Hotel Allgemein
Direkt am Rande des Fish River Canyons, auf der westlichen Seite, hat im Juni 2009 eine Tochter aus der berühmten Rockefeller-Dynastie, Peggy Delany-Rockefeller, die noble Fish River Lodge im Kubus-Stil eröffnet.
Die Anfahrt zu dieser Unterkunft dauert mehrere Stunden über Schotterpisten. Für eiligere (und gut betuchte) Gäste gibt es wenige Kilometer von der Lodge entfernt eine schmale Landepiste für Kleinflugzeuge.
Für die staubige Anreise wird der Gast aber entschädigt: Die Anordnung aller Gebäude der Lodge würdigt die beeindruckende Landschaft und bietet einen spektakulären Blick auf den Fish River Canyon.
Jedoch entsteht durch die Thermik an der Abbruchkante ein erheblicher Sturm, der das Vergnügen stark beeinträchtigt.
Verpflegung - Essen und Trinken
Eine Buchung ist nur mit Halbpension möglich. Kaffee & Tee stehen den ganzen Tag im Hauptgebäude zur freien Verfügung.
Die Mahlzeiten konnten wegen des durchgehenden Sturmes (Thermik) ausschließlich im Restaurant eingenommen werden. Auf der Terrasse wäre alles weggeflogen und im Canyon gelandet. Selbst im Haus rüttelte der Sturm dermaßen an der Stahlkonstruktion, dass man gelegentlich um die Kronleuchter fürchtete.
Frühstück:
Das Frühstück wird als kleines Buffet angeboten: Wust, Käse, Marmelade und Cerealien. Eierspeisen können dazu bestellt werden.
Brot wird getoatest im Körbchen vom Service-Personal zum Tisch gebracht. Allerdings gaben die Gäste dieses meist tischeweise wieder zurück, da das Toast derart hart war, dass man sich die Zähne daran ausgebrochen hätte.
Dinner:
Das Dinner wird als 3-Gang-Menü am Tisch serviert. War okay, aber da hätten wir bei dieser Preiskategorie eindeutig mehr erwartet.
Lunch:
Aus einer kleinen Karte kann am Mittag zusätzlich ein Gericht bestellt werden. Wir nahmen diesen "Service" jedoch nur einmal in Anspruch, da hier ganz eindeutig die Überbleibsel des Frühstücks verwurstet wurden.
Auf dem "Open Sandwich", das man auch salopp als "Karo-einfach" bezeichnen könnte, fanden sich die Wurst und der Käse, beides alte Bekannte vom Frühstück, hübsch geraspelt wieder. Und auf den Nudeln sah es auch nicht besser aus. Das ist schlicht ein absolutes No-Go!
Service
Der Service zeichnete sich ob der Einzigartigkeit der Lodge durch blasierte Vornehmheit aus.
Jeden Abend ging das Personal durch und bot den Gästen Ohrenstöpsel für die Nacht an, da der Sturm eine erhebliche Lautstärke entwickelte.
Ebenfalls am Abend kamen die Fahrer zu den Gästen an den Tischen, fragten nach geplanten Aktivitäten und nahmen die Reservierungen entgegen. Der Verkaufsschlager war hier der 8-stündige Canyon Drive "in the belly of the beast". Getränkewünsche für die Fahrten konnten auch geäussert werden.
Die Teilnehmer des Canyon-Drives bekamen noch ein T-Shirt mit dem Slogan "I survived!" - oder so ähnlich. Genau kann ich das nicht mehr wieder geben, da wir das Spektakel nicht mitgemacht haben, sondern nur einen Sun-Downer Drive für den Abend buchten.
Zimmer
Das Haupthaus wird von beiden Seiten von jeweils nur 10 Chalets flankiert, die in ihrer Form an einen Würfel erinnern. Wie im Hauptgebäude, genießen die Gäste auch hier eine fantastische Aussicht. Jegliche Betten sind so in den Chalets angeordnet, dass die Gäste ihren Blick ungehindert über den Canyon schweifen lassen könn(t)en. Allerdings fast nur hinter geschlossenen Fenster und Türen, da der ständige Sturm die Türstopper schon ausgeschlagen hatte und so eine Fixierung nicht mehr möglich war.
Wir behalfen uns mit einer Notlösung und banden die Tür einfach fest. Allerdings durfte man jetzt kein weiteres Fenster oder gar Tür mehr öffnen, denn dann fegte der Sturm alles weg, was nicht niet-und nagelfest war. Unsere Reiseunterlagen konnten wir gerade noch in der Außendusche dingfest machen, bevor sie im Canyon verschwanden.
