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Freitag, 6. Februar 2015, 11:00

Reisetipp Lüderitz Allgemein

Reisetipps, Meinungen und Erfahrungen mit der Hafenstadt an der Lüderitzbucht am Südatlantik im Wahlkreis ǃNamiǂNûs in Namibia.

Bilder: 0

Adresse / Lage:
Lüderitz
in der Region ǁKaras
Wahlkreis ǃNamiǂNûs
im Süden Namibias


Hier kann man einen Reisetipp über die Hafenstadt Lüderitz veröffentlichen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (14. Februar 2019, 15:56)


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Freitag, 6. Februar 2015, 20:33

Lüderitz

Besucht im Dezember 2014

Wie weit die Hafenstadt im Süden Namibias ab vom Schuss ist, wird bereits bei der Anreise klar. Mit dem Auto geht es stundenlang durch die Wüste, über die asphaltierte B 4, die stellenweise vom feinen Sand verschluckt wird. Alle heiligen Zeiten kommt einem ein Fahrzeug entgegen.

Von einigen wird Lüderitzbucht noch immer "die südlichste Stadt Deutschlands" genannt. Obwohl diese Zeit lange vorbei ist, erinnert noch einiges an das einstige Deutsch-Südwest-Afrika.

Bereits im Jahre 1487 errichtete der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz ein Steinkreuz auf der südlich gelegenen Halbinsel, die er "Angra Pequeña" nannte, "Kleine Bucht" (s. Lüderitz: Diaz Point).

Mitte des 18. Jahrhunderts begaben sich holländische Seefahrer und Wissenschaftler von Kapstadt aus zu See und zu Land in die unwirtlichen Gebiete der südwestafrikanischen Küste, um nach kostbaren Mineralien zu suchen, sie blieben jedoch ohne großen Erfolg.

Als Kapstadt 1815 in britischen Besitz überging, machten sich englische Expeditionen erneut auf die Suche in der Namib und erwarben Schürfrechte von den Bethanier Hottentotten (Nama).

Nach mehreren gescheiterten Forschungsreisen entdeckten die englischen Pioniere den ersten Reichtum der wilden Küste, der aus zahllosen Fischarten und Seevögeln, Walen, Robben und Guano bestand. Sie legten erste kleine Siedlungen an, um Guano abzubauen.

Mit der Ankunft des Bremer Tabakhändlers und Unternehmersohns Adolf Lüderitz, auf dem Segelschiff Tilly am 10. April 1883, begann die moderne Geschichte Angra Pequeñas.

Seine Vision bestand darin, diesen Landstrich für deutsche Auswanderer attraktiv zu machen, Bodenschätze zu erkunden und eine Handelsniederlassung zu gründen. Durch den jungen Kaufmann Heinrich Vogelsang ließ er das als unfruchtbar angesehene Land vom Orlam-Kapitän Joseph Frederiks II. erwerben.

Man einigte sich auf 20 Meilen Land im Tausch gegen 500 Pfund und 60 Gewehre. Der Kaufmann ging von preußischen Meilen aus, der Häuptling kannte nur englische Meilen und verlor so fast sein komplettes Stammesgebiet.

Da Lüderitz befürchtete, die ebenfalls an dem Gebiet interessierten Engländer würden die gesamte Küste des Landes besetzen, bat er die deutsche Regierung um Schutz seiner Besitztümer.

Nach langem Zögern und erst nach der Abdankung Bismarcks schickte der Kaiser die deutschen Kriegsschiffe S.M.S. Leipzig, die S.M.S. Elisabeth und dazu das Kanonenboot S.M.S. Wolf. Am 7. August 1884 fand die erste offizielle deutsche Flaggenhissung statt.

Adolf Lüderitz selbst blieb zwei Jahre später, 1886 auf Forschungsfahrt am Oranje (s. Oranje River in Namibia) verschollen. Ihm zu Ehren erhielt der Ort den Namen "Lüderitz".

Was bescheiden begann, wurde eine der größten Sensationen der jungen Kolonie, denn wenige Jahre später, 1908 fand der deutsche Bahnmeister August Stauch den ersten Diamanten bei Grasplatz (s. Grasplatz - Ehemaliger Bahnhof der Aus-Lüderitz Linie), dem dann tausende Glücksritter folgen sollten. Diamantenorte wie Kolmannskuppe (s. Nähe Lüderitz: Kolmannskuppe / Kolmanskop) , Stauchslager, Ida- und Charlottental schossen wie Pilze aus dem Boden und Lüderitz, die Gründerstadt Deutsch-Südwestafrikas, wurde beinahe über Nacht der große Umschlagplatz für die kostbaren Steine.

Geschäftsleute, Händler und Glücksritter überschwemmten den Ort. Trinkwasser wurde per Tankschiff oder Eisenbahn dorthin gebracht. Man errichtete eine Meerwasser-Entsalzungsanlage, die mit einem eigens hierfür gebauten Elektrizitätswerk (s. Lüderitz: Elektrizitätswerk, E-Werk) betrieben wurde. Hotels, Restaurants, Vereine und Sportclubs wurden gegründet, und für einige Jahre war Lüderitz der "Nabel der Welt" von Deutsch-Südwestafrika.

Doch mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges und der Machtübernahme durch Südafrika wurde über Nacht für die deutschen Bewohner alles anders. Viele von ihnen wurden in Internierungslager (s. Aus: Kriegsgefangenenlager / Soldatenfriedhof) gebracht, verließen das Land, verloren alles, was sie aufgebaut hatten, starben verarmt und glücklos - darunter auch der Diamanten-König August Stauch und der Lüderitzbuchter ruhmreiche Bürgermeister Emil Kreplin (s. Lüderitz: Kreplinhaus (Haus Grünewald))

Heute ist Lüderitz mit rund 15.000 Einwohnern in der Region fast schon eine Großstadt. Kleiner als Swakopmund, dafür ursprünglicher - und darum auch interessanter. Das besondere Flair von Lüderitz besteht in Gebäuden aus der deutschen Kolonialzeit, von denen der Großteil bis heute sehr gut erhalten und gepflegt ist. Vergeblich sucht man nach Selbstbeweihräucherungen á la "Sam Nujoma Drive" oder Diktatorenhuldigungen wie "Robert Mugabe Avenue" oder "Fidel Castro Street".

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (14. Februar 2019, 15:57)