Das Restaurante Henrique Leis befindet sich in Almancil bzw. in Vale Formoso in Richtung Areeiro und Goncinha sowie Loule und damit im sogenannten goldenen Dreieck der Algarve. Zum Flughafen Faro sind es von hier circa 17 Kilometer und eine Fahrt von und nach Albufeira dauert mit dem Auto ca. 30 Minuten. Es handelt sich dabei um ein Restaurant mit hohem Anspruch, welches nun seit dem Jahr 2000 ohne Unterbrechung einen Stern im Guide Michelin hält. Korrekt ist natürlich, dass der Stern von dem in Brasilien geborenen Patron des Restaurants erkocht wurde und gehalten wird.
Das Ambiente ist fein und gefällt mir ganz gut. Nicht zu edel aber es wirkt gepflegt, nur die Toilette fällt etwas ab. Schön finde ich die Terrasse bzw. den großen Balkon, wobei die Aussicht angesichts der Lage eher unspektakulär ist.
(Terrasse)
Wir hatten zuvor angerufen und einen Tisch reserviert, weil wir von einem relativ vollen Lokal ausgingen, was allerdings nicht der Fall war, denn es waren außer uns nicht viele Gäste anwesend. Ob das nun daran lag, dass wir an einem Mittwoch hier waren oder an der Tatsache, dass es noch Nebensaison war, wissen wir nicht - dürfte uns aber auch egal sein. Sehr schön fand ich die Idee, die reservierten Plätze nicht mit einem "Reserviert-Schild" zu versehen, sondern eine kleine Blume in einem Glasgefäß auf die Teller zu stellen.
Vorab wurden, wie für ein Restaurant in dieser Klasse allgemein üblich, Brot bzw. Brötchen und Aufstrich auf den Tisch gebracht. Allerdings läuft dies hier, wie in Portugal oft üblich, unter dem mehrfach in anderen Restaurant-Tipps erwähnten Couvert und kostet hier pro Person 4 Euro. Dafür gab es jeweils ein helles Brötchen und ein Körnerbrötchen und auf einem Glasteller angerichtet eine eckige Portion Butter sowie eine Foie gras Pastete. Da ich es persönlich mit Foie gras nicht so "habe", hätte ich mir bei der Butter etwas mehr Kreativität gewünscht. Z.B. hätte dazu etwas Fleur de Sel gereicht.
(Couvert)
Da wir an diesem Tag etwas zu feiern hatten und auch verschiedene Gerichte versuchen wollten, entschieden wir uns für das Menü des Tages, welches nur tischweise geordert werden konnte und 70 € kosten sollte. Vorgesehen waren 5 Gänge inkl. einem sogenannten Pre-Dessert plus Amuse-Gueule, auf welche ich jeweils einzeln eingehen möchte. Nur da ich grundsätzlich ohne Blitz fotografiere, werden die Bilder pro Gang etwas dunkler, bzw. passen sich dem Licht an.
Das Amuse-Gueule, welches bereits auf der Menü-Karte angekündigt wurde, was für deutsche Verhältnisse eher ungewöhnlich ist, bestand aus einem Kürbis-Curry-Shot, also einem kleinen Glas mit Kürbis und Curry Geschmack mit Schaum (Espuma). Hinzu gab es 3 kleine Kügelchen mit Schweine-Rillettes (Pottsuse) sowie Fischgeschmack (Stockfisch - Bacalhau ?) und einem Rote Beete Biskuit. Alles irgendwie interessant und wir hatten gemeinsam etwas Spaß beim "raten", was sich hinter den Kugeln verbergen könnte.
(Amuse-Gueule)
Gang 1:
wurde auf der Karte als Egg "a la Coque" with Imperial Smoked Kaviar beschrieben. Hierzu muss man erwähnen, dass das Menü zweisprachig geschrieben war (portugiesisch und englisch). In diesem Fall war das Ei kein wirkliches "à la coque" Ei sondern eine mit Rührei gefüllte Eierschale, abgedeckt mit Kaviar. Und der sonst dazu übliche gebutterte Toast war ein Stückchen Brot mit Spargel und Pesto. So zumindest mein Eindruck - was der Koch hier im Detail fabriziert hat, weiß er sicher ganz allein. Geschmacklich auf sehr hohem Niveau.
(Egg a la Coque)
Gang 2:
Beschrieben als Lobster from Algarvian Coast with Citrus Antiboise Style und auf portugiesisch als Langosta da Costa Algarvia com Citrinos "a la Antiboise". Unter der Art Antiboise, also der Zubereitung der Art von Antibes, verstehe ich persönlich zwar etwas komplett anderes, was aber der Zubereitung dieses Gerichtes kein Abbruch tat und trotzdem überzeugen konnte. Womöglich ist das Gericht einfach nur deutlich anders interpretiert. Denn die Kapern und das Gemüse waren vorhanden und die schwarzen Oliven könnten in dem "Gitter", welches den Hummer abdeckte, verarbeitet gewesen sein. Wobei: Jemand, der mit Sahne ein Problem hat, könnte hier ggf. seine Schwierigkeiten bekommen, weil er nicht damit rechnet.
(Hummer nach Henrique Leis Antiboise-Style)
Gang 3 bzw. der Hauptgang mit der Beschreibung:
Angus Beef Tenderloin with Port Wine Reduction. Die Portion eher etwas klein, dafür wieder mit etwas "Überraschungs-Kugeln", die neben etwas Gemüse auf dem Teller zu finden waren. Beim genauen Geschmackstest stellte sich heraus, dass die Schaumkugeln genau dem Gemüse, welches zusammengebunden auf dem Filet angebracht war, angepasst wurde und als Sellerie, Karotten- und Rote Beete Geschmack identifiziert wurde. Auch hier gibt es von mir für den Geschmack und das verarbeitete "Material" ein Kompliment.
