Reiseforum - Reiseberichte

Das "Oettinger's" findet man im Fellbacher Stadtteil Schmiden in der Stadtmitte bzw. im Ortskern. Wer mit dem Bus bzw. den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, fährt am Besten zur Haltestelle Schmiden Bühnerstraße. Die nächste S-Bahn Station befindet sich in Fellbach und nach Schmiden sind es dann zu Fuß knapp 15 Minuten - mit dem Taxi sind es max. 5 Minuten Fahrt. Für Autofahrer befinden sich in der Nähe am Abend meistens einige kostenlose Parkplätze. Als kleiner Hinweis für komplett Ortsfremde: Das Oettinger´s Restaurant ist das Restaurant des Hotel Hirsch Fellbach-Schmiden und ist nicht zu verwechseln mit dem Restaurant Hirsch in Fellbach und dem dazugehörenden Avui Restaurant von Armin Karrer.


(Eingang und Außenbeleuchtung am Abend)

Vorab sei erwähnt, dass es mir bei Restaurants mit einem hohem Anspruch auch um Kleinigkeiten geht, über die man in anderen Restaurants hinweg sehen könnte bzw. sollte und auch mir deshalb auch um Nuancen geht, die anderswo nicht einmal im Ansatz eine Rolle spielen würden. Letztendlich ist es ein "Meckern auf hohem Niveau".

Nach mehreren erfolglosen Versuchen einer Reservierung für einen Tisch am Wochenende, hat es dann doch irgendwie geklappt, weshalb ich sicher empfehle, vorab zu reservieren. Ohne Reservierung gehe ich von sehr schlechten Chancen auf ein Abendessen aus, außer man kommt etwas später und hat Glück, dass schon einige früher mit dem Essen fertig waren.

Die Begrüßung war freundlich und professionell, wobei noch etwas Wartezeit (im Stehen) angesagt war. Die Mäntel wurden abgenommen und weggebracht. Wir entschieden uns für ein 6 - Gang Menü (75 €) pro Person und haben den sechsten Gang (Käse) mit dazu genommen, da der Preisunterschied zum 5 - Gang Menü gerade mal 6 € pro Person ausgemacht hätte. Buchbar waren noch ein 3 - Gang (49€), ein 4 - Gang für 59 Euro und das 5 - Gang Menü für 69 €. Und wenn schon zum Menü begleitende Weine angeboten werden (6er Weinreise für 26 Euro), haben wir uns dafür mit entschieden. Für das 5 - Gang Menü hätten die korrespondierenden Weine dann 23 € gekostet, was ebenfalls ein sehr bescheidener Aufpreis ist. Fazit vorab: Wenn schon, denn schon: Das 6 Gänge Menü!

Einstieg ins Menü:


Frisches Brot mit Salbeicreme, Butter und Öl. Das "Ölfläschen", mit Pipette ist durchaus gelungen und findet man u.a. auch im wenig Kilometer entfernten Backnang in den Backnanger Stuben, sogar noch, nachdem aus dem Sterne-Restaurant ein Steakhaus geworden ist.

Ideal und mitgedacht: Der erste Wein kam schon jetzt auf den Tisch. Es handelte sich dabei um einen 2012er KING Weißweincuvée von Bernhard Ellwanger aus Weinstadt-Großheppach. Sollten die Weine in dieser "Bewertung" nicht zu 100% passen, sei es mir bitte verziehen, denn das Erinnerungsvermögen passt nur, so gut es geht und der Besuch war eben schon im April, aber ich werde sicher relativ nahe liegen. EK für diesen Wein etwa 10 € pro Flasche.

Es folgt das Amuse-Gueule und bei einem mit 16 Gault-Millau dekorierten Koch darf man etwas erwarten und die Erwartung wurde auch übertroffen. Gereicht wurde eine "Platte" mit jeweils 3 "Kleinigkeiten" pro Person. Darunter z.B. eine Minipizza im Schälchen.


