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Freitag, 5. August 2016, 09:57

Passagierin liest Kunstbuch über Syrien - von Anti-Terror-Polizei verhört

Terrorhysterie trifft auf Banausentum:

Eine britische Psychotherapeutin ist auf dem Flughafen Doncaster auf Grundlage der britischen Antiterrorgesetze verhört worden. Ein Crew-Mitglied auf einem Thompson-Airways-Flug hatte beobachtet, dass sie im Flugzeug dieses Buch über Kunst und Kultur im Bürgerkriegsland Syrien gelesen hatte: http://www.saqibooks.co.uk/book/syria-speaks/

Die Frau wurde nach ihrer Rückkehr aus den Flitterwochen in der Türkei in Doncaster verhört. Das Crew-Mitglied hatte die verdächtige Beobachtung auf dem Hinflug zwei Wochen zuvor gemacht.

Gegenüber dem Independent kündigte die Psychotherapeutin, zu deren Arbeit im staatlichen britischen Gesundheitswesen unter anderem gehört, der Radikalisierung junger Psychiatriepatienten entgegenzuwirken, eine offizielle Beschwerde über das Verhalten der Polizei an.

Das war eine Zusammenfassung dieses Artikels:

https://www.theguardian.com/books/2016/a…-syria-on-plane

Das verdächtige Kunstbuch wurde übrigens vom Arts Council England und vom niederländischen Prince Claus Fund for Culture and Development gefördert.
Gutmensch und Bahnhofsklatscher

Sina

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2

Freitag, 5. August 2016, 11:33

In diesem Einzelfall ist das sicherlich richtig blöd gelaufen, aber lieber einmal zuviel als einmal zuwenig "nachgefragt" bzw. kontrolliert. Profunde Kenntnisse syrischer Literatur sollte man von Flugbegleitern nicht erwarten, die haben andere Spezialgebiete.

Was ich nur nicht verstehe: Wenn die Flugbegleiter die ihrer Meinung nach verdächtigen Beobachtungen schon auf dem Hinflug gemacht haben - warum wurde die Dame dann erst nach dem Rückflug befragt? Wäre der Verdacht begründet gewesen, hätte ja auch durchaus das Risiko bestanden, dass die Dame plante, von der Türkei aus nach Syrien weiterzureisen, um sich IS anzuschließen :pfft:
Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind. (Kurt Tucholsky)

3

Freitag, 5. August 2016, 16:39

Hast du den Artikel im Guardian angeklickt? Diese Frau soll unterwegs zum IS gewesen sein? Und syrische Literatur war es auch nicht, sondern ein in GB veröffentlichtes, von renommierten Geldgebern gefördertes Werk über Kunst und Kultur mit ner Zeichnung auf dem Einband. Vielleicht hätte dieseR EselIn von Saftschubse(rich), wenn ihre staatsbürgerlichen Pflichten so sehr in ihr oder ihm brannten, einfach mal freundlich fragen sollen. "Excuse me Madam, that looks really interesting, may I have a look?"

Wo soll denn sowas noch hinführen? Übernehmen gerade mangelhaft alphabetisierte Denunzianten die Macht?
Demnächst aus Sicherheitsgründen nur noch Bildzeitung und Rosamunde Pilcher oder was?
"Hilfe, Polizei, kommen Sie schnell, auf Platz 22A sitzt eine Schwarzhaarige, die liest so eine große Zeitung mit kleinen Buchstaben, 'Die Z-E-I-T'. Die ist bestimmt gefährlich."
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Sina

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4

Freitag, 5. August 2016, 17:08

Man weiß nie, wer sich wohinter verbirgt. Natürlich wäre Dein Vorschlag, die Dame noch im Flieger anzusprechen, besser und diplomatischer gewesen und hätte wohl Einiges an Aufregung und Wirbel vermieden. Ist in diesem Fall alles ziemlich dumm gelaufen und nicht rückgängig zu machen - aber wenn es sich bei der Dame wirklich um eine Terroristin gehandelt hätte, wäre das Geschrei nach dem Motto "das hätte man vorher ahnen müssen" und "warum hat keiner gewarnt?" auch groß gewesen. Hinterher ist man ja immer schlauer :pfft:
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5

Freitag, 5. August 2016, 17:13

Wer weiß schon immer, was da gelesen wird. So ein Buchumschlag lässt sich auch austauschen.

Am Besten: Lesen verbieten an Bord - sicher ist sicher :ironie:
"Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden"
Jimi Hendrix

6

Freitag, 5. August 2016, 17:38

Sina, wie kommt man auf die Idee, dass sich eine Terroristin in einem TUI-Flugzeug durch das Lesen eines Buches mit dem Wort "Syria" auf dem Cover verrät?

