Reiseforum - Reiseberichte

Das Bella Napoli an der Stuttgarter Strasse schräg gegenüber von Kaufland in Stuttgart - Feuerbach ist ein Familienbetrieb, den es schon seit Jahrzehnten gibt. Es gibt noch ein weiteres "Bella Napoli" in Stuttgart in der Adlerstrasse, welches aber mit dem in Feuerbach nichts zu tun hat, online allerdings deutlich die Nase vorne hat. Das sei nur völlig wertungsfrei und nur um Missverständnisse zu vermeiden, nebenher erwähnt.

Das von außen auf den ersten Blick etwas chaotisch wirkende Restaurant (auch jetzt bei Schnee und Eis wird z. B. vor der Tür damit geworben, dass die Terrasse geöffnet ist... ist sie aber natürlich nicht ) hat mich schon seit Längerem gereizt. Ein gutes italienisches Restaurant muss optisch nicht 100%ig perfekt sein, solange die Küchenleistung und der Service stimmen und manchmal verbergen sich hinter sehr unperfekt wirkenden Fassaden wahre Kleinode der italienischen Küche.

An eine Platzierung der Gäste ist man dort scheinbar nicht unbedingt gewöhnt, zumindest zeigte man sich leicht irritiert, als ich artig im Eingangbereich stand und wartete, anstelle mich einfach irgendwo hinzusetzen. Vielleicht ist das Feuerbacher Publikum auch einfach etwas rustikaler. Zunächst schickte man mich in den hinteren Bereich des Restaurants, wo aber alle Tische belegt waren (immer ein gutes Zeichen!), Platz fand ich schließlich auf der ruhigen Empore rechts vom Eingang. Dort sind meiner Meinung nach die schönsten und ruhigsten Plätze.



Die Inneneinrichtung bietet wenig Basis für Kritik - ein gediegenes, gepflegtes Restaurant der Mittelklasse eben. Weisse Tischdecken, Stoffservietten auf dem Tisch, dezente Tischdeko (ich würde die Plastikkräuter zwar durch frische Kräuter ersetzen, aber bevor diese dann vertrocknen... ). Ok, das ein oder andere Bild an der Wand hängt auch etwas schief - aber das macht nichts. Passt insgesamt.

Die Speisekarte las sich recht gut - eigentlich alles da, was man in einem italienischen Restaurant so erwartet und man verbiegt sich glücklicherweise auch nicht und versucht sich nicht an Zwiebelrostbraten, Wiener Schnitzel & Co.. Mittags gibt es 2 Tagesgerichte wie z. B. in meinem Fall Pasta con Tonno für € 6,50 oder Seppia con Fagioli (Tintenfischstreifen im eigenen Sud mit Bohnen und Nudelbeilage) für € 10,50 - beide Tagesgerichte jeweils mit kleinem gemischten Salat.

Ich entschied mich für die Pasta con Tonno, die sich als reichliche Portion Rigatoni mit Thunfischsauce wie von einer italienischen Nonna präsentierte und geschmacklich durchaus überzeugen konnte. Die Rigatoni schön al dente, die Thunfisch - Tomatensauce deftig - kräftig, für meinen persönlichen Geschmack allerdings etwas zu ölig. Aber so ist das halt, wenn Oma kocht. Oma streuselt auch 70er - Jahre - mäßig mit Rastplatzdeko bzw. Petersilie herum. Muss echt nicht sein, ich mag das absolut nicht. Der kleine gemischte Salat vorweg... naja. Da war Omas Hackebeil dann wohl doch etwas zu rustikal unterwegs. Gabeltauglich war der nicht wirklich, dem Dressing fehlte "Bumms" und die Gurke hatte ihre besten Zeiten auch schon hinter sich. Die dazu gereichten Pizzabrötchen waren gut, frisch und lecker.



Die Rigatoni hingegen konnten überzeugen, nachdem die blöde Petersilie rausgefummelt wurde, machten aber auch in all ihrer Deftigkeit Lust auf einen kleinen, süßen Abschluss. Angesichts der Dessertkarte war ich etwas unentschlossen, ob ich nun Tiramisu oder Panna Cotta nehmen soll und fragte den (übrigens sehr charmanten) Kellner, was er empfehlen kann. Klar verkaufte er mir die "Dolci Santaniello Speciale" - die Dessertvariation der Eigentümerfamilie. "Schöne Portion für bella signora, nur ein bissi von die beste..." Das Dessert für € 6,60 hat mich dann angesichts der Masse, mit der ich für den Preis nicht gerechnet hätte, doch etwas erschlagen.



Eine sehr feine Panna Cotta mit Beeren, ein Tiramisu, das vielleicht noch etwas mehr Ruhezeit gebraucht hätte und ein warmer Limoncello - Kuchen mit flüssigem Kern, der zwar sehr süß, aber durchaus lecker war. Ich würde die Portion eher für 2 Personen und zum Teilen empfehlen... alleine musste ich doch schon sehr kämpfen angesichts der Masse. Aber es war auch so lecker, dass ich nichts übrig lassen wollte

Danach hätte ich eigentlich dringend einen "Verteiler" in Form von Grappa o. Ä. gebraucht... den ich mir mir aber verkniffen habe.

Insgesamt beurteile ich das Preisleistungsverhältnis als fair - nicht nur für den Mittagstisch, sondern auch auf der regulären Karte. Auszüge davon sind in der Galerie zu finden. Eine Getränkekarte habe ich leider nicht bekommen, allerdings auch nicht danach gefragt. Eine große Apfelschorle (schätzungsweise 0,4 l, das Glas hatte keinen Eichstrich) kostet € 3,-, ein Espresso € 2,-. Sicher ist Feuerbach nun nicht gerade der Nabel der Welt bzw. Stadtmitte, aber für Stuttgart sind die Preise in Relation zur Leistung schon absolut ok.

Noch ein paar Worte zum Service, der in diversen Bewertungen "anderswo" nicht allzugut abschneidet. Sicher ist der Service nicht perfekt, aber das erwarte ich in so einem Restaurant auch nicht. Etwas mediterrane Gelassenheit und auch ein wenig Hemdsärmeligkeit gehört einfach mit dazu. Und dass es bei fast vollbesetztem Restaurant manchmal auch etwas dauern kann, sollte verständlich sein. Meine Getränke, Salat mit Brot und das Tagesessen habe ich sehr zügig bekommen, nur aufs Dessert und auf die Rechnung musste ich etwas warten. Was aber auch klar ist - mittags bestellen wohl die wenigsten Gäste noch ein Dessert und schließlich befand sich auf meinem Teller auch ein warmer Kuchen mit flüssigem Kern, der vermutlich erst noch frisch gebacken werden musste. Über Unfreundlichkeit kann ich mich auch nicht beklagen. Nur die Rechnung hätte gerne etwas flotter kommen können, denn schließlich hat das Mittagspublikum in aller Regel nur eine begrenzte Zeit für eine Pause.

Fazit: Wenn es sich mal wieder irgendwie ergibt - jederzeit gerne wieder.

Meine Meinung:

Essen:
XX

Ambiente:
XX

Preis-/Leistung:
X

Service:
XX

Gesamteindruck:
XX

Besucht im Januar 2017