(Filet vom Rind)
Gang 4 und damit das Pre-Dessert (Pre-Sobremesa):
Ab hier gab es künstliches Licht und die Bilder wurden gelb. Gelb wie das Ei, was auf den Tisch kam .... Wobei, es war nur eine Eierschale, die beim ersten Betrachten auch die Optik eines Hühnereis hatte und auch so präsentiert wurde. Der Inhalt war allerdings anders und bestand aus Vanille und Schokoladen Mousse, welches den Eidotter darstellte bzw. durch die Vanillecreme bzw. Sauce durchschimmern lies, sowie aus Feigen, die den Geschmack abrundeten. Eine nette Idee, mit einem Extra für das Auge.
(Pre - Dessert)
Dessert:
Auf der Karte als in englischer Sprache als Banana Pancakes with Pineapple and Passion Fruit angekündigt und praktisch auch so "geliefert". Die Ananas bestand aus zwei "ausgestochenen" Stücken und wurde kandiert. Das Eis (Vanille) bildete den Mittelpunkt und hatte eine Himbeere auf dem "Haupt". Umrundet mit einer mehrfarbigen Herzchen-Deko und mit etwas Puderzucker bestreut wirkte es auf mich optisch eher wie ein Dessert für Jacqueline und Kevin, gehört aber wohl zum langjährigen Dessert-Stil von Henrique Leis, der zwischenzeitlich aber auch durch diese Optik fast sofort erkannt wird. Nicht irgendwie "abgekupfert" sondern eigenständig und mit einer besonderen Handschrift.
(Dessert)
Espresso und das Zubehör:
Gut und schlecht in einem Atemzug. Der Espresso stammte von Nespresso und gilt evt. in Portugal als schick, allerdings bin ich persönlich der Meinung, dass ein erstklassiges Restaurant bzw. eines mit einem höheren Anspruch auch eine vernünftige Kaffeemaschine haben sollte und nicht auf den Knopf drücken, um eine Kapsel zu verbrauchen. Das ist für mich ein Kaffee Convenience Produkt und Convenience und gehobene Küche passen nicht zusammen - auch nicht beim Kaffee und schon zweimal nicht beim Espresso.
Das dazu gereichte Krokant war im Gegenzug erstklassig und reichlich und entschädigte für den Nespresso. Am Nachbartisch ließen sich sogar einige Gäste aus dem Osten von Europa die Reste davon einpacken und mitgeben. Der bezahlte Preis von 4 € war angesichts des Zubehörs trotzdem mehr als fair und treibt vielen Sterne-Restaurants in Deutschland, die Schamesröte ins Gesicht - zumindest teilweise. Wobei, normalerweise kostet ein Espresso in Portugal ca. 1 € - bleiben 3 € für das "Zubehör".
(Espresso und Süßigkeiten)
Wein und Weinservice:
Getrunken haben wir u.a. eine Flasche Mille e una Notte von Donnafugata und damit einen Nero d'Avola, der normalerweise als Massenwein in Deutschland bekannt ist. Die Donnafugata Winzer-Familie ist allerdings relativ bekannt und den Mille e una Notte wollte ich schon länger "testen". Vor dem Jahrgang 2005 hatte ich etwas Angst, allerdings wurde die Flasche gut gelagert und meine Befürchtung war unbegründet. Wahrscheinlich hatte der Sommelier auch eine kleine Befürchtung und die Flasche stand für günstige 60 € auf der Weinkarte. Eine Flasche aus dem Jahrgang 2007 dürfte um die 40 € und aus dem Jahr 2008 um die 30 € im Einkauf in Deutschland kosten. Für den Jahrgang 2005 dürften immmer noch über 30 € im EK aufgerufen werden, wenn er gut gelagert wurde. Für den bezahlten Preis angesichts des Michelin-Sterns und den vergleichbaren Restaurants in Deutschland, fälle ich hier ein sehr positives Urteil und auch der Sommelier verstand sein "Handwerk" und empfahl uns zu den Fischgängen einen guten Weißwein, mit dem das Restaurant wiederum Geld verdiente. Es handelte sich dabei um den Julio Bastos Dona Maria Amantis (Branco - Weißwein), der mit 45 € auf der Karte steht und dafür im Vergleich zum bestellten Rotwein eher teuer ist. Aber ich wollte ja vom Sommelier auch eine Empfehlung für einen portugiesischen Weißwein haben.
Service:
Definitiv freundlich und gut geschult und selbst beim Nebentisch gab sich die Bedienung nicht zu erkennen und unterhielt sich mit den Gästen nicht in ihrer "Muttersprache" sondern einfach nur auf Englisch. Und natürlich nochmals ein Kompliment für den Sommelier.
Preis-/ Leistung:
Als Beispiel hier einige Preise aus der Speisekarte. Vorspeisen: Jakobsmuscheln mit Miso und Dressing: 23 € - Marinierter Wildlachs mit Avocado Cannelloni und Gurken Sorbet: 21 €. Mehr Preise findet man in der Galerie.
Fazit:
Ein wirklich gutes Restaurant, welches seinem vermittelten Anspruch fast komplett gerecht wird.
Meine Meinung:
Essen:
Ambiente:
XX
Service:
X
Preis-/Leistung:
X
Gesamteindruck:
Besucht im Mai 2014