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ElBuitre

Master Amigo

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21

Sonntag, 8. August 2010, 08:34

Es ist merkwürdig und habe ich oft erlebt:

TV-Raum im Hotel und vor der Glotze hängen die Aficionados und sehen Stierkampf. Touristas Aleman kommt rein und meint: "Oh Stierkampf, diese Tierquälerei!" kuckt aber erst mal weiter. Dann fragt er nach warum sich die Zuschauer so über gewisse Aktionen aufregen und man erklärt ihm das. Dann holt er schon einen Stuhl und setzt sich und starrt gebannt auf den Schirm! In seinem Gesicht erkennt man den Widerspruch zwischen "Ich müsste Abscheu empfinden!!!" und gewisser Faszination! Obwohl das spanische TV das eigentliche Töten aus zig Perspektiven incl. Wiederholungen zeigt - der neue Zuschauer lauscht fasziniert den Fachkommentaren seiner Nachbarn! Vor dem nächsten Kampf bestellt er Getränke und wenn seine Begleiterin kommt wiederholt sich das Spiel!

Ich bin zum Stierkampf über einen Spanier gekommen, der mir alles von Anfang an sachkundig erklärt hat und ich war ähnlich fasziniert. Später habe ich die Besten der Zunft und die Stümper erlebt und Stierkampf zu Pferde (die Urart in Spanier überhaupt) ist für mich nach wie vor ein esthetisches Schauspiel! Drama zwar, aber das gibt es auf der Bühne auch!

Nicht mißverstehen, ich will niemand dazu überreden dort hin zu gehen und die meisten Dorfkämpfe oder die meisten in den Touristengebieten sind eh mies und lohnen kaum das Geld! Daher war die Entscheidung in Katalonien auch ok!

Werner

22

Sonntag, 8. August 2010, 11:22

Um eine Relation zu bekommen:

Katalonien mit ca. 15 Veranstaltungen pro Saison, in ganz Spanien um die 1.000
"Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden"
Jimi Hendrix

23

Sonntag, 8. August 2010, 23:00

@ no durians

Eine neugierige Frage: Hast du was gegen die katalanische Autonomie- bzw. Unabhängigkeitsbewegung? Wenn ja, was? :skeptisch:
Gutmensch und Bahnhofsklatscher

Sina

Master Amigo

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24

Sonntag, 8. August 2010, 23:35

Und ich bin mir gar nicht so sicher, dass sich jeder Spanier das gerne anschaut.


Ich kenne eine Menge Spanier und auch etliche Katalanen - und den allermeisten ist Stierkampf herzlich egal. Fußball ist wichtiger. Manchmal auch Motocross - Rennen. Aber in Spanien akzeptiert man den Stierkampf als traditionellen Teil der Kultur und nimmt ihn einfach hin. Diejenigen, die Stierkampf ernsthaft betreiben oder dabei mitfiebern, sind eher eine kleine Randgruppe. Es ist sozusagen für viele ein Manifest - auch wenn sie selbst wenig damit anfangen können und auch gegen diese Blutbäder sind. Aber man lebt halt damit.

Den Katalanen geht es eigentlich mehr um den Erhalt der eigenen Sprachkultur und Mentalität und um Autonomie selbst - wer Catalán spricht, der wendet es auch stolz an. Das merkt man z. B. wenn man mit offenen Augen und Ohren durch Mallorcas Dörfer fährt. Als Deutscher hat man da übrigens allerhöchsten Respekt, wenn man sich bemüht, neben fließendem Spanisch auch ein paar Wörter Catalàn herauszubringen. Fließendes Spanisch ist schon sehr viel wert - aber eine geradebrechte Getränkebestellung auf Catalán bedeutet fast den Ritterschlag für den ausländischen Gast :ironic:
Am Stierkampf soll es nicht scheitern - darauf könnte man notfalls noch verzichten. Es eher das Prinzip, daß schon wieder etwas verboten werden soll, was den Katalanen lange lieb und teuer war, welches die Gemüter erregt.

Ich selbst befürworte und unterstütze den Stierkampf nicht. Ist nicht meine Welt und mein Rinderfiletsteak oder Carpacchio schmeckt mir besser, wenn ich weiß, daß das Tier glücklich aufgewachsen ist und schmerzlos sterben durfte. Ich würde niemals einen Stierkampf besuchen wollen, eher würde ich den Stier adoptieren und bis an sein Lebensende auf irgendeine Kuhweide stellen, wo er mit den Kühen freie Liebe praktizieren darf. Aber ich akzeptiere es, wenn der blutrünstige Kampf Teil einer uralten Kultur ist. Ich habe als Deutsche nicht das Recht, die Kultur eines anderen Landes zu verurteilen, sondern muss mich damit arrangieren und mir meinen Weg dadurch bahnen.

