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Freitag, 2. Dezember 2011, 23:57

Erfahrungsbericht: Von Mexiko City mit dem Mietwagen nach Cancun - auf eigene Faust

Nachdem ich im vergangenen Jahr hier im Forum nach der Sicherheitslage in Mexiko für Individualreisende gefragt habe und wir mittlerweile seit über einem Jahr wieder wohlbehalten zu Hause angekommen sind hier endlich mein Reisebericht.
In Mexiko City haben wir in den ersten Tagen bei meiner Verwandtschaft gewohnt und haben uns dort an die Hand nehmen lassen.

29.10: Flug mit Lufthansa von Frankfurt nach Mexiko City, Ankunft am Abend.

30.10: Besuch des Bazar de Sábado in San Angel

31.10: Fahrt mit meiner Verwandtschaft in Silberstadt Taxco. Hübsches Stadtzentrum und ein Silbergeschäft neben dem nächsten.

01.11: Besuch des Centro Historico. Sehr schön: Zócalo mit Kathedrale, Templo Mayor, dann durch die Fußgängerzone zu Bellas Artes und dem Parque de Alameda und dem sehr schönen Jugendstilpostamt gegenüber gehen. Besonders Templo Mayor hat es mir angetan!

02.11: Besuch des Anthropologischen Museums, Eintritt: 51$, und auch für archeologisch wenig interessierte ein lohnender Besuch. Danach über den Paseo de la Reforma in den Chapultepec-Park. Dort kann man sehr volksnah ausspannen oder man besucht das Castillo mit einigen Eindrücken aus der kurzen Kaiserzeit.

03.11: Fahrt nach Teotihuacán. Eintritt: 51$, sicherlich eines der Highlights unserer Reise. Besonders von der Sonnenpyramide hat man einen tollen Überblick, aber vorsichtig: Die Stufen sind steil! Hier kann man auch tolle Souvenirs aus Obsidian kaufen - unbedingt handel. Auf der Rückfahrt kann man z.B. die Basilika der Jungfrau von Guadalupe besuchen. Am Nachmittag ging es dann nach Xochimilco um mit einer Trajinera, einem Stöcherkahn, durch die Reste der schwimmenden Gärten zu fahren. Hier gibt es kaum Touristen und man hat ein unverfälschtes Erlebnis, viele mexikanische Familien feiern auf den Kähnen Feste, Marimba- und Mariachikapellen fahren gegen eine kleine Gage direkt neben dem Kahn und geben ein paar Stücke zum Besten, dazu bieten schwimmende Essensbuden kleine Mahlzeiten an - sehr volkstümlich und unverfälscht!

04.11: Es hieß Abschied nehmen von meinen Verwandten, die uns bislang hervorragend betreut und umhergefahren haben, mit am Vorabend angemieteten Wagen geht es los, meine Tante fährt mit uns eineinhalb Stunden(!) bis zum Stadtrand und nach der Verabschiedung geht es mit auf eigene Faust auf eine abwechlungsreiche Fahrt an Puebla und den Vulkanen vorbei weiter nach Oaxaca, wo wir nach ca. 8 Stunden fahrt ankommen. Man kann zwischen den gut ausgebauten, kostenpflichtigen "Cuotas" oder den kostenfreien "libres", auf denen es länger dauert wählen. In Oaxaca haben wir im Hotel "Mission de los Angeles" übernachtet, Kosten bei ca. 1400$ im DZ. Von dort ist es ein Katzensprung in die restaurierte Altstadt, wo man abends sehr schön flanieren kann und es Kleinkunst wie auch diverse Verkaufsstände und liebevolle Lädchen gibt.

05.11: Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel (kostet ca. 80$) mit original Oaxaca-Küche (Chalpulines - Heuschrecken) fahren wir nach Monta Alban. Eintritt: 51$. Wunderschöne Aussicht über das Tal von Oaxaca und eine schöne archäölogische Stätte. Danach lassen wir Mitla aus und fahren nach Sto. Domingo de Tehuantepec. Die Straße schlängelt sich schier endlos die Berge hinab, sodass wir am späten Nachmittag dort ankommen. Wir planen im "Hotel Calli" zu übernachten, und stellten leider fest, dass es ausgebucht ist. Das zweitbeste Hotel am Platz, das "La Quixoba" können wir keinesfalls empfehlen, sehr laut, da in der Mitte eines Schnellstraßendreiecks gelegen, an denen ständig die Bremsen der LKWs quitschten. Sehr verwohnt und nicht wirklich reinlich. Nach einer unruhigen Nacht...

