zu bewässern. Diese Oase ist bis heute die alteingesessene Farm von Swakoptal: Goanikontes Oase. Flussabwärts und nur einen Katzensprung entfernt von Swakoptal: Goanikontes Oase, wo der Boden ähnlich und das unterirdische Wasser ebenfalls leicht erreichbar war, stand Land zur Verfügung.



Weitzenberg kannte Carl Hagenbeck da bereits schon. Bereits mit Anfang zwanzig zählte Hagenbeck zu den wichtigsten Tierhändlern in Europa. Kein Auftrag schien ihm zu schwierig - und niemand hatte ein so gutes Gespür für das Geschäft, das sich mit den Exoten machen ließ.



Egal, ob Elefant, Tiger oder Löwe - Hagenbeck beschaffte alles, was gefragt war, belieferte Zoos, Menagerien, reiche Privatleute und den deutschen Kaiser. Er handelte nicht nur mit ihnen, sondern baute rund um die wilden Tiere eine florierende Unterhaltungsindustrie auf.



Regelmäßig schickte Hagenbeck seine Jäger aus, um neue Tiere zu beschaffen. Sie reisten für ihn nach Afrika und Asien, fingen dort Affen, exotische Vögel, Elefanten, Nilpferde, Tiger und Löwen und brachten sie nach Hamburg.

Als er für die deutschen Truppen in Südwest 2000 Dromedare beschaffen sollte, schlug er ein und lieferte pünktlich. Und so setzten die deutschen Truppen in Afrika neben Zebras und Ochsen auch Kamele als Reittiere ein.



Hagenbeck selbst zählte nicht zu den Großwildjägern und nahm auch nicht an den Expeditionen teil. Er war durch und durch Kaufmann und kümmerte sich um die Finanzierung, die Logistik und den Vertrieb. Das war ihm Abenteuer genug.



1906 wurden zum ersten Mal Strauße durch Carl Hagenbeck nach Deutschland eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt war die Straußenzucht in Südafrika schon weit entwickelt. Bereits um 1860 begannen dort die ersten Farmer Interesse an der Straußenzucht zu finden. Bald wurde die Kleine Karoo um Oudtshorn zum Zentrum der Straußenindustrie, die sich aufgrund des Federexports nach Europa ab 1870 explosionsartig entwickelte.



Hagenbeck und Weitzenberg kamen zusammen und beschlossen, eine Straußenfarm auf Weitzenbergs Grundstück im Swakop Revier anzusiedeln. Hagenbeck investierte 100.000 Mark in das Unternehmen und Weitzenberg wurde als Manager vor Ort beauftragt. Dann folgten Verhandlungen und Verträge mit den deutschen Behörden.



Als diese abgeschlossen waren, begann Weitzenberg mit den Vorarbeiten auf der Farm. Große Landstriche mussten für die Vögel eingezäunt werden, Luzernebeete wurden angelegt, Furchen für die Bewässerung gezogen, Schuppen gebaut und zum Schutz vor der brennenden Sonne Schattendächer errichtet.



All diese schweren Arbeiten mussten abgeschlossen sein, bevor die ersten Vögel eingeführt wurden. Die Strauße wurden aus Hamburg importiert und stammten ursprünglich aus dem Senegal. Die erste Sendung kam in einem sehr zerzausten Zustand an. Allerdings erholten sie sich bald in ihrer neuen Umgebung, die ihrem ursprünglichen Lebensraum ähnlich war.



Die Carl Hagenbeck GmbH wurde jetzt als erste Straußenfarm in Süd-West- Afrika etabliert und mit der Zucht wurde zwischen 1911/12 begonnen.

Unglücklicherweise starb Hagenbeck im Jahr 1913 und seine Söhne waren an dem geschäftlichen Wagnis ihres verstorbenen Vaters nicht interessiert. Weitzenberg musste ohne Hagenbecks Unterstützung weiter machen.



Weitzenberg fand bald heraus, dass die Zucht und die Kreuzung der senegalesischen Strauße mit den wilden Exemplaren der Namib ein langsamer und mühseliger Prozess war.

Weitzenberg verwarf den ursprünglichen Plan Hagenbecks und importierte schließlich Hähnen und Hennen zu Zuchtzwecken aus Südafrika, die inzwischen Federn von extrem hoher Qualität produzierten. Nach kurzer Zeit war er sogar in der Lage auf dem Weltmarkt zu konkurrieren und Gewinne zu erzielen.



Die Farm mit seiner Landwirtschaft und Viehzucht verlangte die volle und ständige Aufmerksamkeit von Weitzenberg. Seine Frau war eine große Stütze für ihn. Sie kümmerte sich nicht nur um die Jungtiere und die Schweine, sondern auch um Gemüse für den Hausgebrauch und den Verkauf.



Der Federboom erreichte seinen Höhepunkt 1913. Der Ausbruch des 1. Weltkrieg im Jahre 1914 handelte Weitzenberg einen schweren Rückschlag ein, da der Export von Federn nun nicht mehr möglich war. Die weitere Zucht von Straußen war sinnlos geworden.

Allerdings setzte Weitzenberg nun auf wachsende Luzerne, Gemüse und die Aufzucht von Geflügel und Schweinen. Diese Produkte ließen sich alle gut an die Armee verkauften und auch an die Zivilbevölkerung in Swakopmund und dem Inland waren dankbare Abnehmer.



Nach der Kapitulation der Schutztruppen 1915 verschlechterten sich Weitzenbergs Geschäftstätigkeiten. Er stand nun im Wettbewerb mit südafrikanischen Erzeugnissen mit denen er wegen der hohen Kosten für die Bewässerung nicht konkurrieren konnte.

Im Jahr 1917 brachten gute Regenfälle im Hochland eine außergewöhnliche Flut den Fluss hinunter, dabei wurden große Teile der Anbaufläche fort gerissen und ins Meer gefegt.



Weitzenberg sah sich schließlich um alles gebracht, was er besaß. Seine Hoffnungen hatten sich zerschlagen. Sobald der Krieg in Europa zu Ende war, entschied er sich Süd-West-Afrika zu verlassen.

So wurde Weitzenberg auch von den tragischen Ereignisse von 1934 verschont, als die Fluten des Swakops endgültig das ganze Kulturland mit sich in den Atlantischen Ozean rissen.



Heute steht das verlassene Haus von Weitzenberg in der prallen Sonne, beraubt von Türen, Dach, Fensterrahmen und allem Verwertbaren. Dennoch lässt sich an der Konstruktion heute noch erkennen, dass es sich nicht nur um ein einfaches Haus, sondern eher um eine Villa handelte.