Wer in Prag ist und sich über die wirklich schöne (wären da nur nicht die Menschenmassen...) Karlsbrücke kämpft, der sieht auch sehr viele Ausflugsschiffe über die Moldau tuckern. Bootsausflüge jeglicher Art werden angeboten. Lunch-, Dinner- und Partytouren, Kurztrips von ca. 45 Minuten Dauer, etc.. Insgesamt ein gut organisiertes und durchdachtes Massentourismusgeschäft. Wir entschieden uns nicht auf bzw. vor der Karlsbrücke, sondern eine Brücke daneben spontan für einen kurzen Bootstrip. Eigentlich waren wir auf dem Weg ins Jüdische Viertel, aber eine kleine Pause hätte unseren Füßen gut getan. Der Ticketverkäufer von der Elfenbeinküste war nicht nur etwas karneval- und klischeemäßig als Matrose verkleidet, sondern wirklich sehr nett und kommunikativ. Er verstand seinen Job und er versprach, dass uns das kleine Boot genau da wieder absetzt, wo wir einsteigen. Die nächste Tour sollte in 10 Minuten starten. Nun ja, für 290,- tschechische Kronen/ Person (ca. € 12,-) kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Vielleicht hätten wir misstrauisch werden sollen, da die Tour auf einem großen Plakat vor allem mit "Free beer" beworben wurde. Nach Ticketerwerb stellte sich heraus, dass wir nicht nur "Free beer" (oder Softdrink) erhalten würden, sondern auch noch wahlweise Kaffee oder Glühwein sowie Lebkuchen oder Eiscreme
Nun ja.... da standen wir dann auf einem leicht wackeligen "Behelfspier" und warteten auf das Schiff, das kommen sollte. Das erste fuhr vorbei, was hektisches Telefonieren seitens unseres "Matrosen" auslöste. Aus 10 Minuten wurden locker 20 und dann kam das kleine Böötchen (eher eine Nuss - Schale) endlich. Wir stiegen ein, die Nuss - Schale steuerte zielstrebig die Karlsbrücke an und da standen wir dann plötzlich unterhalb der Karlsbrücke an einer Art Ausflugsschiff - Hafen. Die Nuss - Schale war also nur ein Transferboot und wir mussten umsteigen auf ein etwas größeres Boot, welches in unserem Fall ca. halbvoll war. Hätte man uns auch gleich sagen können. Dann wären wir aber vermutlich nicht eingestiegen
Nachdem wir mit "Freibier" oder wahlweise "Softdrink" (0,2l Plastikbecher ein komischen Bieres aus einer Zapfanlage (landete nach dem ersten Schluck so ziemlich direkt in der Moldau) oder 0,2l Sprudel, Lebkuchen (Lebkuchenriegel mit Pflaumenmusfüllung, billigste Industrieware) oder Eis am Stil (Billigstvariante) versorgt waren (Kaffee/ Glühwein gab es nicht, braucht man aber auch nicht) ging es dann endlich los. 45 Minuten kreuz und quer über die Moldau im Bereich der Karlsbrücke. Mit massenkompatiblen Tonband - Durchsagen in den an Bord vertretenen Sprachen und natürlich einem Einspieler von Smetana's Moldau. Ok... ein paar schöne Fotomotive gab es, Freibier braucht da keiner, genausowenig wie das restliche Gedöns. Ach ja - Eintritt ins Karlsbrückenmuseum wäre auch noch dabei gewesen. Angesichts der Massen haben wir dankend verzichtet.
Das mit dem "Da ankommen, wo man eingestiegen ist" hätte sich zwar mit Transferbooten arrangieren lassen, denn das Schiff legte wieder unter der Karlsbrücke an.... aber wir sind von der Karlsbrücke aus dann doch lieber direkt wieder in ca. 5 Minuten zurückgelaufen (wenn auch auf der anderen Flusseite, aber da wollten wir ja eh hin) und dann ins Jüdische Viertel. War ja letztendlich nicht weit und nach der Tour nochmal 15 - 30 Minuten auf ein Shuttleboot warten wäre vertane Zeit gewesen.
Fazit: Natürlich sind Touren dieser Art reine Massenabfertigung. Die Tour, die wir gemacht haben, kann man sich durchaus mal geben, wenn die Füße schmerzen und man einen kleinen Teil von Prag mal aus einer anderer Perspektive sehen will. Das Preisleistungsverhältnis fand ich ok und insgesamt passte es schon. Diese Tour ist eine Sache, die man in Prag mal machen kann, aber nicht unbedingt muss. Als Schulnote würde ich eine glatte 3 vergeben. Passt, wackelt und hat Luft. Insgesamt war es schon ok.