Jede Kultur hat positive und negative Aspekte - und als Gast im fremden Land eignet man sich die positiven Aspekte an und toleriert die negativen als Teil der Kultur und der Mentalität.
Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind. (Kurt Tucholsky)

25

Montag, 9. August 2010, 23:58

Stierkampf ist eine Veranstaltung konservativer Leute. Ob dieser Sport bzw. Kultur Respekt verdient oder nicht, sollen die Bürger der Städte entscheiden, in denen Stierkampfarenen stehen. In Katalonien hat eine linke Mehrheit im Parlament sich gegen den Stierkampf entschieden. Allerdings hat der Stierkampf im katalanischen Sprachgebiet sehr wohl eine Tradition. Im benachbarten, konservativ regierten Land Valencia steht gleich hinter Grenze, in Castelló (Castellón de la Plana), mitten in der Stadt eine fette Stierkampfarena. Ebenso in Valencia Stadt, in Gandia etc.


Zitat

Als Deutscher hat man da übrigens allerhöchsten Respekt, wenn man sich bemüht, neben fließendem Spanisch auch ein paar Wörter Catalàn herauszubringen. Fließendes Spanisch ist schon sehr viel wert - aber eine geradebrechte Getränkebestellung auf Catalán bedeutet fast den Ritterschlag für den ausländischen Gast


Allerdings sollte man als Ausländer, wenn man sich nicht lächerlich machen will, darauf achten, ob das Personal auch Catalá spricht. Und darauf, dass sich Mallorquí vom Catalá ein wenig unterscheidet. Sisplau per favor.
Gutmensch und Bahnhofsklatscher

Sina

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26

Dienstag, 10. August 2010, 00:16

Natürlich unterscheiden Mallorquí und Català sich etwas. Ich haue auf Mallorca die Bestellung auf Mallorquí auch erst raus, wenn ich rausgehört habe, wie das Personal sich untereinander unterhält. Sonst sicherheitshalber erstmal normales spanisch. Wird zwar auch oft nicht verstanden, weil die Bedienung eine dunkelhaarige Deutsche, die kein Spanisch kann, ist, ist auch schon viel wert für eine blonde Deutsche :grin: Letztendlich kommt es darauf an, aus wessen Mund die Worte kommen. Ein Spanier kann böse auf die Nase fallen, wenn er den falschen Ton trifft, einem Deutschen ist man schon dankbar, wenn er sich überhaupt bemüht, die offizielle Landessprache zu sprechen und nicht stur "2 Bier - schnell" bestellt.

Und klar - die Konservativen wollen ihren Stierkampf. Aber auch das ist eher die Minderheit. Der Rest nimmt es achselzuckend hin, feiert und fiebert durchaus auch mal mit, weil die Stimmung halt gerade so schön ist, tut aber auch nichts dagegen.
Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind. (Kurt Tucholsky)

LaMujer

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27

Freitag, 13. August 2010, 15:36

Und unser "Bobbele" hat jetzt PETA am Hals, weil er sich einen Stierkampf angeschaut hat. Die klärten ihn auf, dass eine Stierkampfarena kein Center Court ist. :denk:
> klick <
Nu is aber mal gut. :trostsmile:
Ich komme aus Ironien. Das liegt direkt an der sarkastischen Grenze.

tequila

Mexiko Amigo

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28

Freitag, 13. August 2010, 15:55

Ich muss sagen das ich Anfang der 70er Jahre in der Monumental in Bacelona einen Stierkampf gesehen habe. Mit einem berühmten Stierkämpfer. Es gab auch Kämpfe wo der Torrero auf einem edelen Pferd sass. Die Zuschauer warfen zur Huldigung ihre Sitzkissen in die Arena. Ein Stierkämpfer wurde aufgespiesst. :corräkt:Es war bei den Ausflügen nach Barcelona mit drin. Hab ganz oben gesessen und meine Kontaktlinsen waren von der Klimaanlage im Bus verklebt. Dann haben meine Freundin und ich den Bus nicht gefunden der zurück nach LLoret de Mar ging. Er sollte vor der Arena stehen. Aber das ist eine andere Story.

Es ist schon sehr grausam was da passiert. Vorallem wenn der Torrero nicht den richtigen Punkt findet und immer wieder reinstochert und der Stier dabei am Boden kniet. :übel:

29

Freitag, 13. August 2010, 16:03

Dann holt er schon einen Stuhl und setzt sich und starrt gebannt auf den Schirm! In seinem Gesicht erkennt man den Widerspruch zwischen "Ich müsste Abscheu empfinden!!! und gewisser Faszination! "
Das geht mir beinahe täglich so wenn ich den Fernseher aufdreh. Ganz ohne Stierkampf.

