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Donnerstag, 14. Januar 2016, 16:47

Grootfontein: Museum im Alten Fort

Besucht im Dezember 2015

Wer auf dem Weg von Windhoek nach Rundu ohne Halt durch Grootfontein fährt, verpasst es: Das Museum im Alten Fort. Von der Schutztruppenausrüstung über Werkstattgeräte bis zu alten Fotokameras haben hier ehrenamtliche Helfer die unterschiedlichsten Dinge zusammengetragen - und eine interessante Ausstellung gestaltet.

Im Außenbereich können die Vielfältigkeit von Maschinen und Geräten aus der alten Zeit bestaunt werden. Ein alter Ochsenwagen, der 1920 in Omaruru gebaut wurde, oder eine alte Straßenwalze. Hinter dem dunklen Holztresen im Empfangsraum hängt eine große goldgerahmte Uhr mit römischen Zahlen, die erste Bahnhofsuhr von Grootfontein.

Links an der Wand ist eine große, alte Karte von Namibias Norden zu sehen. Es ist die erste Karte, die von dem deutschen Schutzgebiet, dem heutigen Namibia gezeichnet wurde. Sie wurde von Dr. Hartmann Ende 1800 hergestellt. Er hatte das nördliche und südliche Gebiet um Otjiwarongo mit einem Ochsenkarren intensiv bereist. Die Instrumente, die er für die Erstellung der Karte gebrauchte, sind in einem Glasschrank ausgestellt.

Den Rest des Raumes füllen zwei zerbrechliche Stühle, ein Tisch mit einem Schachbrett und weitere Ausstellungsstücke. Fast alles in diesem Raum wirkt antik. Die Ausstellungsstücke im Museum in Grootfontein sind alles Spenden und Leihgaben - von Privatpersonen oder den anderen namibischen Museen, mit denen die Grootfonteiner eng in Kontakt stehen.

Die 7 Ausstellungsräume sind reich bestückt mit Fotosammlungen, alt-europäischen Haushaltsgegenständen, Schmuck und Handwerksarbeiten der Ovambo und Buschmänner sowie Jagdtrophäen, Waffen und einer eindrucksvollen und umfangreichen Himba- Ausstellung. Wagenbauerei und Schmiede sowie Tracht der Dorslandtrecker und eine Mineraliensammlung, Ochsenwagen und Schutztruppenausstellung runden das Spektrum ab.

So ergibt sich eine bunte Mischung: Ein Raum widmet sich der Schutztruppe, ein anderer im Turm des Forts der Jagd in Namibia. Um den Innenhof, in dem alte Maschinen ausgestellt sind, gruppieren sich Räume mit Mineralien, Alltagsgegenständen und Fotos verschiedener namibischer Völker wie der Himba und der San, einer alten Wagenbauerei, einer Schmiede und anderen Stücken aus Namibias Geschichte und Gegenwart.

Ein wichtiges Thema im Alten Fort ist natürlich die Geschichte Grootfontein und des Forts selbst. In vier Jahren, von 1896 bis 1900 baute es die Schutztruppe zunächst als Militärstation. Bis 1905 wurde das Fort als Bezirksamt genutzt, 1908 wurde es unter Regierungsbaumeister Redecker renoviert.

Nachdem Namibia südafrikanisches Mandatsgebiet wurde, wurde das Fort 1920 zum Schülerheim umfunktioniert und diente bis 1960 als Schule. Von 1960 bis 1972 stand das Fort leer und verfiel, bis der Apotheker Sandy Young aus Grootfontein die Bürgerinitiative "Rettet das Fort" gründet. Aber erst im März 1975 wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Im gleichen Jahr belegen angolanische Flüchtlinge seine Räume für ein Jahr. Als die Flüchtlinge das Fort nach einem Jahr verließen, konnte mit jahrelangen Renovierungsarbeiten begonnen werden.

Spenden und Gelder des Denkmalschutzes finanzierten die Instandsetzung der Räume, zahlreiche ehrenamtliche Helfer des 1978 gegründeten Museumskomitees halfen bei der Sammelaktion alter Stücke. Die Wissenschaftliche Gesellschaft übernimmt im Juli 1978 amtlich die Schirmherrschaft und am 23. Oktober 1983 wird das Museum schließlich eröffnet.

Insgesamt beherbergt das denkmalgeschützte Gebäude ca. 1200 Exponate, die meisten davon im Besitz der Einrichtung. Sie liegen heute nummeriert und katalogisiert in Schaukästen und hängen an Wänden. Das älteste Stück ist ein rund 1800 Jahre altes Tongefäß, das 2006 auf der Farm Japie bei Grootfontein gefunden wurde.

Ein spezieller und wohl einzigartiger Teil des Museums befasst sich mit einem besonderen Thema: mit der Republik Upingtonia. Die Dorslandtrekker, vor den britischen Truppen fliehende Farmerfamilien aus Südafrika, kamen Ende des 19. Jahrhunderts auf ihrer Odyssee durch das südliche Afrika in die Region um Grootfontein. Die letzten verbliebenen Dokumente hängen heute gemeinsam mit einer Dorslandtrekker-Tracht im Museum.

Ein weiteres Projekt ist die Ausstellung über die über 100 Jahre alte und inzwischen geschlossene Molkerei Rietfontein.

Das Museum gilt inzwischen als eine der umfangreichsten und interessantesten Einrichtungen in Namibia. In einer sechsseitigen von Edeltrud Thimister entworfenen Broschüre, werden einige der schönsten Ausstellungsstücke des Museums vorgestellt.

Das Alte Fort Museum ist wochentags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr geöffnet. Im Winter schließt es bereits um 16 Uhr. Sonderführungen können telefonisch (067-242456) vereinbart werden.
Sprachen: Deutsch, Englisch, Afrikaans

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (11. Februar 2019, 15:52)