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Montag, 2. Februar 2015, 22:21

Lüderitz: Shark Island / Haifischinsel

Reisetipps, Meinungen und Erfahrungen: Shark Island / Haifischinsel bei Lüderitz im Süden Namibias

Bilder: 0

Adresse / Lage:
Shark Island
in der Lüderitzbucht
im Süden Namibias


Hier kann man einen Reisetipp über Shark Island / Haifischinsel bei Lüderitz veröffentlichen.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (14. Februar 2019, 15:58)


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Dienstag, 3. Februar 2015, 22:14

Lüderitz: Shark Island / Haifischinsel

Besucht im Dezember 2014

Wer die Nacht im Zelt auf der Camp Site verbringen will, für den gibt es direkt in Lüderitz nur eine einzige Möglichkeit:
den Campingplatz auf der Haifisch-Insel (Shark-Island), wenige Gehminuten vom Hafen und dem Stadtzentrum entfernt. Das Gelände ist großzügig angelegt und schön gelegen, mit Blick auf den Atlantik. Allerdings fehlt den meisten Parzellen ausreichender Windschutz - und der Wind bläst in der Lüderitzbucht das ganze Jahr.
Buchung über NWR; Tel. +264 61 236975 oder reservations@mweb.com.na

Inmitten der Campsites findet man den Adolf Lüderitz Gedenkstein, zu Ehren seines Abgesandten, Heinrich Vogelsang, gibt es ebenfalls eine Gedenkplakette und im Halbkreis ehrt man die gefallenen Soldaten der deutschen Schutztruppen. Dazu kommen die umgesetzten Gebeine des alten Nautilus-Friedhofs, sowie die erst 2007 errichtete Gedenkstätte des Nama-Kapitäns Cornelius Fredericks und seiner Stammesmitglieder, die hier den Tod fanden.

Vor der deutschen Kolonialzeit war die Haifischinsel ein eigenständiges Eiland, das die Schutztruppe etwas später durch einen aufgeschütteten Schotterdamm mit dem Festland verbunden und damit eine kleine Gebietsrevision vorgenommen haben. So wurde die damals "britische" Insel, die wie alle anderen Südwestafrika vorgelagerten Inseln zum britischen Empire gehörte, dem deutschen Schutzgebiet einverleibt.

Die Insel diente dann während der Herero-, und Nama-Aufstände unter Oberst Deimling, Kommandeur der Schutztruppen in Deutsch-Südwestafrika, als Gefangenenlager, das viele Verluste zu verzeichnen hatte.

Deimling hatte die Mannschaften abgezogen, die Nama-Gefangene im Inland bewachten, um sie für die schnelle Beendigung des Namakrieges (Hottentotten-Aufstand) freizubekommen. Daher hatte er die zahlreichen Gefangenen im August auf der Haifischinsel sammeln lassen. Die gefangenen Nama (Hottentotten) wurden hauptsächlich von September bis November 1906 eingeliefert. Insgesamt waren es an die 1700 Nama, die auf der Insel untergebracht wurden.

Deimling hatte die Insel im September 1906 inspiziert und dabei festgestellt, dass die Gefangenen "ausreichend versorgt" waren. Die Nama waren zu diesem Zeitpunkt durch die Entbehrung des Krieges/Aufstandes jedoch bereits geschwächt und teilweise schon erkrankt. Die zwar ausreichende und jedoch vitaminarme Ernährung, hauptsächlich mit Reis, Mehl und Konserven ohne Frischprodukte, verursachte nämlich bei Soldaten und Lagerinsassen im ganzen Land den seit Urzeiten bekannten Skorbut.

Die Katastrophe kam ins rollen, da man 1906 auf der ganzen Welt noch nicht wusste, dass Skorbut nur mit Vitamin C zu heilen ist. Britische Wissenschaftler hatten, etwa um 1875, irrtümlicherweise die längst bekannte Vorbeuge gegen Skorbut mit Zitrusfrüchten für wirkungslos erklärt. Das erklärt auch, warum die Ärzte in den zwei Hospitälern auf der Insel, trotz der richtigen Diagnose, mit der Skorbut-Epidemie von 1906/07 nicht fertig wurden. Damals ging man schlicht davon aus die Haifischinsel habe den Skorbut verursacht.

Die Wachmannschaft verzeichnete später bis zu 18 Todesfälle pro Nacht, so dass bald von der "Todesinsel" die Rede war. Der deutsche Bezirksamtmann sprach in seinem Jahresbericht vom "Todesengel", der nachts die Haifischinsel heimsuchte.

Missionar Nyhof, der seinerzeit die Gefangenen in Lüderitzbucht betreute, hatte damals scharfe Kritik an der Gnadenlosigkeit des Kolonialoffiziers geübt. 1907 schrieb er an die Rheinische Missionsgesellschaft in Barmen: „Deimling nimmt jetzt den traurigen Ruhm mit nach Hause, die Hottentotten ausgerottet zu haben, zwar nicht durch Feuer und Schwert, sondern dadurch, daß er sie all zu lange auf der kalten, felsigen Haifischinsel festgehalten hat."

Erst nach einem empörten Bericht von Major Ludwig von Estorff über die Zustände im Lager auf der Haifischinsel in Lüderitzbucht werden die Bedingungen nach und nach verbessert. Noch unter Deimlings Oberkommando waren dann im Februar 1907 die gefangenen Namafrauen und Kinder wegen der hohen Sterblichkeit an Skorbut von der Haifischinsel ins Land verlegt worden.

Ebenso dann auch wenig später Männer, durch eine ultimative Anordnung seines Untergebenen und Nachfolgers von Estorff. Dies geschah gegen den ausdrücklichen Widerstand des stellvertretenden Gouverneurs Hintrager in Windhoek und den sich in Berlin befindlichen Gouverneurs von Lindequist und deren Sicherheitsbedenken.

1908 löste man das Lager auf. Da waren bereits von den 1795 Gefangenen 1032 verstorben, darunter auch Cornelius Fredericks, der aus dem Nama-Häuptlingsgeschlecht der Bethanier-Orlam stammte.

Ein Vorgänger, Chief Joseph Fredericks, hatte 1883 einen Wüstenstreifen an den Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz verkauft, wodurch die Kolonisierung Südwestafrikas durch das kaiserliche Deutschland in Gang kam.

Achtung: Für die Besichtigung von Shark-Island (Haifischinsel) wird vom NWR ein Obolus erhoben, jedoch war bei unserem Besuch niemand da, wo wir diesen hätten entrichten können!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Omira« (14. Februar 2019, 15:59)