06.11:..geht die Fahrt weiter nach Chiapas. Wir fahren über die libre, kommen gut voran und sparen uns den Sumidero-Canyon. Auf dem Weg nach San Cristobal de las Casas kommen wir das erste Mal an einen Kontrollposten der mexikanischen Armee, die uns nach unserem Abfahrt- und Zielort befragt und uns zügig passieren lässt. In San Cristobal entscheiden wir uns für das hervorragende Hotel "Casa Mexicana". Wir haben nach der Erfahrung von letzter Nacht von nun an bis an die Riviera Maya immer reserviert. Das "Casa Mexicana" ist ein sehr liebevoll umgestaltetes altes Kloster mit einem begrünten Innenhof, die hoteleigenen Parkplätze liegen einen Häuserblock weiter. Generell für San Cristobal: Warme Kleidung einpacken, es ist kalt da oben! Wir bummeln durch die Stadt und sammeln viele Eindrücke von den Indigenas, liebevoll restaurierter Stadtkern mit hübscher Fußgängerzone. Viele kleine Geschäfte und Restaurants.

07.11: Morgens bummeln wir noch etwas durch San Cristobal und machen uns dann auf den Weg nach Palenque. Das Hotel haben wir schon am Vorabend reservieren lassen. Die Fahrt geht über viele Kurven erst durch Nadelwälder und dann durch die weitestgehend zerstörten Regenwälder durch den absolut ärmsten Teil Mexikos. Man passiert einfachste Behausungen, an zwei Stellen hielten Kinder ein Seil über die Straße um sich einen Peso als Wegegeld zu verdienen. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Peso uns nicht arm macht, diese Kinder aber satt, konnte man das gut verkraften. Nochmals passieren wir eine Militärkontrolle, wieder ohne Probleme. Wir machen halt an den Wasserfällen von Agua Azul. Hier muss zwei mal gelöhnt werden, einmal 10$ für die Zapatisten an der Einfahrt, danach nochmals 12,50$ pro Person Eintritt. Die Wasserfälle waren zu unserer Zeit (Ende der Regenzeit) leider trübbraun, schon ein Schauspiel, aber durch eine durchgängige Reihe von Imbiss- und Souvenirbuden, die sich den Weg entlangschlängeln in unseren Augen kaputterschlossen, wir hatten da etwas wildromantischere Vorstellungen gehabt. Am frühen Abend kommen wir in Palenque an und beziehen Quartier im "Hotel Maya Tulipanes", Kostenpunkt im DZ. 845$. Sauberes Mittelklassehotel, hervorragendes Restaurant, in dem wir wunderbar zu Abend gegessen haben.

08.11: Mit Palenque erwartet uns heute ein nächster Höhepunkt unserer Reise. Eintritt pro Person 51$. Sehr sehenswerte Anlage mit Urwaldvegetation, wir haben sogar einen Brüllaffen gesehen. Schön gelegen und auch das Grab der Reina Roja war entgegen der Infos aus meinem Reiseführer frei zugänglich. Nach der Besichtigung ging es dann an den Palmölplantagen vorbei aus Chiapas raus durch Escárcega nach Chicanna. Kurz hinter Palenque beginnt die Yucatan-Halbinsel und man kommt über die graden Straßen deutlich schneller voran. Wir übernachten im Chicanna Ecovillage Resort für 1300$ im DZ. Sehr ruhige Anlage mitten im Wald, kleiner Pool, aber in dieser Ecke auch ziemlich alternativlos.

09.11: Es geht einen Teil der Strecke zurück um dann links abzubiegen nach Calakmul. Für die Stichstraße sind pro Person 28$ fällig, an der Ausgrabung selbst nochmals 41$ pro Kopf. Es ist einer fast eineinhalbstündige Fahrt mitten durch den Wald, eine riesige Schlange ist vor uns im Gebüsch verschwunden, viele Schmetterlinge und zwei riesige truthahnähnliche Vögel gab es auch noch. Die Ausgrabung in Calakmul ist wenig spektakulär. Am schönsten war die Aussicht von einer der Pyramiden in Richtung der restlichen Ruinen und ein einfach atemberaubendes Panorama über den Wald, der sich bis zum Horizont erstreckt. Danach geht es wieder über die Stichstraße zurück zur Hauptstraße, ist schon merkwürdig, wenn man so ewig nur durch Wald fährt. Im Nachhinein war es aber den Zeitaufwand erlich gesagt nicht wert. Es geht weiter an Chetumal vorbei nach Tulum, wo wir in einer der Cabanas übernachten. Diese Hütten gibt es in allen Komfortvarianten und Preislagen. Wir entscheiden uns für das "S&S Hip Hotel" und haben die Entscheidung nicht bereut.

10.11: Nach über 10 anstrengenden Tagen genießen wir den Strand und das Meer!

11.11: Morgens geht es zu den Ruinen von Tulum, Parkplatz: 40$, Eintritt pro Person: 51$. Sehr schön direkt über einer Klippe gelegen, davor ein kleiner Sandstrand und türkisblaues Wasser. Diese Motive fehlen in keinem Reiseführer und in keinem Prospekt von Mexiko.

