Für Reisende eröffnet sich, nachdem sie den Grootberg-Pass hinter Kamanjab überwunden haben, von Westen nach Norden hin eine dramatische Aussicht.
So weit der Blick reicht, erstreckt sich ein Meer flacher Berge und spitzer Hügel über die Landschaft hin, die in der Sprache der eingeborenen Himba-Nomaden als "Etendeka" - "Das Land der geschichteten Hügel" bekannt ist. Hügel, eigentlich sind es Berge, bis über 2000 Meter (Grootberg = afrikaans für großer Berg) hoch, eine faszinierende Landschaft.
Durch die enormen Abstände scheinen die Hügel eine lila-bläuliche Färbung zu haben. Das Gras, das während der letzten Jahre ziemlich üppig wuchs und nunmehr vertrocknet ist, hat eine goldgelbe Farbe angenommen, die einen klaren Kontrast zu den blauen Bergen darstellt.
Direkt hier lässt sich der geologische Ursprung dieser großartigen Landschaft studieren, der einem etwas über die Entstehungsgeschichte ganzer Kontinente verrät.
Als vor ungefähr 130 Millionen Jahren der prähistorische Urkontinent Gondwana auseinanderbrach, um die Kontinente Südamerika, Afrika, Indien (Subkontinent), Australien und die Antarktis zu bilden, lief dieser Bruch hier, durch die heute "Etendeka" genannte Landschaft, hindurch. Die Entstehung dieses Grabens (Rifts) vollzog sich in ähnlicher Weise, wie wir es heutzutage beispielsweise vom Ostafrikanischen Rift her kennen.
Unvorstellbare Mengen der flüssigen Lava strömten aus den Tiefen des Erdinnern aufwärts und erreichten die Erdoberfläche. Diese Lava, die sich in unterschiedlichen Härtegraden verfestigte, danach über Jahrmillionen durch die Erosion abgetragen wurde, führte schließlich zur Gestaltung der grandiosen Etendeka-Landschaft mit ihren geschichteten Tafel- und Spitzbergen, die der Landschaft ihre einzigartige Prägung verleihen.
Die Vegetation musste sich diesen Vorgängen anpassen und entwickelte sich zu einer Vielzahl der bizarren Vegetationsarten, die perfekt an die extrem trockenen und rauen Bedingungen der namibischen Wüste und der Halbwüste des Damaralandes angepasst sind.
Aufgrund des undurchdringlichen Basalts tritt hier, ausgenommen einiger Wasserbohrungen in Trockenflussläufen, kein Grundwasser auf. Es mangelt hier inmitten der puren Gesteinsmassen und unendlichen Geröllfeldern auch an fruchtbaren Bodenschichten.
Daher erlaubt die extreme Trockenheit nur eine äußerst spärliche Vegetation, die sich ihrer harten Umgebung angepasst hat, indem sie jeden Tropfen Wasser speichert und schützende Eigenschaften (wie Gift, Dornen oder dicke äußere Rindenschichten und wasserspeicherndes Pflanzengewebe) entwickelt hat.
In der Umgebung des Grootberg findet man noch schwarze Nashörner - die einzigen noch überlebenden und wild lebenden Exemplare der Welt.
Die ebenfalls unter Artenschutz stehenden Bergzebras (Hartmanns-Zebras) finden sich hier genauso wie Giraffen, Oryx-Antilopen, Kudus, Springböcke und Steinböcke. Mit etwas Glück lässt sich bei einer Pirschfahrt sogar ein Leopard erspähen. Wir konnten leider nur seine abgelegte Beute (Riss) im Baum bewundern.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (11. Februar 2019, 15:50)