Bei all dem LED-Geblinke in einem britischen Bahnhof gilt das Eisenbahn-Schienennetz in Großbritannien als marode und splittet sich in etliche Privat-Bahngesellschaften auf. Was das Reisen über die Insel auch oft verkompliziert. Wie sind deine Erfahrungen "unterwegs"?
Wir waren vergangenen Winter drei Monate auf Interrail-Tour,
davon insgesamt 35 Tage unterwegs in England, Schottland, Wales incl. Eurostar
Brüssel – London, und später London – Paris.
Kein einziger Zugausfall, außer an letztlich einem von ursprünglich
drei angekündigten Streiktagen.
Der Schienenersatzverkehr, beide die uns betrafen waren baustellenbedingt
und daher im Vorfeld geplant. Sie funktionierten reibungslos. Die
Abfahrtshaltestelle war jeweils klar gekennzeichnet. Auf einem der SEV-Busse
war mal ein neuer Fahrer, der sich nicht auskannte, und schlappe 30 Minuten Verspätung
herausholte. Auch nur deshalb so wenig, weil mein Freund ihm mittels OSM den Weg
erklärte. 30 Minuten zu spät – da ist der Anschlusszug wohl weg. Nicht in
England. Der Zug hat gewartet. Trödeln durfte man zwar nicht beim Umstieg, doch
letztlich sind alle mitgekommen.
Verspätungen: verglichen mit denen der deutschen Bahn waren die nicht nennenswert. Ein paar Minuten
waren es gelegentlich, doch unter 5 min ist ein Zug doch pünktlich, behauptet
zumindest die deutsche Bahn.
Selbst wenn es mal mehr als 5 Min Verspätung waren: kein
Anschlusszug verpasst, und auch die Verspätung hat sich nicht immer weiter gesteigert.
Mir scheint, dass im Fahrplan deutlich mehr Puffer eingebaut ist, als bei uns.
Die Bahnhöfe: sehr unterschiedlich. Es gibt – nicht nur
große – historische Bahnhöfe mit interessanter Architektur. Aber auch Bauten, wo
ich sage: da gib es schöneres. Eines haben die englischen, und schottischen
Bahnhöfe den deutschen voraus. Überall Toiletten, und überall kostenlos. Zumindest
an den Stationen, wo wir aus- oder umstiegen. Ob in der Metropole, oder in der
Pampa. Den Schlüssel fürs Behindertenklo brauchte ich nicht auspacken.
Wie auch bei uns, gibt’s an den kleineren Bahnhöfen oft
keinen persönlichen Service mehr für Fahrkarten & Auskunft.
Toiletten im Zug: auch immer vorhanden, und keine kaputt. Das
gilt zumindest für Züge im Regelverkehr. Über historische Dampfbahnen kann ich nichts
sagen, die fuhren nicht im Oktober / November.
Besondere Ereignisse: Auf der Westhighland Line zwischen
Oban und Glasgow, so ziemlich da wo es am steilsten bergauf ging, fielen irgendwo
hinter Crianlarich auf der eingleisigen Strecke zwei von vier Motoren der Zuglokomotive
aus. Taktung der Züge auf dieser Strecke: 2 Stunden.
Der Lokführer zockelte im Schritttempo bis Dunbarton
Central, und fuhr dabei eine ziemlich lange Verspätung heraus. Aber: wir saßen
in einem beheizten Zug, ab Dunbarton Central fuhren Vorortzüge mit halbstündiger
Taktung.
Eurostar: auch hier gut organisiert, sowohl ab Brüssel als auch ab London. Sicherheitskontrolle
ähnlich wie am Airport, nicht ganz so streng vielleicht. Bei mir holten sie in
Brüssel ein Taschenmesser raus, Klinge 6 cm. Nachdem es der Securitymitarbeiter
ein paar Mal auf und zu geklappt und vermessen hatte durfte ich es wieder einpacken.
Vor der Abreise aus London packte ich anders, das Messer lag
zwischen den Ladestrippen und fiel nicht weiter auf. Dafür mußte mein Freund
wegen einem Asthmaspray seinen Rucksack auspacken, und den Inhalt vorzeigen.
Personal im Zug: das Personal im Zug: freundlich, und
hilfsbereit. Auf manchen Strecken fährt die Polizei in Uniform Streife, die
wollen ganz bewusst gesehen werden. Da gab es schon mal ganz nette
Begebenheiten.
Zug fahren in Frankreich, Spanien, Italien… da könnte ich
jetzt Geschichten erzählen, die wollt ihr lieber nicht lesen.