30

Freitag, 13. August 2010, 22:42

Es ist merkwürdig und habe ich oft erlebt:

TV-Raum im Hotel und vor der Glotze hängen die Aficionados und sehen Stierkampf. Touristas Aleman kommt rein und meint: "Oh Stierkampf, diese Tierquälerei!" kuckt aber erst mal weiter. Dann fragt er nach warum sich die Zuschauer so über gewisse Aktionen aufregen und man erklärt ihm das. Dann holt er schon einen Stuhl und setzt sich und starrt gebannt auf den Schirm! In seinem Gesicht erkennt man den Widerspruch zwischen "Ich müsste Abscheu empfinden!!!" und gewisser Faszination! Obwohl das spanische TV das eigentliche Töten aus zig Perspektiven incl. Wiederholungen zeigt - der neue Zuschauer lauscht fasziniert den Fachkommentaren seiner Nachbarn! Vor dem nächsten Kampf bestellt er Getränke und wenn seine Begleiterin kommt wiederholt sich das Spiel!

Ich bin zum Stierkampf über einen Spanier gekommen, der mir alles von Anfang an sachkundig erklärt hat und ich war ähnlich fasziniert. Später habe ich die Besten der Zunft und die Stümper erlebt und Stierkampf zu Pferde (die Urart in Spanier überhaupt) ist für mich nach wie vor ein esthetisches Schauspiel! Drama zwar, aber das gibt es auf der Bühne auch!

Nicht mißverstehen, ich will niemand dazu überreden dort hin zu gehen und die meisten Dorfkämpfe oder die meisten in den Touristengebieten sind eh mies und lohnen kaum das Geld! Daher war die Entscheidung in Katalonien auch ok!

Werner
Ja jedem sein Geschmack, wenn du dir so etwas gerne anschaust, dann ist das auch deine Entscheidung und die ist zu respektieren.

Mir tut es aber eben um die Vieher leid, außerdem ist ja der Sport auf für die Toreros nicht gerade ungefährlich. Außerdem passiert es leicht, dass ich mich beeindrucke, ich kann beispielsweise kein Blut sehen...

31

Freitag, 13. August 2010, 22:57

Tiere zur menschlichen Belustigung zu quälen und zu töten, sollte im 21. Jhdt. schon längst der Vergangenheit angehören. Ich hab noch kein Argument gelesen, das Stierkampf rechtfertigt. Einzig ein paar klägliche Versuche, andere Tierquälereien anzuführen, die ebenfalls nicht verboten sind und der Hinweis auf die uralte Tradition. In der Vergangenheit gab es jede Menge anderer Barbareien, die vielleicht auch eine schöne Tradition waren, und längst abgeschafft wurden. Wird Zeit, dass es dem Stierkampf an den Kragen geht.

Villariba und Villabacho können sich ja genau so gut im Paella-Wettessen und lustigen Volkstänzen messen.

Sternedieb

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32

Samstag, 14. August 2010, 00:04

Etwas dazu.

Pajarito = Vögelchen.

Alles immer ohne Gewähr, nicht dass man auch als Forenuser irgendwann als Terrorist verhaftet wird.

33

Samstag, 14. August 2010, 14:27

Etwas dazu.
:shocked: Wahnsinn! Hoffentlich hat sich da niemand verletzt. :dackel:

LaMujer

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34

Donnerstag, 19. August 2010, 10:39

Stier springt über Mauer: 40 Zuschauer verletzt

Lebensgefährliche Szenen in der Stierkampfarena von Tafalla in der Nähe von Pamplona. Ein wütender Bulle sprang in die Zuschauerränge und verletzte 40 Menschen zum Teil schwer.

> klick <
Ich komme aus Ironien. Das liegt direkt an der sarkastischen Grenze.

ElBuitre

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35

Donnerstag, 19. August 2010, 16:07

Das passiert eigentlich öfters - auch ein Grund warum die Logen eh höher liegen. Und der Kommentar aus dem Bericht ist falsch ... der Stier hat keine Revange bekommen! Woher auch, bisher kannte er keine Menschen zu Fuß! Und später wurde er sowieso getötet! Stiere haben nur zwei Chancen heil aus der
Arena zu kommen! Entweder er kämpft gar nicht - dann wird er im Stall geschlachtet! Oder er kämpft sehr gut - dann wird er für die Zucht gerettet!

Werner