3. Tag
Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Highlands.
Die erste Station war der Loch Lommond, der größte Binnensee Großbritanniens und auch der schönste. Die Landschaft und die Farben des Sees sind einmalig. Leider war es wieder einmal bewölkt und so kam das auf den Fotos nicht so zur Geltung. Dieser See hat uns am besten gefallen.
Einer schottischen Legende nach ruhen hier die Seelen der verstorbenen Schotten und wenn ein Schotte im Ausland stirbt kehrt seine Seele zum Loch Lommond zurück. Ein ganz bekanntes schottisches Lied gibt es dazu auch. Wir gerieten richtig ins Träumen.
Leider gefällt es dort einer bestimmten Mückenart, die in Schwärmen auftritt, auch sehr gut. Die sind so klein, dass man sie fast nicht sieht aber dafür umso besser spürt. Im Juni und September hält sich das noch in Grenzen, aber im Juli und August sind diese Biester unerträglich.
Wir trennten uns sehr schwer vom Loch Lommond und fuhren weiter Richtung Argyll. Da erwartete uns ein richtig romantisches Schloss mit einem tollen Garten: Inveray Castle. Das Schloss wurde 1743 im gotischen Stil für den dritten Earl of Argyll erbaut und ist den Loire-Schlössern nachempfunden.
Im Schloss selbst ist Fotografierverbot, aber das Drumherum reicht für viele Motive. In den Innenräumen, die von der adligen Familie noch bewohnt werden, sind sehr viele Fotos auch aus der heutigen Zeit. So erfuhren wir, dass der Duke of Argyll 2002 geheiratet hat, die königliche Familie komplett auf der Hochzeit war und inzwischen drei Kinder den Stammbaum der Campbells weiter sichern. Wir staunten nicht schlecht als wir im Souvenirladen den Duke höchstpersönlich trafen, der beim Souvenirverkauf eifrig mit half.
Hinter dem Souvenirladen befindet sich ein Café in dem man essen kann. Wir stärkten uns erst einmal bevor wir den Garten erkundeten.
Inveray ist ein hübsches kleines Dörfchen aus dem 18. Jh. Mit einer besonderen Atmosphäre.
Durch das beeindruckende Tal Glencoe, von Charles Dickens „Begräbnisstätte der Riesen“ genannt, ging es nach Fort Williams. In Glencoe wurde der Clan der Mc Donalds (hat nichts mit der Fastfood-Kette zu tun) vom Campbell-Clan vernichtet. Diese Geschichte wäre zu lange für einen Reisebericht. Wen es interessiert kann es nachlesen.
Fort William ist eine Kleinstadt, die durch ihre attraktive Lage am Ufer des Loch Linnhe und am Fuße des Ben Nevis, dem höchsten Berg Schottlands, besonders interessant ist. Wir hatten das seltene Glück, auch den Gipfel zu sehen der meist im Nebel liegt. Wir waren ein bisschen enttäuscht, denn von einem Fort ist nichts mehr zu sehen.
Zu den Bergen gibt es auch eine nette Geschichte:
Einem Lord Monroe war langweilig und er kam auf die Idee, Schottland zu kartographieren und auch die Berge zu vermessen. Nach getaner Arbeit entschied er, dass alle Berge über 974 m Monroes (schottisch: Munroes) heissen. Es gibt immerhin davon 283. Inzwischen auch einen Wettbewerb unter Bergsteigern, alle 283 zu schaffen. Bis jetzt hat das noch keiner hingekriegt. Der Ben Nevis fordert jedes Jahr mehr Todesopfer als der Mount Everest.
Die Namensgebung ließ ein Mr. Corbett nicht auf sich sitzen und bestimmte, dass alle Berge von 500 m bis 974 m Corbetts heissen.
In den 60er Jahren war Marilyn Monroe sehr berühmt und da entschied man sich, nachdem man schon Monroes hatte, die kleinen Berge unter 500 m Marilyns zu nennen.
Nach dem Abendessen marschierten wir in eine Sportsbar und sahen uns das Spiel Deutschland – Niederlande an. Anfangs sehr vorsichtig, denn neben uns saßen holländische Biker. Richtige Rocker-Typen. Aber es stellte sich heraus, dass sie viel harmloser waren als sie aussahen und sie nahmen auch die Niederlage gelassen hin. Der Wirt in dem Pub war sehr gut drauf und wollte unbedingt wissen woher wir kommen. Wir hätten ihm nicht verraten sollen, dass wir Münchner sind. Der konnte sich den ganzen Abend nicht mehr beruhigen und rieb uns immer Chelsea unter die Nase. Aber es war ein sehr lustiger Abend und es wurde spät, was sich am nächsten Tag rächte denn da hatten wir die längste Strecke der Reise vor uns.