Die wunderschöne Terrasse konnte so zum Sitzen nicht genutzt werden. Wir haben dann die Stühle in die etwas windgeschütztere Aussendusche gestellt, um überhaupt draußen sitzen und die Aussicht geniessen zu können.
Die Zimmereinrichtung zeichnete sich durch den modernen, großzügigen Minimalismus aus. 2 Einzelbetten, einen Ablagetisch, 2 Stühle und einen defekten Ventilator. Klimaanlage und Minibar gibt es nicht - aber wir hatten ja unsere Kühlbox! Der defekte Ventilator konnte mit dem Leatherman und wenigen Handgriffen wieder instand gesetzt werden und leistete uns fortan gute Dienste.
Wie bei den Türen waren auch bei den Oberlichtern die Verschlüsse vom ständigen Sturm ausgeschlagen und flogen gerne mal auf. Mit ein wenig roher Gewalt ist es aber gelungen, diese dauerhaft zu schließen - dabei rieselte eine erhebliche Staubwolke auf uns hinab, was darauf schließen lässt, dass dort eher selten gesäubert wird. Wahrscheinlich ist dort seit der Eröffnung der Lodge im Jahre 2009 noch nie jemand zum Putzen rauf gekraxelt.
Das Badezimmer war sehr groß und geräumig, mit viel Ablagefläche. Die Toilette ist erfreulicherweise separat. Es gibt eine Innendusche und eine Außendusche mit spektakulärem Canyonblick.
Die Innendusche erwies sich als wenig funktionstüchtige "Dröppelminna". Da das alte Bohrloch plötzlich und unerwartet nach 30 Jahren versiegt war, kam dort nur noch bräunliche Brühe aus den Rohren und diese hatte den Duschkopf bereits verstopf. So blieb uns nur die Aussendusche, was bei dem Dauersturm eine erfrischende Angelegenheit war.
Zusätzlich gibt es draussen auf der Terrasse noch ein Außenbett, dort könnte der Gast unter dem Sternenhimmel schlafen oder tagsüber meditieren - wenn der Sturm ihm nichts ausmacht.
Bedingt durch das "kleine" Wasserproblem wurde der Gast mehrfach darauf hingewiesen, sparsam mit Wasser umzugehen. Auf dem Zimmer befand sich noch der dezente Hinweis, dass der Gast in der Dusche einen Eimer vorfindet, in dem doch bitte das Duschwasser für die Putzfrau zur Zimmerreinigung aufgefangen werden möchte...
Sport / Unterhaltung
Alle Aktivitäten sind auf die einmalige Lage der Lodge am Fish River Canyon zugeschnitten:
- spektakulärer Pool an der Abbruchkante
- 2-stündige Sundowner Fahrt mit Snacks und Getränken
- 8-stündiger Canyon Drive
- verschiedene Wanderungen
Business
Gelegentlich funktioniert die Wi-Fi-Verbindung in der Lobby.
Zusätzliche Tipps und Zusammenfassung
Hier möchte ich darauf hinweisen, dass es keine Abgrenzung zum Canyon gibt - von daher sind, meiner Meinung nach, Kinder mit ihrem großen Bewegungsdrang in dieser Lodge nicht besonders gut aufgehoben.
Mit welchem Veranstalter sind Sie verreist?
booking.com
Stimmten die Katalogangaben?
Was soll ich dazu noch sagen?
Zumindestens der Hinweis auf den durch die starke Thermik bedingten Dauersturm sollte sich schon irgendwo wieder finden. Dass es sich hier nicht um ein gelegentliches Phänomen handelt, konnte ich einem (sehr netten) Gespräch mit der Hausdame entnehmen, die mir die Zustände während des Winters lebhaft zu schildern vermochte.
Preis-Leistungs-Verhältnis:
Stimmt überhaupt nicht. Die Fish River Lodge sollte eigentlich das Highlight in diesem Urlaub sein!
In einem günstigen B&B kann ich durchaus damit leben, dass mal was defekt ist oder nicht funktioniert oder sich keiner kümmert (That´s Africa) - aber bei einem Zimmerpreis weit jenseits der 200 € (je nach Wechselkurs auch mal nahe der 300 €) ist diese Performance absolut indiskutabel.
Und dass man bei dem Bau der Lodge kein neues Bohrloch angelegt hat, sondern das Alte, der geschlosenen Grand View Lodge, fröhlich weiter nutzte, dafür gehört den Erbauern nicht nur eins mit dem Knüppel übergezogen!
Würden Sie das Hotel weiterempfehlen?
Nein!
Art und Grund des Aufenthaltes
Selbstfahrer-Rundreise
Dauer des Aufenthaltes
2 Nächte
Datum des Besuches
Dezember 2014
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (6. Februar 2019, 12:13)