12.-17.11: Wir haben uns für die letzten Tage ein All-Inclusive-Hotel gesucht und verbringen etwas Zeit am Strand, fahren nach Cancun, einmal über die Lagungenstraße, ist allerdings Geschmackssache, uns gefallen eben keine Hochhäuser und Betonburgen. Wir waren am gleichen Tag noch in 2 Malls, es gibt dort aber keine besonderen Schnäppchen oder Besonderheiten. Einen Tag haben wir dann noch im Xcaret-Park verbracht. Eigentlich ist die Anlage aufgebaut wie ein Zoo, man muss allerdings für alles mögliche extra löhnen (Schwimmen mit Delfinen, Tauchen mit Haien, Foros mit Aras,...) Wir haben uns das Premium-Package für 99US$ gegönnt, da hier wenigstens Handtücher, ein Schließfach und ein wirklich reichhaltiges und schmackhaftes Büffet zum Mittagessen bereit stand. Abends gibt es noch eine sehenswerte Show, bei denen das Ballspiel der Azteken vorgeführt wird, wie auch die Geschichte Mexikos und seine einzelnen Regionen und Trachten. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, diese Show auch separat zu besuchen, der Park Xcaret an sich hat sich für uns nicht gelohnt.

18.11: Nach 3083km geben wir am Nachmittag unseren Mietwagen am Flughafen Cancun ab und am Abend geht es dann mit Condor nach Frankfurt zurück. Eine unvergessliche Reise geht zu Ende, am 19.11 landen wir am frühen Nachmittag pünklich in Frankfurt.

Ein paar Worte/Tipps zum Schluss:
Ich hatte anfangs erwähnt, dass ich mir vor unserer Reise ein paar Sorgen über die Sicherheit gemacht habe. Nach unserer Reise - und aus unserer Sicht - Stand November 2010, waren diese Sorgen unbegründet, wir haben uns überall wohl gefühlt.
Fahrt mit dem Auto keinesfalls Nachts, da kann es anders aussehen. Außnahme: Riviera Maya, dort war auch nachts viel Trubel und viel Polizei präsent.
Beim Autofahren aufpassen:Es gibt extra in die Straßen eingearbeitete Huppel, genannt Topes oder auch Reduktor. Letzteres erklärt wozu die Dinger da sind, und es sind richtige Huppel, ich glaube nicht, dass man da ungebremst ohne Schäden drüber kommt.
Wir hatten nach so vielen archäologischen Stätten einfach keine Lust mehr auf Chichen Itza und Coba, teilt es euch also ein welche "Steinhaufen" ihr anschauen wollt, und plant nicht zuviel ein.
Wir haben uns dort in der Drogerie Chlortropfen geholt "Gadicin Chloro", einfach 2 Tropfen in die mit Leitungswasser gefüllte Wasserflasche, 20 Minuten einwirken lassen, und man hat Wasser zum Trinken und Waschen, falls mal keine verschlossene Flasche zur Hand. Keiner hat Lust auf Montezumas Rache! Hatten wir glücklicherweise auch nicht!
Unser einzigster großer Fehler: Wir haben uns das All-Inn-Hotel erst vor Ort rausgesucht. Es ist tierisch ermüdend gewesen, die Hotels einzeln abzuklappern, man muss erst mal an der Pforte vorbei, bis die Jungs einen durchlassen vergehen schon mal 10 Minuten. Dann kommst man in eine Anlage, die eventuell so gar nicht dem persönlichen Geschmack entspricht. Außerdem werden oftmals Mondpreise verlangt. Über die Großkontingente die die großen Reiseveranstalter einkaufen, bekommt man es viel günstiger. Also lieber für die letzten Tage vor Ort (oder wie auch immer der Reiseverlauf ist) von zu Hause aus fest buchen - günstiger und stessfreier.
Nach unserer Erfahrung mit der Absteige haben wir jeweils von der Rezeption unseres Hotels das nächste Hotel vorbestellt. Der Portier nimmt gegen einen kleien Obulus von 10$ gerne den Telefonhörer in die Hand und ist hilfsbereit!
Ansonsten! Es erwartet euch eine faszinierende Reise mit abwechslungsreichen Landschaften, freundlichen Menschen, leckerem Essen und einer tollen Mischung aus Antike, Kolonialem und einer bunten Gegenwart! Viel Spaß!

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Mexico-dude« (2. Dezember 2011, 23:59)


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Samstag, 3. Dezember 2011, 17:57

Sehr schöner Bericht :TOP:

:danke:, auch für deine PN.
Ehrlichkeit verlangt nicht, dass man alles sagt, was man denkt.
Ehrlichkeit verlangt nur, dass man nichts sagt, was man nicht auch denkt.

Helmut Schmidt