(Amuse-Gueule Platte)


(Mini-Pizza)

Mit im Amuse-Bouche - Angebot war eine Tomatenessenz mit Klößchen. Nett präsentiert, aber eben so schmeckend, wie ein Auszug - Fond aus der Tomate im Frühjahr schmecken kann. Da hilft noch nicht einmal Maggi!



Erster Gang:
Hamachi, Rettich, Apfel
Mit Hamachi darf man die sogenannte Japanese Amberjack oder auch Yellowtail verstehen. Wir reden hier über die Bernsteinmakrele oder die Gelbschwanzmakrele, die hier gebeizt und mit schwarzem Rettich und Radieschen serviert wurde. Dazu noch etwas Creme und Apfel - Meerrettich. Einzelpreis als Vorspeise: 16 Euro. Ein geschmacklich toller erster Gang. Kritik: Es fehlt die Sauce! Nicht für den Gaumen - nur für das Auge und die Show für den ersten Menügang und dem Service die Möglichkeit zu glänzen, indem er am Tisch ein klein wenig Farbe aus der Sauciere, idealerweise in kleiner Form aus Porzellan, zum Gast auf den Teller bringt.


(Hamachi, Rettich, Apfel)

Zweiter Gang:
Coq au vin
Auf der Karte so gelesen: Ravioli vom geschmorten Schwarzfederhuhn mit 3x Champignon, Speckschaum und Perlziebeln und durchaus anders serviert als erwartet. Hahn in Wein, wunderbar interpretiert, geschmacklich wunderbar und mit dem Schaum optisch ansprechend: Kritik: was beim ersten Gang zu wenig war (Sauce-Schaum) war hier zu viel. Eine "Schaum - Umrandung" des Gerichtes würde reichen. Dazu wurde ein Wöhrwag Rosé 2012 ins Glas geschenkt! Der Wein dürfte im EK bei max. 8 Euro die Flasche liegen.





Dritter Gang:
Wildfang-Steinbutt
Das Stück vom Plattfisch mit Rotweinchicorée, Zitrone und Fenchel - Focaccia konnte im Geschmack wiederum überzeugen. Wobei der Chicorée etwas zu klein ausfiel und durch den Rotweingeschmack etwas mehr "Pep" hätte erzeugen können. Auch hier gilt - etwas mehr Farbe und Show in Form einer Sauce hätte dem Gericht unter dem Strich nicht geschadet. Hinzu kommt, dass das Focaccia etwas Flüssigkeit hätte vertragen dürfen. Der Wein dazu: Ein 2011er Grauer Burgunder vom Weingut Alexander Laible aus Durbach, zeigte sich als eine ausgezeichnete Wahl.


(Dritter Gang)


(Gebratener Steinbutt)

Vierter Gang:
Lamm - Bärlauch - Tomate
Die Überschrift lautete Lamm - Bärlauch - Tomate! Als Beschreibung im Detail des Hauptganges stand auf der Menü-Karte: Rosa gebratener Rücken mit Bohnen schwarz-weiß und Maisgrieß. Dazu sollte man wissen, dass ich bei Lamm extremst (!!!) anspruchsvoll bin und nur in in den Restaurants meines Vertrauens Lamm bestelle - wenn überhaupt. Da es hier aber Teil des Menüs war, nahm ich es als Test mit. Die Ausführung war groß bzw. großartig und Sous Vide lieferte die perfekte Garstufe. Wenn man meckern möchte, dann etwas an der Festigkeit. Fakt ist jedoch, dass ich im Oettinger's jederzeit wieder Lamm bestellen würde und dies mit Freude, was man definitiv als "Ritterschlag" bezeichnen kann. Das Restaurant hatte dazu einen Pinot Noir (Spätburgunder) von Pascal Pauget aus dem Jahr 2008 ausgesucht, welcher damals sicher gut aufgekauft wurde und heute wahrscheinlich im EK nicht unter 20 € die Flasche erhältlich ist - wenn überhaupt!