Ist jetzt jede Schwarzhaarige eine Terroristin, vor allem, wenn sie lesen kann?
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7

Freitag, 5. August 2016, 18:52

JEDER, egal welche Haarfarbe er/ sie hat, würde ggf. "verdächtig" wirken. Wie gesagt - in dem Fall hätte die Situation mit Sicherheit geschickter gelöst werden können - keine Frage. Dass ausgerechnet ein Terrorist, der nicht auffallen will, im Flieger ernsthaft ein syrisches Buch lesen würde, glaube ich nicht. Aber lieber einmal zuviel nachgehakt als einmal zu wenig. Ich rege mich am Flughafen auch nicht auf, wenn ich mal wieder auf Sprengstoff getestet werde. Obwohl ich nicht denke, dass ich sonderlich gefährlich aussehe.
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8

Freitag, 5. August 2016, 19:55

Es WAR kein syrisches Buch - auf Arabisch - sondern ein englisches.
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Aber lieber einmal zuviel nachgehakt als einmal zu wenig.
Nicht, wenn das so offensichtlich hysterisch, unberechtigt und so offensichtlich rassistisch geschieht wie in diesem Fall. Ich hoffe, die Betroffene schafft es, der Polizei und der Airline den Allerwertesten von Doncaster bis London aufzureißen.
Solche idiotischen Aktionen untergraben die Akzeptanz für Sicherheitsvorkehrungen.
Solange für Linienbusse und den Schienenverkehr nicht ähnliche Regeln gelten wie für den Luftverkehr, bin ich sowieso nicht bereit, Stuss wie z.B. die Flüssigkeitsregeln als etwas anderes als eine staatliche Machtdemonstration und eine Einnahmequelle für Flughäfen zu begreifen.
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9

Freitag, 5. August 2016, 23:13

Meinetwegen auch das - es stand aber was von "Syrien" auf dem Cover. Wie schon mehrfach gesagt - die Sache ist einfach blöd und sehr unglücklich gelaufen. Imho wird da aber auch eine Rassismus- und Diskriminierungsgeschichte an den Haaren herbeigezogen und künstlich aufgebauscht. Ganz provokant gesagt: Wäre die Dame nicht schwarzhaarig oder keine Muslima gewesen und die Situation hätte sich genauso ereignet, wäre das Ganze vermutlich nicht einmal eine Pressemeldung wert gewesen. Das macht das Ganze zwar auch nicht besser, aber wenn Menschen sensibilisiert sind, dann passiert sowas nunmal. Vielleicht gibt es bei der Airline interne Anweisungen, wie potentielle Terroristen erkannt werden können.

Genauso könnte ich aber in mehr als nur einem Fall fragen, warum ich an einem deutschen Flughafen schon mehrfach auf Sprengstoff getestet wurde und nicht die türkische Omi mit ihrem Kopftuch oder der arabisch aussehende Mann vor oder hinter mir. Ich frage das aber nicht und fühle mich dann auch nicht diskriminiert. Vielmehr denke ich mir "Arschkarte gezogen" und verhalte mich bei Zusatzkontrollen kooperativ, um sie kurz zu halten. Hab mir ja nichts vorzuwerfen. Ich nehme es einfach hin, dass die Sicherheitsleute sich warum auch immer Leute herauspicken, die 2 Sicherheitskontrollen zum Preis von einer bekommen. Natürlich ist das blöd, natürlich ist imho viel Willkür dabei oder die Leute müssen einfach gewisse "Kontroll - Kennzahlen" bringen, um Sicherheit vorzugaukeln und suchen sich dabei "Opfer", von denen sie sich wenig Scherereien erhoffen. Sicherer fühle ich mich dabei aber nicht wirklich - weil ich weiß, dass die Kontrolleure mit mir ihre Zeit vergeuden, weil sie nichts Verdächtiges bzw. Gefährliches finden werden. Außer vielleicht mal ein paar zuviele Feuerzeuge :pfft:

Wie Du nun auf Flüssigkeitenregelungen kommst, erschließt sich mir zwar nicht so ganz, aber ich halte sie auch für Stuss. Genauso ist es Stuss, wenn einem bei der Sicherheitskontrolle teilweise alle Feuerzeuge bis auf eines abgenommen werden, wenn man nach der Sicherheitskontrolle noch welche käuflich erwerben kann. Es ist auch eigentlich wurscht, ob meine Mascara nun in einem Zipperbeutel oder im Schminktäschchen durch die Sicherheitskontrolle fährt. 20x darf sie im Schminktäschchen bleiben und 1x muss ich sie doch in den Zipperbeutel packen, damit die Herrschaften bei der Sicherheitskontrolle glücklich und in ihrer Machtausübung bestätigt sind.

Bleibt eigentlich nur, konsequenterweise aufs Fliegen zu verzichten. Macht aber auch keiner. Also Augen auf, nicht alles so eng sehen und durch.
Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind. (Kurt Tucholsky)

10

Samstag, 6. August 2016, 00:33

Eine bessere Publicity bekommt ein Buch selten.