Besucht im Dezember 2014
Der Kuiseb entspringt westlich der Hauptstadt Windhoek, im Khomas Hochland. Auf seinem Weg zum Atlantik überwindet er dabei rund 560 Kilometer – falls er denn tatsächlich mal Wasser führt. Denn wie bei den meisten Flüssen des Landes handelt es sich heute beim Kuiseb um einen sogenannten Trockenfluss, der die meiste Zeit des Jahres oberflächlich kein sichtbares Wasser führt. Das war in der grauen Vorzeit allerdings nicht immer so.
Durch den extremen Wechsel von Trocken- und Regenzeiten erschloss der Fluss immer wieder neue Wege und formte ein schier unübersichtliches Gewirr aus Klüften und Tälern, die denen des Fish River Canyons nicht ganz unähnlich sind. Eine Brücke führt heute über das Flussbett, so dass der Weg in Richtung Süden und
Sesriem: Sossusvlei auf der C 14 an dieser Stelle zu jeder Jahreszeit passierbar ist.
Nicht weit von dieser heutigen Brücke am Kuiseb Canyon errichteten die deutschstämmigen Geologen Henno Martin und Hermann Korn 1940, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, ihren ersten Unterschlupf.
1935 hatten die beiden Nachwuchswissenschaftler dem NS-Regime in Deutschland den Rücken gekehrt und sich zu Forschungsarbeiten ins selbst gewählte südwestafrikanische Exil begeben. Dort entzogen sie sich nach dem Kriegsausbruch der drohenden Verhaftung und Internierung von den britisch-südafrikanischen Alliierten durch den Rückzug in die ihnen bestens vertraute Wüstenlandschaft.
Henno Martin beschreibt in seinem Buch
Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste spannend und fesselnd ihr Überleben in einer unwirtlichen Landschaft, das nur durch das Wasser des Kuiseb möglich war. 1942 mussten sie wegen einer schweren Skorbut-Erkrankung Hermann Korns ihr Leben im Versteck aufgeben.
Zuerst erreichen wir den Gramadulla View Point. Gramadullas sind die verzweigten Schluchten des Kuiseb Canyons, wo die Geologen Unterschlupf gesucht haben und für die örtliche Polizei unauffindbar waren.
Vom Gaub Pass aus windet sich die C 14 auf ein weites Hochplateau. Hier oben ist man wirklich "Jenseits von Afrika" und nichts deutet in dieser Ebene auf die tiefen, wilden Schluchten hin. Am Kuiseb schauen wir hinunter ins Flussbett, fahren dann weiter bis zum Abzweig zur ersten Unterkunft der beiden, dem so genannten Karpfenkliff.
Erstaunlicherweise kommen in diesem Gebiet kleine Wasserreservoirs vor, die auch in trockenen Jahren weitgehend erhalten bleiben und in denen Karpfen schwimmen sollen. Entsprechend nannten sie ihren Unterschlupf "Karpfenkliff". Hier sieht man noch Überreste von aufgeschichteten Steinen und alte Feuerstellen.
Achtung: für das Abzweigen von der C 14 wird ein kostenpflichtiges Permit benötigt!