(Lammrücken)



Fünfter Gang:
Tête de Moine oder beschrieben als Mönchskopfkäse mit Orange so und so, dazu Pistazien Brioche. Nett ausgeführter kleiner Gang. Die Kumquats passten gut und der begleitende Wein (Muskateller von Wöhrwag) wies schon von Haus aus eine sehr feine Mineralität aus. Ich persönlich habe zum Käse lieber einen sehr kräftigen Roten, aber dies ist nur mein persönlicher Geschmack.




(Bild: Käse)

Sechster Gang - Dessert:
Rhabarber & Butterkeks laut Menu
Optisch überzeugend und mit allem dabei, was das Auge braucht. Nicht überladen und fein angerichtet. Mein Geschmack war es trotzdem nicht, wofür das Handwerk allerdings nichts kann. Dazu gab es einen Welschriesling und Chardonnay Mix vom Weinlaubenhof Kracher in Illmitz. Ein hochwertiger und teurer Wein.

(Bild: Dessert)

Siebter Gang:
Ja, schon fertig - alle 6 Gänge sind durch. Was folgt, ist die Pralinen-Präsentation zum Kaffee, Espresso oder Tee welche man durchaus als "großes Kino" bezeichnen darf. Die Präsentation, die Auswahl und der Geschmack können die Worte à la bonne heure wunderbar treffen. Hier hat sich jemand wirklich Mühe gegeben und meinen Nerv getroffen. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben, wer wissen will, um was es geht - kann und darf es selbst herausfinden. Ja klar, dies gibt es in vielen guten Restaurants, aber es war einfach nett und mehr als nur Petit Four.



Service:
Insgesamt bis auf ein paar kleine und unbedeutende Dinge auf einem hohen Niveau.

Preis-/Leistung:
Höchste Wertung - 75 € für das oben abgebildete Menü, dazu 26 € für die 6er Weinreise ist sehr fair. Hinzu kommt noch ein durchaus aufwendiges Amuse-Gueule und die Pralinen (Petit Four). Die Weine bewegten sich alle (bis auf den Kracher zum Dessert) auf einem normalen Level, wenn man jedoch die nötige Kalkulation für die offenen Weine berücksichtigen würde, kommt man auf einen sehr positiven Preis für den Gast!

Fazit:
Das Fazit reicht normalerweise für eine Restaurantbewertung ja auchund das ganze "Geplänkel" für die einzelnen Gänge brauchen viele beim Lesen nicht. Ich bei einem solchen Restaurant jedoch schon, weil ich wissen möchte, was im Detail Sache ist und manchmal helfen dann doch Bilder mehr als Worte. Im Klartext: Jederzeit und gerne wieder. Auch wenn es ein wenig Kritik bei den einzelnen Gängen gab, sollte man wissen, dass das Oettinger's im Hirsch einen hohen Anspruch hat und diesen auch durchaus vermitteln darf. Dass es auch 2015 nicht für einen Stern gereicht hat, halte ich persönlich für vertretbar, denn es sind noch ein paar Dinge, die den Unterschied ausmachen. Diese Dinge sind aber Kleinigkeiten bzw. Feinheiten und wenn man es mit den vergebenen Sternen in der Umgebung (also fast in Gehweite) vergleicht, macht hier auch der Preis einen großen Unterschied und dies für Kleinigkeiten. Positiv zu erwähnen sei auch, dass der Patron der Küche (Michael Oettinger) sich nach getaner Arbeit auch im Restaurant sehen lies. Ich persönlich hatte zwar keinen Bedarf zum Reden, aber ich weiß, dass dies für viele Gäste sehr wichtig ist!

Meine Meinung:

Essen:
X

Ambiente:
X

Preis-/Leistung:


Service:
X

Gesamteindruck:
X

Besucht im April 2015